Die Kollerfähre ist die einzige Verbindung von der Kollerinsel zum badischen Festland. Foto: Lenhardt
Von Alexander Albrecht
Brühl. Noch in diesem Jahr schippert die Kollerfähre in sicheren Gewässern – aber in eine ungewisse Zukunft? Stand jetzt läuft die Finanzierung des Landes Ende 2021 aus. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist die Kollerfähre? Das Land Baden-Württemberg betreibt jährlich in den wärmeren Monaten eine Motorfähre, die die Kollerinsel über den Rhein mit Brühl verbindet. Die Halbinsel selbst liegt zwischen der Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis, in deren Verwaltungsgebiet sie fällt, und dem pfälzischen Otterstadt. Von der Pfalz aus ist die Kollerinsel das ganze Jahr lang über die L630 zu erreichen.
Warum gibt es Probleme? Die Fähre schreibt rote Zahlen. Der Rechnungshof summierte das Minus für die Jahre 2013 bis 2017 auf 740.000 Euro. Da Baden-Württemberg rechtlich nicht dazu verpflichtet sei, den Betrieb einer regionalen Ausflugsfähre aufrechtzuerhalten, empfahl die Behörde im Herbst 2019, diesen noch Ende desselben Jahres einzustellen. Nach Protesten lenkte das federführende Finanzministerium ein und sicherte die Finanzierung für die Jahre 2020 und 2021 zu.
Wie verlaufen die Argumentationslinien? Das Land befürwortet den Weiterbetrieb aus Gründen der Historie, des Naturschutzes und der Erreichbarkeit. Grün-Schwarz war aber grundsätzlich schon 2019 der Meinung, dass sich die Gemeinde Brühl an der Finanzierung beteiligen müsse. Schließlich diene der Fährbetrieb auch der Naherholung von Menschen, die in der Region lebten. Der Rhein-Neckar-Kreis hat sich auf die Seite der Gemeinde geschlagen. Dem Landratsamt zufolge ist das Schiff ein "notwendiger Bestandteil" für die verkehrliche Erschließung und Nutzung der Kollerinsel.
Und: Nach dem bis 1945 geltenden preußischen Wegerecht sei die Fähre zur öffentlichen Straße geworden und falle als Teil einer Landesstraße in die Straßenbaulast des Landes. Landrat Stefan Dallinger macht darauf aufmerksam, dass es aufgrund von Brückensanierungen in der Region zu wenige Rheinquerungen für den Autoverkehr gibt beziehungsweise deren Nutzbarkeit eingeschränkt ist. Brühls Bürgermeister Ralf Göck (SPD) spricht sich dafür aus, für die Wirtschaftlichkeit die Fährzeiten noch auszuweiten. Er ist optimistisch und erwartet eine positive Aussage des Landes zur Kollerfähre. Schließlich sei das Schiff Teil einer Landesstraße und keine innerörtliche Verbindung. Und auch wenn die Fähre im Winter nicht verkehre, sei sie doch mit einer Brücke vergleichbar.
Wie geht es weiter? Der Landtag muss dieses Jahr in seinen Etatberatungen über die Finanzierung der Fähre entscheiden, vermutlich aber erst im Herbst.
Was sagen die Landespolitiker aus der Region? Alle sprechen sich für den Erhalt der Kollerfähre aus. Bei der Finanzierung gehen allerdings die Meinungen auseinander. Andre Baumann, Landtagskandidat der Grünen und als Bevollmächtigter des Landes beim Bund auch Regierungsmitglied, regt eine Prüfung an, wie der Betrieb wirtschaftlicher werden könne, ob eine Privatisierung oder eine Beteiligung der Gemeinde Brühl und des Rhein-Neckar-Kreises an den Kosten möglich sei. Dadurch könne eine dauerhafte Lösung erreicht werden, glaubt er.
Der scheidende Grünen-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Schwetzingen, Manfred Kern, nimmt dagegen die Position des Rechnungshofs ein. Und kritisiert: "Diejenigen, die sich jetzt überzeugt zeigen, dass eine Fähre, die nur das halbe Jahr über fährt, als Landesstraße anzusehen sei und deshalb das Land allein alle Lasten zu tragen habe, verkennen die Wirklichkeit. Die Frage nach dem Landesinteresse, das Grundbedingung einer Finanzierung durch das Land ist, stellen sie nicht."
Kern teilt die Auffassung des Rechnungshofs, dass das Schiff in erster Linie als Gemeindeverbindung zwischen Brühl und der Kollerinsel mit dem dort gelegenen Pferdehof und darüber hinaus vor allem touristischen Interessen diene. Für eine dauerhafte alleinige Landesfinanzierung reiche das nicht aus. Kern vermisst eine Aussage von Gemeinde und Landkreis, "in welcher Form und Höhe sie sich eine zukünftige Beteiligung hieran vorstellen können". Einig ist er sich mit Göck darin, die Fährzeiten auszuweiten. Ein Betrieb an mehr Wochentagen und bis in die Abendstunden hin würde voraussichtlich zu einer höheren Auslastung und damit zu steigenden Einnahmen führen.
Der Schwetzinger SPD-Landtagsabgeordnete Daniel Born sprach von einem "gefährlichen Koller-Koller" der Grünen und macht sich für eine dauerhafte Finanzzusage des Landes stark. Er hat kürzlich von seinem Parteifreund, dem Brühler Kommunalpolitiker Pascal Wasow, eine Liste mit mehr als 3500 Unterschriften zum Weiterbetrieb der Kollerfähre erhalten.
Auch der CDU-Bewerber Andreas Sturm sieht das Land "weiterhin in der Zahlungsverpflichtung".