Zu Ehren des Hofastronoms Christian Mayer wurde in Schwetzingen eine Gedenktafel angebracht. Der Astrophysiker Thomas Bührke erläuterte Mayers Wirken. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Die Spargelstadt als ein Zentrum der Astronomie und Astrophysik? Das scheint gar nicht so weit hergeholt - zumindest, wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft. Denn unter Kurfürst Carl-Theodor wirkte im Spätbarock der weit über die Grenzen der Kurpfalz hinaus berühmte Naturwissenschaftler Christian Mayer. Auf dem Schwetzinger Schloss baute er damals eine Sternwarte, die es mittlerweile längst nicht mehr gibt; auch in Mannheim ließ er später eine solche Himmelsbeobachtungsstation errichten.
Aus diesem Grund wurde jetzt in Schwetzingen eine Gedenkplatte vor dem Schloss für den bedeutenden Astronomen enthüllt. Gleichzeitig fand im Palais Hirsch eine Vortragsveranstaltung statt mit dem Thema "Vom Venus-Transit zum Schwarzen Loch".
Diesen "Tag der Astronomie" sah Oberbürgermeister René Pöltl als einen der Höhepunkte im Schwetzinger Jubiläumsjahr, das das ganze Jahr über gefeiert wird: Vor 1250 Jahren wurde Schwetzingen schließlich erstmals namentlich im Lorscher Codex genannt.
Eine historische Aufarbeitung des Themas Astronomie lieferte bei der Tagung zunächst der Mitveranstalter Wolfgang Schröck-Schmmidt. Der Astrophysiker und Publizist Thomas Bührke beleuchtete die Geschichte der Venus-Durchläufe vor der Sonnenscheibe; Kai Budde vom Mannheimer Technoseum näherte sich in seinem Beitrag im voll besetzten Palais Hirsch der Tätigkeit von Christian Mayer als Hofastronom von Kurfürst Carl-Theodor in Mannheim.
Dass der in Schwetzingen tätige Astronom Mayer auch eine enge Beziehung zu Heidelberg hatte, verdeutlichten Professor Joachim Krautter von der Heidelberger Landessternwarte und Professor Dietrich Lemke sowie Professor Thomas Henning, beide vom Max-Planck-Institut für Astronomie.
Josef Dalcolmo vom Schwetzinger Raumfahrt-Unternehmen von Hoerner & Sulger zeigte dann auf, dass der Bezug Schwetzingens zur Weltraumforschung nicht nur ein historisches Thema ist, sondern bis in die aktuelle Gegenwart hinein reicht. Lange Zeit nämlich war direkt am Schlossplatz einer der führenden deutschen Raumfahrtzulieferer angesiedelt. Und die vor zwei Jahren verstorbene Astrophysikerin Hannah von Hoerner galt international als "Kometenjägerin" von Weltruf.
Bei vielen großen Raumfahrtabenteuern zu unseren Nachbarplaneten und zu Kometen wie Halley oder "Tschuri" waren auch Geräte aus Schwetzingen an Bord, wusste Dalcolmo zu berichten. Der kleine Nanochod-Landeroboter etwa, eines der liebsten Schwetzinger "Weltraumbabys", sollte ursprünglich auf dem Merkur die Abdrücke seiner Räder hinterlassen. Doch das Projekt wurde von der Europäischen Raumfahrt Agentur (Esa) kurzfristig gestoppt.