Bei der Infoveranstaltung zur Konversionsfläche Stem in Seckenheim trafen die Befürworter von Renaturierung und Sportstättenbau aufeinander. Fotos: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Als "Spatz in der Hand" bezeichnet Andreas Hänssler die gerade präsentierten Pläne für ein Sportstättenkonzept auf dem Gelände der Stem-Kaserne, der mit 2,6 Hektar kleinsten Konversionsfläche in Mannheim. Das Areal liegt direkt an der Autobahn A656 zwischen Mannheim und Heidelberg und ist nach dem Brigardegeneral David H. Stem benannt. Lieber wäre dem Vorsitzenden der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Seckenheim die "Taube auf dem Dach" im Sinn einer großen Lösung mit Entwicklungsmöglichkeiten auf einer unweit gelegenen Ackerfläche in Nachbarschaft zu Schützengesellschaft und Kleintierzuchtverein.
Doch bevor man am Ende mit leeren Händen dasteht, würde er zugreifen. Nicht nur für die TSG als Mannheims mit 2600 Mitgliedern zweitstärkstem Mehrsparten-Sportverein, sondern um die lange geforderte moderne Sportstätte für den diesbezüglich unterversorgten Mannheimer Süden zu realisieren. Funktionshalle, Lehrschwimmbad, Freigelände mit Kalthalle, das alles haben die Planer im Rahmen der Machbarkeitsstudie berücksichtigt.
Doch genauso deutlich wie die TSG am Mittwoch bei der Vorstellung aller vier Planungsvarianten im Rahmen einer friedlichen Kundgebung die Dringlichkeit ihres Anliegens artikulierte, genauso nachdrücklich macht die Bürgerinitiative (BI) "Wir kriegen das geSTEMmt" ihre Forderung nach einer "gesteuerten Teilnaturierung" deutlich.
Die unmittelbaren Nachbarn der ehemaligen US-Militärkaserne stellen sich eine Entsiegelung der Fläche zugunsten von Streuobstwiese und Baumbestand ebenso vor wie die Nutzung zweier denkmalgeschützter Gebäude durch Vereine, Künstler oder für Museumszwecke. Sie fordern angemessenen Lärmschutz für ihre Siedlung Suebenheim, die durch die Nähe zur Autobahn und das benachbarte Gewerbegebiet bereits jetzt durch Krach und Feinstaub belastet sei. "Keine der Planungsvarianten entspricht unseren Vorstellungen, weil sie alle eine mehr oder weniger massive Bebauung vorsehen", erklärte BI-Sprecher Darius Khoschlessan bei der dritten Dialog-Veranstaltung.
Mehr als 250 Interessierte waren dazu gekommen. Die BI sei keinesfalls gegen Sport. "Aber nicht an dieser Stelle", so Khoschlessan. Er berief sich auf verschiedene Weißbücher und die bisherige Strukturplanung der Stadt, wonach das Gelände für Sport und Wohnen und für Gewerbe als nur eingeschränkt nutzbar eingestuft wurde.
Das sei eine allzu verkürzte Wiedergabe der Zitate, hielt Klaus-Jürgen Ammer, Leiter der Projektgruppe Konversion, dagegen. "Das Stem-Gelände wirft mit den Themen Ökologie, Naturschutz, Erschließung, ÖPVN-Anbindung und Nutzungsmöglichkeit die gleichen Fragestellungen auf, wie die großen Konversionsflächen", erklärte Ammer. Daher sei man vonseiten der Projektgruppe zunächst auch bewusst "planlos" in die Machbarkeitsstudie gegangen und habe Ideen der Bürger gesammelt. Den Antrag, die Konversionsfläche auf eine mögliche Sportnutzung hin zu prüfen, sei von allen Fraktionen gestellt worden. Dieser Aufforderung sei man gefolgt.
Zuzüglich zu den Sportstätten sieht diese Planungsvariante zur Autobahn hin einen "Büro-, Gewerbe- und Kreativhof" vor sowie in Richtung der Bestandsbebauung maximal zweigeschossigen Wohnungsbau mit Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Reihenhäuser. "Wir arbeiten nun an einer Empfehlung, die zunächst im Bezirksbeirat und dann im Ausschuss für Umwelt- und Technik vorgestellt wird, bevor es zu einer Beschlussvorlage im Gemeinderat kommt. Der Sportausschuss wird sich am 11. April mit dem Thema befassen", umriss Ammer das weitere Vorgehen. Er versprach außerdem, ein Feinstaubgutachten anfertigen zu lassen.
"Wir können uns nicht anmaßen zu entscheiden, wo die Stadt die dringend benötigte Sportstätte baut", sagte Andreas Hänssler, worauf Darius Khoschlessan entgegnete: "Die Stadt erpresst Euch". Aus den Reihen der Zuhörer wurde ebenfalls zu bedenken gegeben, dass bei einer Sportstätte so dicht an der Wohnbebauung Probleme vorprogrammiert seien - zumal die Erschließung schwierig werden könnte. Das Gelände bei den Schützen sei besser geeignet. Doch da spielt laut Ammer der Nachbarschaftsverband nicht mit, weil die Frischluftschneise beeinträchtigt werde.