Stellten bereits am Dienstagabend die Fieberambulanz vor (v.l.): Lutz Hager (stellvertretender Geschäftsführer der Zero-Praxen), Hans Jürgen Scholz (Vorsitzender des Ärztenetzes Schwetzingen) und Michael Eckstein, Vorsitzender des Ärztenetzes Hockenheim. Foto: len
Von Alexander Albrecht
Schwetzingen. In den ehemaligen Räumen des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts in Schwetzingen nimmt die zentrale Fieberambulanz für den südwestlichen Rhein-Neckar-Kreis heute ihren Betrieb auf. Mediziner untersuchen und behandeln Patienten mit fieberhaften Infekten bei Verdacht auf Corona. Ziel ist, die niedergelassenen Ärzte und Kliniken zu entlasten. Die Zero-Praxen haben in Kooperation mit den Ärztenetzen Schwetzingen und Hockenheim die Behelfpraxis in der Markgrafenstraße 2/9 am Neuen Messplatz aufgebaut.
Diese besteht aus einem Behandlungs- und einem Empfangszimmer sowie Räumen für das medizinische Personal. "Es gelten erhöhte Schutzbedingungen. Das heißt, es wird immer nur ein Patient in der Ambulanz behandelt", erklärt Mieke Hoffmann, die Sprecherin der Zero-Praxen. Ein- und Ausgang seien separat voneinander. Und die Zimmer nur mit dem Notwendigsten eingerichtet, um alle Oberflächen nach jeder Untersuchung gründlich reinigen zu können.
Wichtig: Wer "verdächtige" Symptome wie Fieber, Husten, Halskratzen oder Kopf- und Gliederschmerzen verspürt, muss sich laut Mieke Hoffmann weiterhin an den Hausarzt wenden. Dieser entscheidet dann, ob der Patient ins Krankenhaus muss oder er vereinbart einen Termin in der Ambulanz. Dorthin kann er auch Covid-19-Erkrankte überweisen, die er in seiner Praxis nicht (mehr) behandeln kann.
Das Team der Fieberambulanz untersucht zudem Patienten, wenn in der GRN-Klinik Schwetzingen Engpässe bestehen. Folgende Behandlungen sind vorgesehen: Blutentnahme, Urintest, Ultraschall, Abhören der Lunge, Sauerstoff- und Blutdruckmessungen. Ebenfalls vor Ort ist ein Abstrich möglich. Hierbei orientieren sich die Ärzte an den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI). Alle Behandlungsschritte werden dokumentiert und per Fax an die Hausärzte oder die stationäre Patientenaufnahme des Krankenhauses weitergeleitet. Eine Überschneidung zu den Testzentren gebe es nicht, so Hoffmann, dort werde ja "nur" diagnostiziert und nicht behandelt.
In erster Linie sollen gerade niedergelassene Hausärzte entlastet werden, die aufgrund fehlender Schutzausrüstung (die RNZ berichtete mehrfach) keine Patienten mit Infektsymptomen untersuchen können. Dank der Fieberambulanz können die ambulanten Versorgungsstrukturen in den Praxen aufrechterhalten werden.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat Vertragsärzte dazu aufgerufen, regionale Ambulanzen einzurichten. "85 Prozent aller Corona-Erkrankten in Deutschland werden von niedergelassenen Medizinern behandelt. Auch unter aktuell sehr schwierigen Bedingungen sind die Ärzte in der Region Schwetzingen und Hockenheim für ihre Patienten da und haben die Fieberambulanz mit außerordentlichem Einsatz auf die Beine gestellt", sagt Prof. Dr. Peter Rohmeiß, Geschäftsführer der Zero-Praxen, laut einer Mitteilung. "Dadurch können wir Ansteckungsrisiken in den Praxen minimieren, Patienten sowie medizinisches Personal besser schützen und die knappen Ressourcen von Schutzausrüstung effektiv einsetzen."
Rohmeiß sieht die Fieberambulanz zudem als "Schutzwall für die umliegenden Krankenhäuser", die so vor einer Überlastung bewahrt werden könnten. "Unser ambulantes wohnortnahes Versorgungssystem trägt wesentlich dazu bei, dass wir nicht so katastrophale Zustände wie in anderen Ländern erleben", ergänzt der Geschäftsführer.
Die Stadt Schwetzingen stellt die Räume für die Fieberambulanz kostenlos zur Verfügung. "Wir unterstützen sehr gerne die Einrichtung, um das Krankenhaus entsprechend entlasten zu können", sagte Erster Bürgermeister Matthias Steffan. Er dankte auch der Hospizgemeinschaft Schwetzingen, der Regionalgruppe der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (ISGL), der Reservistenkameradschaft Schwetzingen-Hockenheim und dem Radsportverein Kurpfalz Schwetzingen, dass sie ihre Räume vorübergehend zu Verfügung stellten.