Stefan Fitzenreiter wollte der Hospizbewegung etwas zurückgeben. Foto: Döring
Von Andrea Döring
Mannheim/Ludwigshafen. "Jetzt guckst du doof, ich habe es geschafft", sagt sich Stefan Fitzenreiter am Ende seiner Mopedtour durch Deutschland. Gemeinsam mit seinem Freund Norman Landgraf legte der Ludwigshafener für den Kinder- und Jugendhospizdienst "Clara" in Mannheim mehr als 3000 Kilometer zurück – auf alten DDR-Mopeds. Rund 1100 Euro Spenden sammelten die beiden. Fitzenreiters Maschine ist jetzt allerdings kaputt.
"Ich habe in Deutschland Ecken kennengelernt, wo ich vorher noch nie war", erzählt der Pfälzer. "Überall waren die Menschen aufgeschlossen und hilfsbereit", sagt er. "Von Krankheit, Sterben und Tod will nicht jeder etwas hören", weiß "Clara"-Koordinatorin Arnica Schäfer. Umso erfreulicher sei es, wenn Menschen für das Thema den Mund aufmachten.
Für den 35-jährigen Hotelfachmann Fitzenreiter war es eine Gelegenheit, gleichzeitig Urlaub zu machen und der Hospizbewegung etwas zurückzugeben. Vor zwei Jahren starb sein Vater mit 58 Jahren an Krebs. Das Ludwigshafener Hospiz Elias half dabei, sein Sterben etwas erträglicher zu machen. Von seinem Vater erbte er das Moped, das seit 1977 im Besitz der Familie ist. An ihn dachte er oft auf der langen Reise, die zunächst von Magdeburg über Berlin, Rügen, Hamburg und Hannover bis nach Westfalen führte.
In Bielefeld ereilte die Maschine der Kolbenfresser. "Zum Glück haben wir einen Händler gefunden, der noch Ersatzteile hatte", sagt Fitzenreiter. Allerdings war das Moped danach statt 60 nur noch 45 km/h langsam. Das ärgerte viele Autofahrer, die sich, so Fitzenreiter, im Gegensatz zu den Truckern oft sehr rücksichtslos verhielten. Nicht nur die Kolben waren angefressen, sondern bald auch seine Nerven.
Weiter ging es über Göttingen, Hof, Nürnberg und München. In Bayern fanden die beiden rollenden Spendensammler bei zwei DDR-Moped-Nostalgie-Clubs großzügige Unterstützung. Fitzenreiter fährt eine Simson S 50, sein Freund eine MZ RT 125/3, Baujahr 1961. Das Geld kann "Clara" gut gebrauchen. "Unsere Arbeit fängt nicht erst an, wenn jemand im Sterben liegt", erklärt die leitende Koordinatorin Josefine Lammert. Zwar vermittele der Hospizdienst auch die pflegerische oder ärztliche Versorgung, die dann die Krankenkassen übernehmen. Überwiegend übernimmt er aber psychosoziale Aufgaben.
"Die Betroffenen befinden sich in verzweifelten Lebenslagen", sagt Frauke Kühnl, Pressesprecherin der Diakonie Mannheim. Der Verband ist einer der Träger von "Clara". Kranken Kindern oder Kindern, deren Eltern oder Geschwister eine schlimme Diagnose erhalten haben, ermöglicht "Clara" ein paar schöne Stunden. "Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter gehen mit ihnen zum Beispiel in den Luisenpark oder basteln etwas zur Erinnerung", berichtet Lammer.
Von den Spenden werden die Eintrittsgelder und Materialien bezahlt. Auch für Gruppenangebote trauernder Kinder und Jugendlicher oder die Begleitung von Familien nach dem Tod ihres Kindes sind die Gelder da. Die Betroffenen kommen nicht nur aus Mannheim, sondern auch aus dem Rhein-Neckar-Kreis oder der Vorderpfalz.