So ist jeder Corona-Hotspot schnell zu erreichen: Das mobile Testlabor befindet sich im Inneren des Trucks, der am Freitag an der JVA Mannheim seine erste Station machte. Foto: Gerold
Von Marco Partner
Mannheim. Infektionen früh erkennen, Personal regelmäßig testen und bei Bedarf rasch und flexibel vor Ort sein: Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat die Baden-Württemberg Stiftung in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Mannheim eine mobile Corona-Teststation eingerichtet. Mögliche Sars-CoV-2-Erreger sollen innerhalb eines Tages erkannt und analysiert werden, auch wenn die Probanden symptomfrei sind. Da vor allem Gefängnisse ein erhöhtes Risikopotenzial bergen, macht der Truck zuerst an der Mannheimer Justizvollzugsanstalt (JVA) Station. Dann soll das mobile Testlabor an allen 17 Justizvollzugsanstalten Baden-Württembergs halt machen, um insgesamt 4300 Beschäftigte zu testen. In Zukunft könnte das wandelnde Labor aber auch Schulen, Altenheime und andere öffentliche Einrichtungen anfahren.
Im April hatten sich in der JVA sechs Insassen infiziert. Für die Häftlinge sind die Tests im mobilen Mini-Labor namens "CoVLAB" jedoch nicht vorgesehen. Aber doch für ihren Schutz. Auf dem Mitarbeiter-Parkplatz, vor den hohen Mauern samt Stacheldraht macht der weiß-blaue Truck Station. In einem Pavillon kann sich das Gefängnispersonal zunächst registrieren lassen, dann erfolgt auf freiwilliger Basis ein Rachen- und Nasenabstrich mit speziellen Wattestäbchen. Nur ein paar Schritte weiter geht es im medizinischen Sicherheitslabor schon direkt in die Auswertung. Die Abstriche werden von einem medizinisch-technischen Fachpersonal in einer Sterilwerkbank unter die Lupe genommen. Per Pipette werden die Proben in Kartuschen überführt. Von dort wandern sie weiter in ein digitales Analysegerät, das direkt an das Mannheimer Uni-Klinikum angedockt ist. Bisher werden Testungen durchgeführt, um einen bestehenden Verdacht zu bestätigen oder Infektionsketten nachzuverfolgen.
Mitarbeiter konnten sich freiwillig testen lassen
Das CoVLAB setzt dagegen auf eine "proaktive Teststrategie". Schon geringste Mengen des Viruserbguts könnten bei Beginn einer Infektion nachgewiesen werden. "Noch am selben Tag, im besten Fall sogar innerhalb von 60 Minuten folgt das Ergebnis", erläutert Laborleiter Michael Neumaier. Im Fall eines positiven Befunds werden dann umgehend die Testperson sowie das Gesundheitsamt informiert.
Justizvollzugsbeamte konnten sich freiwillig testen lassen. Foto: Gerold"Durch breit angelegte Tests können erkrankte Personen frühzeitig identifiziert, in Quarantäne geschickt und medizinisch behandelt werden. Das hoch spezialisierte Gefängnispersonal ist im Krankheitsfall nur schwer zu ersetzen. Und man muss auch die Gefahren des Hereintragens minimieren", begrüßt Justizminister Guido Wolf die Maßnahme. Nachdem die Besuchszeiten in der JVA nach den Infizierungen im April vorübergehend ganz ausgesetzt waren, seien sie nun unter Einschränkungen wieder möglich. Neue Gefangene werden aktuell noch isoliert untergebracht.
Nur zwölf Wochen verstrichen zwischen der mobilen Labor-Idee und ihrer Verwirklichung. Einer der Anlässe war der Corona-Ausbruch in einem Altenheim in Bretten bei Stuttgart, wo es zu 36 Todesfällen kam. "Das hat uns gezeigt, wir müssen rascher agieren. Wir wollten ein Angebot schaffen, das schnell und unkompliziert zum Einsatz kommt und Klarheit über die Infektionslage schafft", erklärt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, die für das Projekt bislang 1,3 Millionen Euro in die Hand nahm.
Gerade bei den aktuell wieder stark ansteigenden Fallzahlen seien Tests umso wichtiger, betont Sergij Goerdt, Dekan der Medizinischen Fakultät. Wenn sich das Leben ab Herbst wieder stärker in geschlossenen Räumen abspielt, gehe auch das Risiko einer Ansteckung nach oben. Für Inhaftierte und Gefängniswarte spielt sich der Alltag eigentlich immer dort ab. "Die Raumkapazitäten sind begrenzt, konsequentes Abstandwahren ist kaum möglich", erklärt Wolf. Nun aber hat die Einrichtung zum Schutz vor einem erneuten Infektionsausbruch ein weiteres Instrument zur Hand.