Rheinauer Badesee

Wut über Abfallberge und Parkchaos

Anwohner beschwerten sich beim Vororttermin mit Bürgermeister Christian Specht und der Polizei.

24.06.2021 UPDATE: 25.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Im vergangenen Jahr zog es massenhaft Menschen an den Rheinauer See – zum Ärger der Anwohner verhielten sich viele jedoch nicht sehr rücksichtsvoll. Ordnungsdezernent Christian Specht versprach Unterstützung. Foto: Privat

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Wasserski-Anlage, Tauchbereich, Angelzonen, Liegewiesen und öffentlicher Badestrand: Der zwölf Hektar große und bis zu 28 Meter tiefe Rheinauer Badesee gilt als regionaler Publikumsmagnet. Aber der Massenansturm an warmen Wochenenden sorgt regelmäßig für Chaos in der Wohnsiedlung. Die Stadtverwaltung will mit einem Konzept verärgerten Anwohnern helfen. Doch ihre Möglichkeiten sind überschaubar.

"Still ruht der See, er ladet zum Bade", träumt der Heimatdichter. Doch von Ruhe weit entfernt ist das Ufer des Gewässers im südlichsten Stadtteil Mannheims bei Sonnenschein. "Stille herrscht im Sommer nur, wenn es regnet", bringt ein genervter Anwohner seinen Ärger auf den Punkt. Beim Ortstermin mit Ordnungsbürgermeister Christian Specht (CDU) und der Polizei wird deutlich: Patentlösungen für die Problematik rund um den öffentlichen Badesee kann niemand liefern.

Zugeparkte Einfahrten und Durchgangsstraßen, versperrte Rettungswege und von Badegästen hinterlassene Abfallberge haben schon im vergangenen Jahr die Emotionen hochkochen lassen. Die Polizei hat 440 Strafzettel geschrieben, ansonsten ist recht wenig geschehen, um den Auswüchsen Einhalt zu gebieten. Und erste Erfahrungen zeigen bereits, dass wegen der Pandemiebeschränkungen in den kostenpflichtigen Schwimmbädern auch die neue Saison wieder für Missmut und Beschwerden sorgen wird.

Während der Wochentage hielten sich der Lärm und die Frequenz am überregional beliebten Freizeitareal zwar in Grenzen, sagt Hans Held vom örtlichen Siedlerverein. "Aber am vergangenen Samstag und Sonntag war hier wieder die Hölle los", ergänzt er. Von einem wahren Massenansturm auf die kühlen Fluten und seinen Folgen für die Anwohner ist die Rede.

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Beneidenswert ist der Job des Bürgermeisters an diesem Spätnachmittag nicht. Er steht zwei Dutzend besorgten Stadtteilbewohnern gegenüber. Und ein Füllhorn von Hilfsmaßnahmen gegen die überhandnehmenden Rücksichtslosigkeiten kann er auch nicht ausschütten. Doch Specht weiß um die zahlreichen "dubiosen Gestalten", die am Wochenende im Erholungsgebiet ihr Unwesen treiben.

Aber ganz mit leeren Händen steht der CDU-Mann nicht da. Das Rathaus will darüber nachdenken, wie während der Sommermonate eine Parkzone nur für die Anwohner geschaffen werden kann, um zumindest das Verkehrschaos und den Parkplatzmangel ein bisschen stärker in den Griff zu bekommen. Wie das juristisch umsetzbar ist, prüft gerade die Rechtsabteilung. Diese Freiparkplakette soll für Anwohner in jedem Fall kostenlos sein, verspricht Specht.

Zu den Gedankenspielen der Verwaltung, der vielschichtigen Problematik rund um den See Herr zu werden, zählen auch strukturelle Verbesserungen am Ufer. "In Mannheim herrscht nicht die große Grillfreiheit", macht Specht deutlich. Deshalb sollen dort spezielle Grillzonen geschaffen und genau gekennzeichnet werden. Am richtigen Platz eingerichtet könnte man einerseits Sicherheitsaspekten, andererseits Geruchsbelästigungen von direkt angrenzenden Nachbarn gerecht werden.

Specht sagt deshalb dem wilden Grillen bei erhöhten Waldbrandstufen den Kampf an. Um die Einhaltung der neuen Regeln zu gewährleisten, stehen seit Kurzem verstärkt Fuß- und Radstreifen der Polizei auf der Agenda. Diese Beamten sollen sich zudem um die steigende Zahl von Umweltverstößen kümmern. Angesichts der wachsenden Respektlosigkeit und Aggressivität gegenüber der Polizei, die Freizeitvergnügungen kontrollieren will, rechnet Bezirksbeirat Heinrich Koch nicht mit einem durchschlagenden Erfolg der Pläne. Er schlägt vielmehr mittelfristig die komplette Einzäunung des öffentlichen Geländes und die Einführung eines Besucherpasses vor.

Ort des Geschehens

Und dann ist da noch das Thema Sicherheit, denn am Rheinauer See gibt es keine DLRG-Rettungsschwimmer, die bei Badeunfällen eingreifen könnten. Das die auch tödlich enden können, zeigte sich erst wieder am vergangenen Samstag, als ein achtjähriges Mädchen im Vogelstangsee ertrank. Vor dem Hintergrund der Menschenmengen, die bei heißem Wetter zum Rheinauer Badesee pilgern, wird sich die Kommune wohl auch mit diesem Thema beschäftigen müssen.

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