So sah es am vergangenen Dienstag am Walldorfer Kreuz aus: Nach einem schweren Unfall auf der A6 (von unten links nach oben rechts) kam auch der Verkehr auf der A5 (von oben links nach unten rechts) zum Erliegen. Foto: Priebe
Von Carsten Blaue
Walldorf/Karlsruhe. Gerade ist es mal etwas ruhiger. Doch es war schon Besorgnis erregend, wie oft es auf den Autobahnen der Region in jüngster Zeit gekracht hat. Ab Mitte Oktober verging kaum ein Tag ohne mindestens einen schweren Unfall - entweder auf der A6 zwischen Hockenheim und Sinsheim oder auf der A5 zwischen Kronau und dem Walldorfer Kreuz. Meistens passierten die Unfälle an Stau-Enden vor den Baustellen. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) beobachtete die Entwicklung mit Sorge. Am Mittwoch vergangener Woche fand deshalb eine Verkehrsbesprechung statt. Darin wurde auch beschlossen, dass das Tempo auf der A6 zwischen dem Dreieck Hockenheim und dem Walldorfer Kreuz auf 80 km/h reduziert wird. "Die Umsetzung ist derzeit in Arbeit", hieß es im RP auf RNZ-Anfrage.
"Es war eigentlich absehbar, dass hier Unfälle passieren", meinte Dieter Schäfer, der Direktor der Verkehrspolizei beim Mannheimer Polizeipräsidium, welches das RP in der Unfallkommission berät. Insofern, sagte Schäfer, hätte man auch früher darauf kommen können, dass man an den neuralgischen Punkten mit der Geschwindigkeit weiter runter muss. Aber das sei eben nicht so leicht durchzusetzen. Andererseits hat sich inzwischen auch Einiges getan. So wurde die Geschwindigkeit nördlich des Walldorfer Kreuzes auf 120 km/h in den verkehrsreichen Zeiten von 6 bis 21 Uhr beschränkt. Bis Tempo 80 eingeführt ist, gelten 120 km/h Spitzengeschwindigkeit dauerhaft auch auf der A6 zwischen dem Hockenheimer Dreieck und dem Autobahnkreuz - und zwar ganztägig ohne zeitliche Begrenzung.
Fuß vom Gas soll es künftig auch südlich des Kreuzes in Fahrtrichtung Norden heißen. Hier gilt Tempo 80 zwischen 6 und 21 Uhr, in der übrigen Zeit Tempo 120. Das wird durch eine neue Form der Beschilderung angezeigt. Neu ist, dass die niedrigere Geschwindigkeit oben auf dem Schild steht, in diesem Fall die 80. Drunter steht die Geschwindigkeit, die zwischen 21 und 6 Uhr erlaubt ist, also die 120 km/h. Laut Straßenverkehrsordnung müsste es gerade anders herum sein, doch "die rechtskonforme Beschilderung" habe nur "wenig Akzeptanz erfahren", so das RP.
Südlich des Kreuzes wurde zudem eine Stauwarnanlage aufgestellt. Eine weitere mit integrierter Geschwindigkeitsanzeige werde derzeit westlich des Walldorfer Kreuzes in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Straßentechnik aufgebaut, hieß es vonseiten des RP. Eine Anzeige in dieser Form gibt es in Baden-Württemberg sonst nirgends.
Zudem erhofft sich die Behörde eine Entlastung des Walldorfer Kreuzes durch einen besseren Verkehrsabfluss an der Anschlussstelle Walldorf/Wiesloch, weil hier die Verzögerungsstreifen verlängert worden sind. Dazu wurden die Fahrbahnmarkierungen verändert. Im Bereich der Baustelle bei Kronau hat das RP die Stauwarnanlage erweitert und an die örtlichen Rückstaus angepasst. Schließlich wurden am gesamten gefährdeten Autobahnabschnitt Schilder aufgestellt, die vor den Gefahren warnen: "Digitale Schilder wären da besser gewesen", meinte Schäfer. Da könne man auch mehr anzeigen.
Was die Sicherheit der Baustellenbereiche für den Ausbau der A6 angeht, ist das Bau- und Betreiberkonsortium ViA6West im Gespräch mit dem hier zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart. Allerdings sagte eine ViA6West-Sprecherin, dass man schon vor den Unfällen viel getan habe. Stauwarnanlagen gibt es zum Beispiel auch hier, und bei den Breiten der Fahrstreifen mache man das technisch Mögliche.
Die Sprecherin meinte auf RNZ-Anfrage, aufgrund der hohen Verkehrszahlen auf der A6 seien Rückstauungen vor der Baustelle ebenso unvermeidbar wie die Unfälle, die sich hier abspielen. Auch in der Baustelle selbst krache es - "trotz aller Bemühungen". Sie sah die Gründe dafür eher bei den Verkehrsteilnehmern und zählte deren Verfehlungen auf: nicht angepasste Geschwindigkeit, nicht angepasster Abstand zum Vordermann, Ablenkung durch Mobiltelefone, Unaufmerksamkeit oder deaktivierte Notbremsassistenz-Funktion bei Lastwagen. Doch nach den schweren Unfällen prüfe man mit den zuständigen Behörden "selbstverständlich", inwiefern eine weitere Anpassung der Verkehrsführung auf der A6 geboten sei.