Regio Schlachthof Mannheim

Hautwunden und Hiebe - Fotos und Video sollen "Grausamkeiten" beweisen

Es soll Missstände beim Umgang mit Schweinen geben. Peta schließt sich der Anzeige an.

07.06.2021 UPDATE: 09.06.2021 19:25 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Die Regio Schlachthof GmbH im Fahrlach-Gebiet. Foto: Gerold

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Eine Anzeige wegen möglicher Vergehen gegen das Tierschutzgesetz sowie verstörende Bilder von verletzten Schweinen und rüden Transportmethoden haben erneut die Staatsanwaltschaft Mannheim gegen die Regio-Schlachthof GmbH Mannheim auf den Plan gerufen. In den sozialen Netzwerken wirft die Tierschutzorganisation Peta den Betreibern des Schlachthofes "einen grausamen Umgang mit Tieren" vor. Die Tierschützer haben als Beleg aktuelle Fotos und ein Video veröffentlicht. Allerdings ist auf Detailaufnahmen nicht erkennbar, ob sie tatsächlich auf dem Schlachthofgelände entstanden sind. Die Tiere weisen Hautwunden und andere Verletzungen auf und werden mit Hieben aus dem Lkw getrieben.

Auf dem Video drückt der Transporteur das Hinterteil des Tieres am kupierten Ringelschwanz so stark nach vorne, dass das Schwein zeitweise senkrecht auf den Vorderbeinen stehen muss. "Zudem wird auch der – in unseren Augen tierschutzrelevante – Schlagstempel benutzt, mit dem Tiere für die Tötung im Schlachthaus zusätzlich gekennzeichnet werden. Diese Kennzeichnung erfolgt normalerweise auf dem Hof, als Treibhilfe ist der Schlagstempel nicht zugelassen", erklärt auf Anfrage Edmund Haferbeck, der Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung von Peta.

Er fordert Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz auf, die Tierschutz- und Hygienebestimmungen im Regio-Schlachthof gründlich prüfen zu lassen und stärkere Kontrollen durchzuführen. "Schlachthöfe wie der in Mannheim sind für die Tiere ein Ort der Angst, des Schmerzes und der Hoffnungslosigkeit. Der Betreiber versucht, sich die Situation im Schlachthof Mannheim schönzureden", glaubt der Sprecher.

Zudem weiterhin im Fokus der Tierschützer ist die nicht mehr zeitgemäße Betäubungsmethode im Mannheimer Regio-Schlachthof. "Die CO2-Methode führt zu Fehlern bei der Betäubung und ist mit erheblichen Stressfaktoren für die Tiere verbunden. Manche Schweine werden nur mangelhaft sediert und dann mit heißem Wasser übergossen. Alle wissen das, vor allem die Schlachtbranche", bedauert Haferbeck. CO2 sei billig und problemlos in großen Mengen herzustellen. Der Umstieg auf Zuführung von Edelgasen wie Helium oder Argon führe zu einer erheblichen Verbesserung der Schlachtsituation zugunsten der Schweine.

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Mannheim: Regio Schlachthof hat Insolvenz angemeldet

Die Anzeige kommt für den offenbar unrentablen Mannheimer Schlachthof zur Unzeit. Vor knapp sechs Wochen hatten die dortigen Firmen eine sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, weil sie nicht mehr kostendeckend arbeiten. Bei dieser Art des Insolvenzverfahrens bleiben drei Monate Zeit, ein Konzept für einen wirtschaftlichen Betrieb zu erarbeiten. Der Schlachthof arbeite regional, "damit Schweine von hier nicht 300 Kilometer woanders hin zum Schlachten gefahren werden müssen". Dennoch bleibe es schwierig, auf die nötigen Zahlen zu kommen, erläutert der Mannheimer Anwalt Martin Wiedemann als Generalbevollmächtigter die Situation seiner Mandanten. Die Gehälter der 27 Beschäftigten seien bisher über das Insolvenzgeld gesichert. Die Gläubiger des Unternehmens müssen bei einem eventuellen Sanierungsplan aber letztlich mitspielen.

Das ehemals städtische Fleischversorgungszentrum (FVZ) auf dem Gelände der städtischen Tochtergesellschaft MKB hält momentan Stallkapazitäten für bis zu 500 Tiere vor. Falls dort in Zukunft größere Flächen nicht mehr genutzt würden, werde die Stadt eine Weiterentwicklung des Gewerbegebietes planerisch prüfen, so eine Rathaussprecherin.

Michael Hocker, Geschäftsführer des Regio-Schlachthofes, teilte mit, dass er zu den aktuellen Vorwürfen nichts sagen werde und verwies auf seinen Anwalt Martin Wiedemann. Der Rechtsbeistand betonte auf Anfrage, dass er zu einem möglicherweise laufenden Verfahren keine Angaben machen könne. Wiedemann wies allerdings darauf hin, dass bei sämtlichen Schlachtungen das Veterinäramt als Kontrollinstanz eingebunden sei.

Update: Mittwoch, 9. Juni 2021, 19.24 Uhr


Verstoß gegen Tierschutzgesetz? Ermittlungen gegen Regio Schlachthof

Mannheim. (dpa) Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen den Regio Schlachthof in Mannheim wegen Missständen beim Umgang mit Schweinen aufgenommen. Der Vorwurf lautet auf Vergehen gegen das Tierschutzgesetz, wie eine Behördenvertreterin am Montag mitteilte. Es sei eine Anzeige eingegangen.

Die Tierrechtsorganisation Peta hatte sich nach eigenen Angaben einer bereits ergangenen Anzeige angeschlossen. Auslöser war demnach Videomaterial von mehreren Schweine-Anlieferungen aus diesem Frühjahr. Auf den Bildern seien verletzte Schweine zu sehen, viele mit teils tiefen Hautwunden. Der Betrieb sei bereits im August vergangenen Jahres mit ähnlichen Bildern negativ aufgefallen. Peta fordert, den Schlachthof dauerhaft zu schließen. Generell seien Schlachthöfe Horte der Tierquälerei.

Ort des Geschehens

Der Betrieb war am Montag zunächst nicht zu erreichen. Auf seiner Webseite ist zu lesen: "Der Regio Schlachthof Mannheim ist der Qualität, der Produktsicherheit und der Wahrung des Tierwohls verpflichtet."

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