Mitarbeiter im Lager des Pharma-Großhändlers Phoenix in Gotha (Thüringen). Foto: dpa
Von Matthias Kros
Mannheim/Weinheim. Um das Infektionsgeschehen in Deutschland endlich besser in den Griff zu bekommen, sind ab sofort auch die Hausarztpraxen in die bundesweite Impfkampagne gegen das Coronavirus eingebunden. Die Belieferung und Bestellung erfolgt dabei durch den Bund über die Apotheken, die wiederum beim pharmazeutischen Großhandel bestellen. Bundesweit verteilen sollen die Impfdosen dann die 110 Großhandels-Niederlassungen, die die 19.000 Apotheken ohnehin mehrmals am Tag beliefern. Marktführer unter den Pharmagroßhändlern in Deutschland ist Phoenix Pharma in Mannheim. Das Unternehmen ist in 27 Ländern aktiv und beschäftigt rund 39.000 Mitarbeiter, die schon jetzt regelmäßig Apotheken, Ärzte und medizinische Einrichtungen mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten versorgen.
Die Mannheimer übernehmen seit Dienstag aber nicht nur die reine Auslieferung des Vakzins: Da die Apotheken jeweils einzelne Durchstechflaschen erhalten sollen, leisten die Großhändler wie Phoenix auch das sogenannte Auseinzeln und Umverpacken der Impfstoffe. Außerdem stellen sie (abhängig von Impfstoff und Anzahl der Dosen) das passende Impfzubehör wie etwa Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösung zum Verdünnen der Impfstoffe zusammen. Dieses Zubehör ist fester Bestandteil jeder Covid-19-Impfstofflieferung an die Apotheken. Hinzu kommt in dieser Woche einmalig ein sogenanntes Starterpaket von Biontech/Pfizer mit Informationsmaterialien für jede Praxis.
Die Pharmagroßhändler erhalten den Impfstoff von Biontech/Pfizer dabei ultratiefgekühlt (etwa minus 70 Grad), weniger stark gekühlt bei plus 2 bis 8 Grad geht er dann an die Apotheken, die die "Endkonfektionierung" für die Praxen übernehmen. "Die Anforderungen an Lagerung und Handling der Covid-19-Impfstoffe sind sehr hoch", fasst der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), Marcus Freitag, die Lage einer Mitteilung zufolge zusammen.
Rund 35.000 Hausärzte nehmen an der Impfkampagne teil, bundesweit sollen sie in der ersten Woche zusammen 940.000 Impfdosen erhalten – der Bedarf ist weitaus höher. Deshalb ist der Vertrieb der Dosen an strenge Vorgaben des Bundesministeriums für Gesundheit geknüpft. Apotheken dürfen die Impfstoffe demnach ausschließlich an Vertragsärzte ausliefern, die regulär Praxisbedarf bei ihnen bestellen. Privatpraxen und Betriebsärzte sind zunächst nicht Teil der Impfkampagne und sollen erst später dazukommen. Zudem müssen die Praxen die Vakzine ausschließlich über ihrem Hauptlieferanten beziehen, der Mitglied des Phagro sein muss.
Bislang erhielten die Menschen ihre Dosis vor allem in den Impfzentren. Hier ist auch der Weinheimer Logistikspezialist Transoflex gefragt, der aktuell und auch weiterhin die Impfzentren in Bayern mit Corona-Impfstoffen beliefert. Das Unternehmen hat schon allerhand Erfahrung auf diesem Gebiet: So läuft auch die Verteilung anderer Impfstoffe, zum Beispiel gegen die Grippe, seit langem maßgeblich über Transoflex. Die Lieferung der Corona-Vakzine an die Apotheken erfolge aber in der Regel über den Pharmagroßhandel, sagte ein Sprecherin am Dienstag in Weinheim. Davon abgesehen sei aber auch Transoflex jederzeit in der Lage, bundesweit alle Apotheken und Arztpraxen zu beliefern.