Die Odenwaldschule in Ober-Hambach bei Heppenheim. Foto: Boris Roessler
Von Alexander Albrecht und dpa
Heppenheim. Auf dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule soll ein großer Wohn- und Ferienpark entstehen. Das Areal werde durch den Zukauf angrenzender Wiesen auf mehr als zehn Hektar vergrößert und könne in den nächsten drei Jahren fertig sein, teilte Dieter Schaller mit. Die Unternehmerfamilie aus Mannheim hatte die Odenwaldschule in Heppenheim Ende 2016 übernommen.
In der neuen Anlage werde Platz für 300 Menschen geschaffen. Zum "Wohnpark Ober-Hambach", benannt nach dem Ortsteil von Heppenheim, sollen auch Sportplätze und Ferienwohnungen gehören. Geplant sei auch ein kleines Museum, das die Geschichte der Odenwaldschule zeigt. Die insgesamt 30 Gebäude der vor mehr als 100 Jahren gegründeten Odenwaldschule sollen nach den Richtlinien des Denkmalschutzes renoviert werden.
Darin sollen jeweils vier bis fünf Wohnungen in unterschiedlichen Sanierungsvarianten von Luxus bis Standard entstehen. Im Wohnpark dürfe aber kein Haus und keine Wohnung gekauft werden, nur gemietet, "damit das einzigartige Ensemble als Ganzes erhalten bleibt", teilte Schaller weiter mit. Die Preise bezifferte der Investor nach einem Medienbericht auf sechs bis acht Euro pro Quadratmeter.
Die Unternehmerfamilie betreibt unter anderem die Werbeagentur Schaller & Partner in Mannheim. Nach eigenen Angaben haben die Käufer in der Quadratestadt und Ludwigshafen bereits denkmalgeschützte Objekte wieder instand gesetzt.
Für das Areal in Heppenheim schwebt Schaller eine "bunt zusammengewürfelte Dorfgemeinschaft" vor, in der Singles, Künstler und Esoteriker sich ebenso wohl fühlen wie Schickimickis oder Yuppies. Schaller plant auch einen Fußballplatz, eine Halfpipe, ein Basketballfeld und andere Freizeiteinrichtungen. Zum Kaufpreis will er sich nicht äußern. Schaller erwartet aber nicht, dass das Projekt Gewinne abwirft. Vielmehr wolle er "schmerzfrei rauskommen".
Die letzten Jahre der Privatschule wurden von Enthüllungen über sexuelle Missbrauchsfälle von Lehrern an Schülern überschattet. Die Übergriffe liegen lange zurück und kamen kurz vor dem 100. Geburtstag der Privatschule 2010 ans Licht. Ein offizieller Bericht sprach von mindestens 132 Opfern, die Dunkelziffer könnte noch deutlich höher liegen. Die Schule galt als Vorzeigemodell für Reformpädagogik.
Ihr gelang nach dem Bekanntwerden des Missbrauchs-Skandals aber kein wirklicher Neuanfang mehr. Da gerade die Zahl der zahlenden Internatsschüler deutlich zurückging, traten verstärkt finanzielle Probleme auf. Die Odenwaldschule musste schließlich Insolvenz anmelden und wurde abgewickelt. Der Schulbetrieb endete Anfang September 2015.