Auch der prunkvolle Rittersaal im Mittelbau des Mannheimer Schlosses ist von den Modernisierungsmaßnahmen betroffen. Foto: Gerold
Von Jan Millenet
Mannheim. Die gute Nachricht vorneweg: Das Mannheimer Schloss bröckelt nicht. Dennoch - und das ist die schlechte Nachricht - steht eine zwei Millionen Euro schwere Sanierung an. Und damit einhergehend eine Schließung des Schlossmuseums mit seinen Schau- und Objekträumen vom 4. März 2019 bis voraussichtlich 26. Januar 2020. Die Klimatechnik bereitet massive Probleme. Sie muss ausgetauscht werden, um die wertvollen Ausstellungsstücke vor Schaden zu bewahren.
Eine "betrübliche Nachricht" nannte das der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG), Michael Hörrmann, als er die notwendigen Maßnahmen vorstellte. Die rund zwölf Jahre alte Anlage, die in den Ausstellungsräumen für das passende Klima sorgen soll, damit historische Bilder, Möbel, Teppiche und Musikinstrumente nicht verfallen, funktioniert nicht mehr richtig.
"Wir haben immer wieder Wasserschäden durch überlaufende Klimatruhen", erzählte er beispielhaft. Es bildet sich viel Kondenswasser in den nicht mehr modernen Apparaten. Und es sei vorgekommen, dass das ein oder andere Objekt dadurch schon leicht beschädigt wurde. Reparabel zwar, "aber durch die Reparatur ist ein Stück davon nicht mehr original", so Hörrmann.
Es gibt noch weitere Probleme, die in Anbetracht der historischen Sammlung, - darunter auch Leihgaben - prekär sind. Durch Kältebrücken entsteht Schimmel. Temperaturschwankungen sind ebenso wenig wünschenswert, um den Zustand der Originale zu erhalten. Und letztendlich gibt die alte Klimatechnik erhebliche Brummgeräusche ab, die zumindest den Besuch des Museums eher negativ beeinflussen. "Doch wir haben eine Lösung gefunden", sagte Michael Hörrmann. Und die heißt: eine neue Anlage.
Allerdings ist das eine komplexe Konstruktion. Der Vorteil der so genannten Climotion-Technik liegt vor allem darin, dass Luft von außen in die Räumlichkeiten eingeleitet wird. "Außerdem stehen die Räume mit der neuen Technik dann immer unter einem leichten Überdruck, der für eine ideale Mischtemperatur sorgt", erklärte Marco Grübbel, der beim Amt Mannheim und Heidelberg der Vermögen und Bau Baden-Württemberg Leiter der Abteilung Ingenieurtechnik ist.
Statt Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit gibt es dann eine optimale CO2-Konzentration und perfekten Luftdruck. Neben der Regelungs- und Klimatechnik werden in den Fensternischen die Klimatruhen einschließlich Rückkühlwerk komplett erneuert.
Der hohe Arbeitsaufwand macht eine längere Schließung des Museums erforderlich. "Wir müssen sämtliche Objekte ausräumen, um sie vor Staub zu schützen", sagte Uta Coburger, die für Schloss Mannheim zuständige Konservatorin der SSG. Und auch sie betonte noch einmal, dass klimatische Schwankungen dauerhafte und unwiederbringliche Schäden verursachen können.
Die Ausstellungsstücke kommen laut Coburger in das hauseigene Depot. "Doch so einen Umzug darf man nicht mit einem Wohnungsumzug vergleichen", erklärte Michael Hörrmann. Die Stücke einfach und schnell in eine Kiste zu verfrachten, sei nicht möglich. "Das muss alles präzise und abgestimmt ablaufen. Denn auch die kleinsten transportbedingten Schwankungen können den Objekten schaden."
Auch die Bauarbeiten an sich gleichen nicht dem Ausbau eines Wohnhauses. Ein Arbeitskorridor soll unter anderem dafür sorgen, dass baubedingte Beeinflussungen wie Staub in den historischen Räumen so gering wie möglich gehalten werden. "Wir sind außerordentlich froh, dass mit dem Amt Mannheim und Heidelberg von Vermögen und Bau ein funktionstüchtiger Arbeitsplan für die dringende Sanierung festgelegt werden konnte", erklärte Michael Hörrmann.
Immerhin sei das Schloss ein Schatzhaus des Landes voller Kostbarkeiten von hohem historischen, aber auch materiellem Wert. Kein Wunder daher, dass die Alarmanlage trotz fast leerer Räume in Betrieb bleibt und die Bauarbeiten streng überwacht werden.
Betroffen von den Arbeiten sind neben der Beletage und dem Rittersaal sämtliche Museumsräume. Dennoch, so der Schlossverwaltungsleiter Harry Filsinger, könne man zumindest den Veranstaltungsbetrieb aufrecht erhalten. Die dafür üblichen Räume seien weiterhin buchbar - was wiederum eine gute Nachricht ist.