Nationaltheater Mannheim

Hohe Sanierungskosten stoßen auf Widerspruch

Finanzierung der 185 Millionen Euro teuren Sanierung ist unklar - Pfalzbau in Ludwigshafen als Ausweichquartier - Stifter gesucht

16.04.2018 UPDATE: 17.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Schon vor der Sommerpause soll über die Sanierung des Mannheimer Nationaltheaters entschieden werden. Foto: Gerold

Von Gerhard Bühler

Mannheim. Wenn es nach den Planungen der Mannheimer Rathausspitze geht, soll der Mannheimer Gemeinderat noch vor der Sommerpause über die Sanierung des Nationaltheaters entscheiden. Das sorgt jedoch bei einigen Stadträten für Unzufriedenheit. Denn nach wie vor ist unklar, wer den Hauptteil der veranschlagten 185 Millionen Euro finanzieren soll. Für eine fundierte Entscheidung fehlten die nötigen Informationen, wie SPD-Stadtrat Thorsten Riehle in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses monierte: "Der Informationsstand des Gemeinderats und der Öffentlichkeit ist nicht groß, obwohl die Entscheidung schon in ein paar Wochen fallen soll."

Die SPD-Fraktion hatte schon vor einiger Zeit wichtige Fragen an die Verwaltung gerichtet, deren Antworten zur Sitzung in schriftlicher Form verteilt wurden. Über die Aussicht auf eine größere Millionensumme oder eine Kostenbeteiligung des Landes stand in der Vorlage allerdings nichts. Nur, dass sich die Theaterleute auf die Suche nach großen und kleinen Spendern und Stiftern machen wollen.

Eine "abgespeckte" und damit preiswertere Sanierung sei nicht möglich, betonte die Stadtverwaltung. Die Sanierung sei "alternativlos". Ein Neubau werde weitaus teurer kommen, geschätzt rund 400 Millionen Euro, zudem bleibe dabei die Zukunft des Bestandsgebäudes offen. Das 1957 nach dem Entwurf von Gerhard Weber im spätmodernen Stil erbaute Theaterhaus steht unter Denkmalschutz. Ein Abriss des Kulturdenkmals kommt für die Stadt nicht in Betracht.

Als Ersatzspielstätten für Oper und Schauspiel während der vierjährigen Sanierung wird die Anmietung des Ludwigshafener Pfalzbaus favorisiert. Derzeit laufen laut Stadtverwaltung diesbezüglich Gespräche. Als kleinere Spielstätte mit rund 500 Plätzen wird für das Schauspiel die Nutzung des ehemaligen Kinos im Benjamin-Franklin-Village im Stadtteil Käfertal geprüft. Dies böte den Vorteil, dass es im Anschluss als kulturelles Zentrum des neuen Stadtteils weitergenutzt werden könne, so die Verwaltung. Dazu stünden während der Schließung des Theatergebäudes weitere Verlagerungen bevor. Requisite und Maske sollen ins Probenzentrum in Neckarau umziehen. Da für Theatermaterial weitere Lagerflächen benötigt werden, könnte dafür im Hafengebiet ein neues Zentrallager gebaut werden.

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"Es ist offen, wer das bezahlen soll. Es steht nichts im Haushalt der Stadt. Wir brauchen dringend mehr Information und weitere Diskussionen", forderte Riehle, im Hauptberuf Capitol-Geschäftsführer. "Sie bekommen sofort Informationen, wenn wir sie haben. Im Moment gibt es nichts Neues zu den Kosten", versicherte Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU). "Ein Beschluss vor der Sommerpause ist kaum zu machen", zeigte sich auch FDP-Stadträtin Birgit Reinemund skeptisch. "Mir macht Sorgen, dass uns die Zeit wegläuft. Und keiner ist in Sicht, der Geld dafür geben will", schloss sich Steffen Ratzel (CDU) an. "Das Fass ist zu groß für den Kulturausschuss, wir brauchen dazu einen Workshop des Gemeinderats oder ähnliches", schlug Gerhard Fontagnier (Grüne) vor. Dort könnten die Gemeinderäte noch einmal ihre Zielvorstellungen abklären. "Wir müssen über den Stellenwert des Nationaltheaters reden, der ist nicht mehr so wie in den 1960er Jahren", meinte Riehle. Ein echtes Treue-Bekenntnis zum Nationaltheater klingt irgendwie anders.

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