Während der Kampagne 2020/21 wird es auch keinen „Weißen Ball“ im Rosengarten geben. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Kein glanzvoller "Weißer Ball" im Rosengarten, kein Prinzenpaar für Mannheim und die Kurpfalz, keine Prunksitzungen: Am Donnerstag hat die Karneval-Kommission Mannheim (KKM) bekannt gegeben, dass die Präsidenten der sieben federführenden Vereine beschlossen haben, ihre Saalfasnacht in der Kampagne 2020/21 aufgrund der derzeit gültigen Hygienebestimmungen abzusagen.
Diese Vereine stellen alljährlich das Stadtprinzenpaar. Sie halten es für nicht darstellbar, eine Fastnachtssitzung kostendeckend durchzuführen. Aus Gründen der Planungssicherheit habe man sich daher zu diesem Schritt entschieden, sagt KKM-Präsident Thomas Dörner. Die Absage ist bindend für diese sieben Vereine.
Die KKM als Dachorganisation von insgesamt 24 Vereinen – zu denen mit den "Edinger Kälble" und den "Hellesema Grumbe" aus Heddesheim auch zwei aus dem Rhein-Neckar-Kreis gehören – empfiehlt ihren Mitgliedern allerdings, ebenfalls auf die Saalfasnacht zu verzichten. Das stößt jedoch nicht bei allen auf Verständnis. Der eine oder andere hätte sich etwas mehr Kommunikation im Vorfeld gewünscht.
"Vor drei Wochen wurden wir von der KKM nach unseren Planungen gefragt, und wie wir die Lage sehen. Ohne Zwischenmeldung eines Ergebnisses kam jetzt die Info mit der Absage", sagt "Schlabbdewel"-Präsident Elmar Petzinger und teilt mit, dass die Fasnachter aus Mannheim-Friedrichsfeld zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle ihre Saalveranstaltungen absagen wollen. "Unsere finanziellen Risiken sind überschaubar, und da noch niemand weiß, was im Januar ist, möchten wir die Hoffnung nicht aufgeben", meint er.
Natürlich müsse jede Veranstaltung, die durchgeführt werde, Hand und Fuß haben und den Hygienevorschriften entsprechen. Vielleicht würden ja auch neue Formate entstehen. Auch Andreas Eder im benachbarten Stadtteil Seckenheim hält die Absage der Saalveranstaltungen für verfrüht. Im Elferrat sei man sich einig darüber, im Rahmen der geltenden Vorgaben Präsenz zeigen zu wollen. "Unsere Kampagnen-Eröffnung findet seit drei Jahren Open Air mitten im Ort statt, und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch dieses Mal hinbekommen", sagt der "Zabbe"-Präsident. Allen sei bewusst, dass die Fasnacht sicherlich nicht laufen werde wie gewohnt.
Aber warum nicht Raum lassen für kreative Ideen und schauen, was geht, statt Saalveranstaltungen bereits jetzt komplett abzusagen? Orden haben die "Zabbe" bestellt. Jedoch ohne Jahreszahl und mit einem Motto, das auch 2021/22 noch Gültigkeit hätte. Mit der potenziellen Prinzessin verhandelt man gerade, ob sie gegebenenfalls zwei Kampagnen regieren wolle.
Neuen Ideen will sich auch Oliver Althausen, "Feuerio"-Elferrat und zuständig für die Pressearbeit im Prinzen stellenden Verein, nicht verschließen. "Wir denken gerade über interne Veranstaltungen nach, die sich an Senatoren, Freunde und Förderer richten. Aber vonseiten der federführenden Vereine werden keine neuen, anderen öffentlichen Saalveranstaltungen geplant. Der ,Feuerio’ wird keinen ,Weißen Ball’ ausrichten. Wir machen keine Orden", sagt er und geht davon aus, dass die meisten auch nicht-federführenden Vereine der KKM-Empfehlung folgen werden.
Tatsächlich haben schon vor dem KKM-Beschluss die "Gowe" aus Wallstadt ihre Saalveranstaltungen abgesagt, unter Bezugnahme auf ein Schreiben der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine vom 29. Mai. "Sollte sich die Situation bis zur Fasnachtszeit entspannt haben und wir ohne Einschränkungen oder Verordnungen durchstarten dürfen, werden wir bereit sein", heißt es auf der Vereinshomepage.
"Mir blutet das Herz, aber ich kann es aus Kostengründen gegenüber meinen Mitgliedern nicht verantworten, die großen Veranstaltungen in der Feudenheimer Kulturhalle wie gewohnt zu planen", sagt Daniela Gruber vom KG "Lallehaag", der zu den federführenden Vereinen gehört und im vergangenen Jahr die Prinzessin stellte.
Unter der derzeit gültigen Abstandsregelung fehle einer jeden Saalveranstaltung zudem die Atmosphäre. Orden gibt es keine. Das zum Auftakt einer jeden Kampagne übliche Vereinsheft wird erscheinen, jedoch nicht gedruckt, sondern als Online-Version. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Straßenfasnacht. Ob der Fasnachtszug Mannheim/Ludwigshafen stattfinden wird, will die KKM gegen Jahresende in Absprache mit der Stadt entscheiden.