Die wandelnde Biotonne begeisterte vor allem die kleinen Besucher. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Wie viele Erden bräuchte ich, wenn ich meinen Lebensstil wie bisher weiter pflege? Zwei, drei – oder ist das Guthabenkonto vielleicht sogar schon aufgebraucht?" Wer den von der Klimaschutzagentur aufgebauten Parcours zur Berechnung des ökologischen Fußabdrucks durchlief, erhielt darauf eine Antwort. Abgefragt wurden Ernährungs-, Mobilitäts- und Konsumverhalten und der Umgang mit Energie. Bei den meisten Teilnehmern war noch Luft nach oben. "Bei mir ist es das Konsumverhalten", stellte ein junger Mann selbstkritisch fest. Allein gelassen wurde er mit dieser Erkenntnis jedoch nicht. Denn die Sonderschau mit dem Titel "Umweltbewusst leben in Mannheim" im Obergeschoss des Rosengartens bot zahlreiche Tipps und Anregungen.
Neujahrsempfang der Stadt Mannheim 2020 - Die FotostreckeAm Stand des Eigenbetriebs Stadtraumservice Mannheim beispielsweise konnten ausgediente Mobiltelefone abgegeben werden. Der Sammelbehälter füllte sich rasch. "Die Abfallwirtschaft nimmt die Altgeräte das ganze Jahr über an", informierte Jürgen Grieb von der Abfallwirtschaft. Sinn und Zweck sei es, diese entweder wiederzuverwerten oder die darin enthaltenen Rohstoffe wie wertvolle Edelmetalle zu retten.
"Noch besser wäre es allerdings fürs Klima, wenn Handynutzer ihr Smartphone seltener wechseln und stattdessen auf modular aufgebaute Geräte setzen würden, bei denen Akku, Display und Prozessor ausgetauscht werden können", klärte IT-Experte Klaus Volbehr auf. Zwar gebe es derzeit nur zwei Hersteller, die faire Rohstoffgewinnung und Produktionsbedingungen ebenso garantieren wie umweltfreundliche Materialien. Doch wenn die innovativen Nischenprodukte sich am Markt etablieren, könnten sie aufgrund ihrer Reparaturfreundlichkeit die Nutzungsdauer des Smartphones verlängern und somit Produktionsprozesse und Transportwege reduzieren. "Für beides werden derzeit gewaltige Mengen an Ressourcen und Energie verbraucht", erklärte Grieb.
Unter dem Motto "Tschüss Einweg! Hallo Mehrweg!" hatte die Klimaschutzagentur einen "Markt der Möglichkeiten" aufgebaut. "Der Einsatz von fester Duschseife und festem Shampoo vermeidet Mikroplastik", war zu erfahren. Nicht allein aufgrund der Umverpackung aus Papier, sondern weil sie in vielen Waschlotionen selbst steckt. Katharina Ressel hielt mit dem Bienenwachstuch ein Produkt in Händen, das die Besucher gleichermaßen überraschte und begeisterte.
"Das ist im Haushalt eine natürliche und lange wiederwendbare Alternative zu Alu- und Klarsichtfolie", erklärte sie. Wie aus alten Werbebannern witzige Taschen, Schürzen oder Geldbörsen werden, zeigte das Team von Comebags. Die Kooperation des Mannheimer Grafikers Christian Tschürtz mit der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten verbindet ökologischen und sozialen Gedanken. Denn Menschen mit Behinderung sind es, die in der Textilwerkstatt die trendigen Teile nähen und als Teil der Wertschöpfungskette einen fairen Anteil vom Erlös enthalten.
Dass Gesundheit und Ernährungssicherheit von einer intakten Umwelt und stabilem Klima abhängen, legte Gastrednerin Sabine Gabrysch dar. Die Ärztin und Epidemiologin hat an der Berliner Charité die 2019 neu eingerichtete Professur für Klimawandel und Gesundheit inne.