Nationaltheater Mannheim

Wieviele Millionen steuert das Land wirklich bei?

Für die Sanierung seines Nationaltheaters braucht Mannheim dringend viel Geld. Der Bund und die Stadt sind mit einer Förderung von jeweils 80 Millionen Euro schon dabei

22.07.2018 UPDATE: 22.07.2018 16:42 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Foto: Uwe Anspach/dpa-Archiv

Mannheim. (dpa-lsw) Der CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel fordert vom Land, sich mit 80 Millionen Euro an der Sanierung des Nationaltheaters Mannheim zu beteiligen. "Wir wollen kein Trostpflaster", sagte der Mannheimer Politiker Löbel mit Blick auf Informationen aus Koalitionskreisen. Demnach wollen die Fraktionen von CDU und Grünen die Sanierung nur mit 40 Millionen Euro unterstützen.

Die Modernisierung des 60 Jahre alten denkmalgeschützten Baus kostet 200 Millionen Euro; hinzu kommen Kosten von 40 Millionen Euro, etwa für eine Ersatzspielstätte und für ein Zentrallager. An den Gesamtkosten wollen sich bislang der Bund und die Stadt mit jeweils 80 Millionen Euro beteiligen. 

Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz erklärte am Samstag: "Wir begrüßen die Förderzusage des Bundes für die Sanierung des Nationaltheaters. Die Zusage, dass sich das Land an den Sanierungskosten beteiligen wird, steht. Für mich ist klar: Wir lassen die Stadt Mannheim bei der Sanierung nicht allein." Das Nationaltheater sei das größte kommunal geführte Vierspartentheater in Europa, es nehme in der Kunstlandschaft des Landes eine besondere Stellung ein.

Hintergrund

Das Mannheimer Nationaltheater wurde 1777 von Kurfürst Carl Theodor gegründet und befand sich auf dem heutigen Schillerplatz in B 3. Ein erster Meilenstein war die Uraufführung von Friedrich Schillers Drama "Die Räuber" im Jahr 1782. Das ursprüngliche Hof- und Nationaltheater

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Das Mannheimer Nationaltheater wurde 1777 von Kurfürst Carl Theodor gegründet und befand sich auf dem heutigen Schillerplatz in B 3. Ein erster Meilenstein war die Uraufführung von Friedrich Schillers Drama "Die Räuber" im Jahr 1782. Das ursprüngliche Hof- und Nationaltheater ging im Jahr 1839 in städtische Verantwortung über und ist somit das erste kommunale Theater Deutschlands. Eine Gruppe von Bürgern leitete das Haus.

Darin begründet sich die besondere Beziehung der Mannheimer zu ihrem Theater. Das ist aber auch der Grund, weshalb sich die Finanzierung der Sanierung so schwierig gestaltet. Anders als bei den Staatstheatern in Karlsruhe und Stuttgart steht das Land nicht in der Pflicht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Theater zerstört. Deshalb entstand 1957 nach Plänen des Architekten Gerhard Weber ein Neubau am Goetheplatz. Heute steht das Mannheimer Nationaltheater unter Denkmalschutz. Eine Besonderheit für Schmucker ist die demokratische Innenarchitektur. "Auf allen Plätzen ist die Sicht gut, das ist nicht in jedem Theater der Fall." So verzichtete Weber auf Theaterlogen oder luxuriösere Sitzvarianten für Besserzahler. Dabei handelt es sich laut Andreas Schmucker um "herausragende Theaterarchitektur der Nachkriegszeit". Deshalb täte ihm und auch Opernintendant Albrecht Puhlmann ein Abriss in der Seele weh.

2012 hat das Nationaltheater sein Angebot mit der Bürgerbühne und der Jungen Bürgerbühne erneut erweitert. Seit 2013 wird das Haus von einem fünfköpfigen Direktorium des Eigenbetriebs Nationaltheater geleitet. Die einzelnen Sparten, Oper, Schauspiel, Tanz und Junges Nationaltheater, sind mit eigenen Intendanten vertreten, hinzu kommt der geschäftsführende Intendant. (oka)

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Nach Auskunft von CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart hat die CDU sich bereits in den Koalitionsverhandlungen dafür eingesetzt, den besonderen Stellenwert des Nationaltheaters in der Kunstförderung des Landes anzuerkennen. Nach der Zusage des Bundes werde man jetzt darüber reden, welchen Beitrag das Land leisten könne. "Wir stehen zu der Zusage seitens der Landesregierung, hier von Landesseite einen Beitrag zu leisten. Wir werden das in den Haushaltsberatungen zum Thema machen, der Haushaltsgesetzgeber wird über die Höhe der Finanzmittel in letzter Konsequenz entscheiden." Reinhart kündigte an, er werde sich am kommenden Samstag (28. Juli) einen persönlichen Eindruck vor Ort in Mannheim verschaffen.

Nach Worten Löbels ist die Zurückhaltung des Landes umso ärgerlicher, da der Koalitionsvertrag auf die Bedeutung des Nationaltheaters Mannheim für die gesamte Kulturlandschaft Baden-Württembergs hinweise. "Das muss Grün-Schwarz jetzt auch mit Leben erfüllen", sagte Löbel. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dürfe die Diskussion nicht einfach laufen lassen, nachdem er zuvor hohe Erwartungen in Mannheim geweckt habe. Es sei auch in Aussicht gestellt worden, dass das Land noch vor der Sommerpause seinen Beitrag beziffere.

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Die SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch fordern 80 Millionen Euro. "Der Bund fördert nicht das Mannheimer Nationaltheater damit die Landesregierung sich finanziell einen schlanken Fuß macht", teilte Fulst-Blei mit.

Der Mannheimer Gemeinderat entscheidet an diesem Dienstag im Grundsatz über die anstehende Sanierung. Aus Sicht Löbels dürfen an der Kommune keine zusätzlichen Kosten hängenbleiben.

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