Bürgerdialog in Hockenheim

Es sollen keine sozialen Brennpunkte entstehen

Großes Interesse am Bürgerdialog zum Thema "Sozialer Wohnraum" in der Hockenheimer Stadthalle

12.10.2017 UPDATE: 13.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

In der Hockenheimer Stadthalle wurde intensiv über den sozialen Wohnraum diskutiert. Foto: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Hockenheim. "Prostitution und Drogenhandel gibt es schon viel länger als Flüchtlinge in Deutschland", betont Christian Engel und versucht damit die Fragestellung eines Hockenheimer Bürgers in der Stadthalle zu relativieren. Die Frage nach Übergriffen in Hockenheim gibt er dann an den Hockenheimer Revierleiter Manfred Krampfert weiter. "Es gibt keine Auffälligkeiten hier bei uns", sagt der und ergänzt: "Es gab zwei Vorfälle mit Schwarzafrikanern - ein Exhibitionist und eine sexuelle Belästigung. Insgesamt hatten wir zehn solcher Vorfälle - sieben Deutsche, einen Italiener und die beiden Afrikaner."

Immer wieder schimmert in öffentlichen Fragerunden die Befürchtung der Menschen durch, dass von Flüchtlingen eine Gefahr ausgehe. Immer wieder versucht deshalb Oberbürgermeister Dieter Gummer deutlich zu machen, dass es bei der Suche nach "sozialem Wohnraum" keinesfalls nur um Flüchtlinge geht, sondern auch um Hockenheimer Bürger - Obdachlose und Menschen mit kleinen Einkommen.

117 Flüchtlinge werden der Rennstadt Hockenheim im vierten Quartal 2017 vom Landkreis zugewiesen. 64 hat man bereits unterbringen können. Es bleibt ein zusätzlicher Bedarf an Wohnraum für 53 Flüchtlinge. 113 obdachlose Personen sind in Hockenheim gemeldet und untergebracht, davon leben allerdings 23 im nicht mehr zumutbaren Hofweg-Gebäude. Darüber hinaus haben sich 85 Hockenheimer auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum an die Stadt gewandt. Das ergibt in der Summe 161 Menschen, die in der Großen Kreisstadt eine menschenwürdige Bleibe benötigen.

Dem hat man sich in der Hockenheimer Stadtverwaltung gestellt und versucht seit Mitte des Jahres in einem nur als außerordentlich zu bezeichnenden Bürgerdialog Standorte für Neubebauungen zu definieren. Rund 300 Hockenheimer hatten sich im Juni in die Stadthalle zum ersten Bürgerdialog dieser Art aufgemacht. 117 Bürger hatten sich danach an einer anonymen Online-Befragung mit über 1000 Einwendungen und Vorschlägen beteiligt.

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Jetzt kamen noch einmal rund 150 Hockenheimer Bürger in die Stadthalle zum zweiten Bürgerdialog. Die Kriterien zur Auswahl von maximal neun Bebauungsstandorten in Hockenheim sollten diskutiert werden. Am 25. Oktober soll der Gemeinderat die Kriterien beschließen, danach wird es eine dritte Runde in der Stadthalle geben, wo die Standorte von den Bürgern diskutiert werden. In der Dezember-Sitzung des Gemeinderats soll dann der Beschluss gefasst werden, welche Standorte in Frage kommen. Man möchte bis zum Ende des Jahres Klarheit haben in der Stadtverwaltung, wie man vorgehen soll. Ankauf von Grundstücken und Gebäuden oder Anmietung von Wohnungen. Alles muss nachbarschaftsverträglich über die Bühne gehen und bezahlbar bleiben.

Es sollen keine sozialen Brennpunkte entstehen, die Verteilung der maximal neun Standorte soll gleichmäßig über das Stadtgebiet erfolgen. Da hat einer der Gekommenen seine Zweifel. Im ehemaligen Steffele mit 40 Flüchtlingen und in der nahe gelegenen Walldorfer Straße sind bereits Flüchtlinge unter gebracht. "Und jetzt sind in der Oberen Hauptstraße noch einmal zwei Standorte vorgesehen. Das ist zuviel", sagt er. Gleichzeitig wird in der Online-Befragung angemahnt auch im Neubaugebiet Biblis 2 und Biblis 3 solche Flächen vorzusehen.

Zeit und Geld spielen eine große Rolle bei der Auswahl der Flächen. Sie müssen verfügbar und nicht zu teuer sein. Es dürfen "keine kollateralen Kosten für die Stadt entstehen", wie es ein User in der Online-Befragung ausdrückte.

Die Standorte sollen eine ÖPNV-Anbindung besitzen, Einkaufsmärkte, Grünflächen und Kindergärten sollten erreichbar sein. Es sollen kleine Einheiten entstehen. "40 Menschen wie im Steffele sehe ich bereits als eine große Einheit", so Gummer.

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