Fahrradschnellweg Rhein-Neckar

Vor allem Pendler sollen profitieren

Fahrradschnellweg Rhein-Neckar ist eines der "Leuchtturmprojekte" im Land

05.07.2017 UPDATE: 06.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Für Fahrradfahrer soll es in Zukunft schnell gehen zwischen Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Schifferstadt. Foto: dpa

Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. "Freie Fahrt für freie Bürger". Geprägt wurde der Satz vom ADAC im Jahr 1974, um sich gegen ein Tempolimit auf Autobahnen zu positionieren. Weitaus fortschrittlicher klingt derselbe Satz aber aus dem Mund von Fahrrad-Enthusiasten, die Verbesserungen bei der Fahrradinfrastruktur einfordern. Auch außerhalb der Städte sollen ausgebaute Fahrradschnellwege für mehr Sicherheit und für mehr Schnelligkeit sorgen. Diese Forderung ist mittlerweile in vielen Länderministerien, auch in Stuttgart, angekommen. Dort will man bis zu zehn Fahrradschnellwege im Ländle voran bringen. Drei davon sind als so genannte "Leuchtturmprojekte" der Radmobilität definiert - mit entsprechenden Fördermöglichkeiten. Einer soll mitten durch die Metropolregion Rhein-Neckar führen und ist ein Zukunftsprojekt des Verbandes Region Rhein-Neckar (VRRN).

Von Heidelberg über Mannheim und Ludwigshafen bis Schifferstadt soll der Radschnellweg führen. Eine Machbarkeitsstudie dazu, die von den fünf betroffenen Städten und Kreisen - Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Rhein-Neckar-Kreis und Rhein-Pfalz-Kreis - finanziert wurde, ist bereits abgeschlossen und hat zu positiven Ergebnissen geführt.

Mindestens vier Meter breit soll er werden. Möglichst direkt die Städte und Gemeinden miteinander verbinden. Und dem Fahrradverkehr eine weitestgehend frei Fahrt ermöglichen. Allerdings nicht zum Spaß für Rad-Raser, sondern zur Beschleunigung des beruflichen, studentischen und schulischen Pendlerverkehrs. Verbandsdirektor Ralph Schlusche spricht deshalb lieber von "Radpendlerwegen".

"Wir sind mit den Planungen in unserer Region bundesweit sehr weit mit vorne dabei", betont Schlusche. Ein exakter Trassenverlauf stehe aber noch nicht fest. "Der Korridor soll möglichst viele Bereiche mit hoher Arbeitsplatzdichte und Einwohnerzahl verbinden, um eine gute Auslastung der Schnellwege, was eine gleichzeitige Entlastung des Autoverkehrs bedeutet, zu gewährleisten", so Schlusche. Von geschätzten 2000 Fahrradfahrern täglich spricht man im Verband. Eine zweite Trasse könnte von Heidelberg und Mannheim entlang der Bergstraße in Richtung Darmstadt führen: "Unsere hessischen Kollegen arbeiten an einer Planung von Frankfurt bis Darmstadt". Und der Verband Mittlerer Oberrhein hat eine Route bis Karlsruhe in Planung. Ab Wörth auf Pfälzer Seite könnte dann die Trasse des VRRN anschließen.

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Hochburgen der Fahrradschnellwege sind Belgien und die Niederlande. Zwischen 0,5 bis zwei Millionen Euro pro Kilometer lassen sich die Niederländer ihre Fahrradautobahnen kosten. Im Verband Rhein-Neckar gibt es Stimmen, die schon 325.000 Euro je Kilometer als kritisch empfinden. Zum Vergleich: Ein Kilometer Autobahn verschlingt in normalem Gelände zwischen sechs und zwölf Millionen Euro. Angesichts dessen sind die vom Bundesverkehrsministerium zugesagten 25 Millionen Euro in diesem Jahr für Fahrradschnellwege nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Je stärker es gelingt, bereits vorhandene Fahrradwege zu nutzen und auszubauen, umso geringer sind die Kosten. Erhebliche Probleme machen Kreuzungen und Ampeln. Eine Priorisierung von Fahrrädern an Ampeln, eine Grüne Welle, angepasst an Fahrrad- und Pedelecgeschwindigkeiten, und die Nutzung von vorhandenen Überwegen, die verbreitert werden müssten, sind in der Diskussion.

Im Raum Rhein-Ruhr ist ein erster Teilabschnitt eines Fahrradschnellwegs in Betrieb. Erste Erfahrungen mit der Akzeptanz sollen gut sein. Zu einer hohen Akzeptanz müssen auch ein Winterdienst, eine Straßenbeleuchtung und eins hochwertige, komfortable Fahrbahnoberfläche beitragen: "In Ballungsräumen wird es schwierig werden den Wünschen aller gerecht zu werden", meint Schlusche. Die Passage über den Rhein soll auf der südlichen Mannheimer Brückenquerung erfolgen. "Im Stadtgebiet durchgängig eine Breite von vier Metern durchzuhalten, geht wohl nicht", prophezeit er realistisch. Auf eine Prognose, wann der erste dieser Fahrradautobahnen in Betrieb gehen könnte, will man sich beim Verband nicht einlassen.

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