Zwei Sparkassen schließen insgesamt 28 Filialen in der Region
Online-Banking, niedrige Zinsergebnisse: Kreditinstitute in Heidelberg und Mannheim sehen sich zum Handeln gezwungen - Nur noch 50 statt 350 Kunden pro Woche

Wenn es um Geld geht, brauchen viele Bankkunden die Zweigstelle vor ihrer Haustür offenbar nicht mehr. Sie nutzen SB-Center oder erledigen ihre Bankgeschäfte online. Foto: Rothe
Von Harald Berlinghof
Heidelberg/Mannheim. Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet voran. Und aus Filialbesuchern werden zunehmend Internet-User. Das spüren nicht nur die Einzelhändler, sondern auch die Banken und vor allem die Sparkassen, die das dichteste Filialnetz aller Kreditinstitute vorhalten. Die Kunden nutzen verstärkt Online-Formen für Überweisungen und Service-Dienstleistungen. Dadurch sinkt die Frequenz der Filialbesuche mit der Folge, dass die Mitarbeiter vor Ort nicht mehr ausgelastet sind. Nur noch 11,4 Prozent der Sparkassenkunden legten laut Stefan Kleiber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, Wert auf eine persönliche Betreuung bei alltäglichen Bankgeschäften. Der durchschnittliche Kunde kommt nur noch ein bis zwei Mal pro Jahr in die Filiale. Trotzdem hatte der Vorstand der Sparkasse Heidelberg noch im März eine bevorstehende Ausdünnung des Filialnetzes bestritten. Jetzt war der ökonomische Druck aber offenbar zu stark geworden. Deshalb musste der Vorstand des regionalen Kreditinstituts am Freitag nach einer Verwaltungsratssitzung die Nachricht kommunizieren, dass zwölf Filialen im Geschäftsgebiet in den ersten Monaten des kommenden Jahres geschlossen werden.
Hintergrund
Geschlossen werden diese Filialen:
> Sparkasse Heidelberg: Heddesbach, Gaiberg, Leimen-Gauangelloch, Lobbach-Waldwimmersbach, Neckargemünd-Mückenloch, Neckargemünd-Waldhilsbach, Rauenberg-Malschenberg, Schönau-Altneudorf,
Geschlossen werden diese Filialen:
> Sparkasse Heidelberg: Heddesbach, Gaiberg, Leimen-Gauangelloch, Lobbach-Waldwimmersbach, Neckargemünd-Mückenloch, Neckargemünd-Waldhilsbach, Rauenberg-Malschenberg, Schönau-Altneudorf, Schwetzingen-Hirschacker, Schwetzingen-Oststadt, Wiesloch-Frauenweiler, Wiesloch-Schatthausen.
> Sparkasse Rhein Neckar Nord: Almenhof, Schriesheim-Altenbach, Feudenheim-Ost, Hemsbach-West, Käfertal-Süd, Weinheim-Königsberger Straße, Oberflockenbach, Rheingold-Center, Rosengarten, Sulzbach. Die Filialen Clignetplatz-Wohlgelegen-Mittelstraße-Herzogenried sowie Speckweg-Neueichwald-Waldhof (Hanauer Straße) werden zusammengefasst, die Filiale Seckenheim wird verlegt. hab
Wenig später folgte auch die Sparkasse Rhein Neckar Nord mit der Ankündigung, ihrerseits 16 Filialen zu schließen - bei gleichzeitig einer Neueröffnung in Benjamin-Franklin-Village. Einen starken Handlungsdruck erzeugen inzwischen allerdings auch die dauerhaft niedrigen Zinsen. "Diese schlagen sich massiv im Zinsergebnis nieder und treffen damit die Hauptertragsquelle der Sparkasse", so der Mannheimer Vorstandsvorsitzende Kleiber.
"Das macht keinen Spaß, solche Nachrichten verkünden zu müssen, aber es ist betriebswirtschaftlich nicht mehr anders zu vertreten", erklärte Kleibers Heidelberger Kollege, Vorstandsvorsitzender Helmut Schleweis, am Freitag. Nach der Schließung von zwölf Filialen werde man immer noch an 83 Standorten mit 56 Filialen und 27 SB-Centern in der Region vertreten sein. Die Schließungen sollen zwischen dem 1. Januar und spätestens dem 1. April erfolgen, so der stellvertretende Vorstandschef der Sparkasse Heidelberg, Rainer Arens.
Die Geräte für Überweisungen, Geldautomaten und Bankauszugsdrucker sollen auch nach der Schließung der Filialen zumindest vorübergehend aktiv bleiben. Gerade die Geldversorgung soll gesichert werden. Andere Service-Leistungen wie etwa Überweisungen könnten die Kunden bereits jetzt per Telefon oder Internet wahrnehmen. Um den Kunden einen in diesem Bereich verbesserten Service anbieten zu können, werde man einerseits die Öffnungszeiten der verbleibenden Filialen bis 18 Uhr (Montag bis Freitag, außer mittwochs) ausdehnen, und das Kunden-Service-Center werde per Telefon von acht bis 20 Uhr erreichbar sein.
"Im Durchschnitt besuchen 350 Kunden pro Woche unsere Filialen, in den jetzt betroffenen Filialen waren es nur noch 25 bis maximal 50", so Schleweis. Viele der Kunden nutzen ihr Smartphone oder ihren PC für ihre alltäglichen Bankgeschäfte, und viele nutzen auch Bankautomaten anderer Filialen oder SB-Center, die auf dem Weg zum Arbeitsplatz liegen oder in Einkaufszentren angesiedelt sind.
Betroffen von den Filialschließungen sind 18 Mitarbeiter der Sparkasse Heidelberg. Keiner wird allerdings seinen Arbeitsplatz verlieren, sondern in der nächstgelegenen Sparkassenfiliale eingesetzt. So bleibt auch der persönliche Kontakt der Kunden zu ihren bisherigen Sparkassen-Mitarbeitern erhalten, wenn sie die nächstgelegene Filiale besuchen.