Muss vielleicht bald aus dem Neckar: das Museumsschiff des Technoseums. Foto: Gerold
Mannheim. (hwz) Das Museumsschiff des Technoseums könnte bald dauerhaft auf dem Trockenen liegen. Wie bereits berichtet, muss der historische Schaufelraddampfer aus dem Jahr 1929 in Kürze turnusgemäß zum Tüv. Die Kosten für die Generalüberholung auf der Werft und für eine neue Liegegenehmigung unterhalb der Kurpfalzbrücke beziffert das Technoseum mit weit über zwei Millionen Euro. Am Mittwoch hat der Stiftungsrat des Technoseums beschlossen, den für Frühjahr geplanten Werftaufenthalt auszusetzen und eine "trockene" Variante nahe des Marchivums zu prüfen.
Diese sieht vor, das Museumsschiff am rechten Neckarufer an Land zu ziehen und auf Fundamenten permanent zu sichern. Durch die Verlagerung an Land ließen sich die hohen Instandhaltungskosten senken, die die Lage im Wasser mit sich bringt. Das Prüfungsverfahren soll gemeinsam mit der Stadt Mannheim und dem Land Baden-Württemberg erfolgen. Es ist ein aufwendiger Prozess mit vielen Einzelfragen, daher rechnet Museums-Direktor Hartwig Lüdtke in sechs, vielleicht auch erst neun Monaten mit einer endgültigen Entscheidung, wo der Raddampfer künftig vor Anker gehen wird.
"Wir sind uns der Bedeutung des Museumsschiffes als technisches Kulturdenkmal bewusst und tun deshalb alles, um es zu erhalten und der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen", erklärt er und entspricht damit auch den Erwartungen der Vereine Industriekultur Rhein-Neckar und Stadtbild Mannheim. "Der Raddampfer ist in seiner Art einmalig und gehört zum Stadtbild", betonten die Vereine und schlagen zugleich ein neues Ausstellungskonzept für das unter Denkmalschutz stehende Schiff vor.
Wohl wissend, dass zunächst die Frage des Liegeplatzes in trockenen Tüchern sein muss. "Ein solches Schiff an Land zu ziehen, ist ein technisch kompliziertes, langwieriges Verfahren", weiß auch Barbara Waldkirch. Das Beiratsmitglied im Verein Stadtbild Mannheim wünscht sich einen offenen Denkprozess über das Ausstellungskonzept, das Mannheims "schiffige Vergangenheit" ebenso würdigen sollte wie die Bedeutung des Mannheimer Hafens als Wirtschaftsfaktor.
Technoseum, Stadt und Land favorisieren den Standort am Marchivum auch deshalb, weil sie glauben, dass sich der Raddampfer mit attraktiver Gastronomie als interessanter Anlaufpunkt weiterentwickeln könnte. Ali Müller, seit 2010 auf dem Museumsschiff Betreiber von "Müller’s Restaurant & Café Lounge" und mit einem auf 15 Jahre ausgelegten Pachtvertrag, ist da momentan eher zurückhaltend. Er hält den Standort für ungeeignet für seine Art von Gastronomie.
Noch bis einschließlich Silvester hat er an bekannter Stelle geöffnet. Wie es aufgrund der mehrmonatigen Restaurantschließung danach mit seiner beruflichen Existenz weiter geht, bereitet ihm Sorgen. "Wir arbeiten gut zusammen. Er weiß um die Standortoptionen, und dass wir die konkreten Ergebnisse der Prüfung abwarten müssen", erklärt Lüdtke. Man werde daher mit dem Pächter zusammensetzen, um zu überlegen, wie die nächsten Monate überbrückt werden könnten.
Fest steht: Ab 1. Dezember schließt der Ausstellungsbereich. Am 31. Dezember hat das Restaurant letztmals geöffnet. Das Schiff bleibt anschließend am aktuellen Liegeplatz, ist jedoch nicht mehr öffentlich zugänglich.