Von Nicoline Pilz
Ilvesheim. Von der "Großherzoglich-Badischen-Blindenerziehungs-Anstalt" zur "Staatlichen Schule für Blinde und Sehbehinderte": Die Schloss-Schule in Ilvesheim feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen im barocken Schlösschen an exponierter Stelle der Inselgemeinde. Seine Existenz verdankt der prachtvolle Bau in der selbstständig gebliebenen Gemeinde Friedrich Freiherr von Hundheim.
Nachdem die Schule 1868 von Freiburg nach Ilvesheim umgezogen war, erfuhr sie von den Schülerzahlen her und vor allem in pädagogischer Hinsicht eine enorme Weiterentwicklung. Gegründet wurde die damalige "Anstalt" im Jahr 1826 im Kloster Mariahof bei Donaueschingen - mit einem Schüler. 1828 zog sie mit elf Schülern nach Bruchsal, 1837 nach Freiburg und schließlich 31 Jahre später mit 38 Schülern nach Ilvesheim.
Heute sind es rund 170, betreut von 90 Lehrkräften. Im achtgruppigen Internat wohnen unter der Woche 54 Kinder und Jugendliche. Längst ist die Schloss-Schule innerhalb der Gemeinde eine feste Größe, obwohl es Leute gibt, die fragen, weshalb sie auf dem schönen Gelände nicht picknicken können. "Oder sie finden, dass wir so abgeschottet sind", erzählt Stephanie Liebers, die 2011 die Leitung der Schule übernommen hat.
Doch das sind nur wenige Stimmen zumeist von denjenigen, die sich mit der Schule nicht befasst haben. Der Zaun um die Einrichtung bietet den Schülern einen geschützten Raum, in dem sie Fahrrad oder Kettcar fahren können, ohne Gefahr zu laufen, der stark befahrenen Hauptstraße zu nahe zu kommen. Ein beruhigendes Gefühl gerade auch für die Eltern der Kinder.
Im Jubiläumsjahr will sich die Einrichtung als offene Schule präsentieren, zugleich aber auch Verständnis für ihre besondere Situation wecken. "Wir sind gerne hier und fühlen uns wohl. Das ist eine tolle Gemeinde hier", findet Liebers. So stoße man nicht nur bei Bürgermeister Andreas Metz und dem Gemeinderat stets auf offene Ohren, sondern auch bei der Bürgerschaft und den Geschäftsleuten.
"Die Geschäfte rufen bei uns an und sagen Bescheid, wenn sie ihren Laden umgeräumt haben, damit sich die Kinder zurechtfinden können", erzählt Liebers. Eine kleine Schülerfirma bringt die Post ins Rathaus, und mittlerweile ist auch der an der Schule gern und gut gespielte Goalball zur eigenen Sparte im Ilvesheimer Sportverein geworden. Ziel ist es hier, mit der Goalball-Vereinsmannschaft die Bundesliga-Qualifikation zu schaffen.
Vor der Tür steht ferner das Bundesfinale "Jugend trainiert für Paralympics", das die Ilvesheimer als Titelverteidiger und Landesmeister im Goalball bestreiten werden. Überregional bekannt ist nicht zuletzt die Reihe "Kultur im Dunkeln" mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, getragen von einer eigenen Schul-AG unter der Leitung von Gunter Bratzel.
Ihr vielfältiges Angebot für blinde, seh- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche sowie das pädagogische Konzept will die Schloss-Schule vor allem beim 200-jährigen Gründungsjubiläum in acht Jahren betonen. Bis dahin wird sie sich nochmals weiterentwickelt und weiter vernetzt haben.
Start der Feiern zum 150. Geburtstag der Schloss-Schule ist am morgigen Freitag mit einem internen Konzert unter dem Titel "Hits aus 150 Jahren" - diverse Schulhymnen inklusive. Am Sonntag, 22. April finden Führungen übers Gelände und in der Schule statt, am 6. Mai soll, falls es nicht regnet, ein Picknick im Park stattfinden. Am 7. Juli steigt das große Sommerfest, und schließlich ist, neben weiteren Veranstaltungen, am 27. September um 19 Uhr eine öffentliche Gemeinderatssitzung in der Schloss-Schule anberaumt. Eine gute Gelegenheit, kommunalpolitische Arbeit nebst Schule kennenzulernen.