Von Olivia Kaiser
Mannheim. 40 Millionen Euro gibt es von der Landesregierung für die Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters. Grund genug für ein paar Grünen-Abgeordnete aus dem Finanzausschuss sich einmal anzuschauen, wohin genau das Geld eigentlich fließt. Im Rahmen der Januarklausur der Grünen-Landtagsfraktion Baden-Württemberg, die in Mannheim stattfand, besuchten die Politiker verschiedene Mannheimer Einrichtungen und Institutionen, darunter den Hafen, das Mafinex-Technologiezentrum und die Ganztagsschule Vogelstang.
Im Nationaltheater nahm Marcus Augsburger, Leiter der Geschäftsstelle Generalsanierung, die Abgeordneten in Empfang, nachdem der geschäftsführenden Intendant Marc Stefan Sickel ihren einige Basisinformationen über das Haus an die Hand gegeben hatte. Durch den Bühneneingang ging es zunächst in das weitläufige Foyer. Das werde auch so weitläufig bleiben, erklärte Augsburger und machte anhand des Raums den Spagat zwischen Bauverordnung und Brandschutz auf der einen sowie Denkmalschutz auf der anderen Seite klar, der bei der Generalsanierung gemeistert werden muss: "Die Feuerwehr hätte das Foyer gern mit einer Wand unterteilt, um zwei Bereiche zu erhalten. Das ist jedoch aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich." Zum Glück, wie Barbara Saebel, Sprecherin für kulturelle Liegenschaften, fand. Denn dann wäre viel Atmosphäre verloren gegangen.
Den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden, ist mitunter aber überaus schwierig. Im Opernhaus konnten sich die Politiker davon ein Bild machen. Dort sind die Wände mit einer hauchdünnen Holzschicht verkleidet, einer sogenannten Holztapete. Sie sorgt für die hervorragende Akustik, ist aber mittlerweile ziemlich unansehnlich geworden. Das hänge auch mit den klimatischen Bedingungen zusammen, so Augsburger. Momentan sei man auf der Suche nach einem Verfahren die Oberfläche denkmalschutzgerecht, aber auch lang anhaltend zu erneuern.
Dann führte er die Gruppe nach unten in den Orchesterprobenraum. Den Besuchern schlug zunächst ein etwas miefiger Geruch entgegen. Vom Fünfziger-Jahre-Charme, den die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und finanzpolitische Sprecherin Thekla Walker in Opern- und Schauspielhaus gelobt hatte, war nichts zu spüren. Kaum vorstellbar, dass in diesem kleinen Raum ein ganzes Orchester proben soll. "Das geht auch nur, wenn die Musiker einen Gehörschutz tragen", erklärte Augsburger. "Wir haben da ein großes Problem mit Schall- und Arbeitsschutz." Warum der Raum dann 1957 so konzipiert worden sei, wollte Markus Rösler wissen. "Damals war das Orchester kleiner und die Anforderungen an den Schallschutz niedriger", antwortete der Sanierungschef. Wie 1957 sah es auch im Heizungsraum aus. "Dass das Theater trotz allem so gut funktioniert, liegt nur daran, dass es Mitarbeiter gibt, die seit Jahrzehnten im Haus arbeiten und sich auskennen", verdeutlichte Augsburger. Bei der Sanierung wird die Haustechnik inklusive Beleuchtung komplett erneuert.
Das Nationaltheater ist teilweise auf einen Bunker gebaut, der als Keller genutzt wird. Allerdings wurde er nie richtig abgedichtet, so dass überall das Wasser durchsickert. Die Politiker wichen den Pfützen auf dem Boden aus und bewunderten die im Bunker gelagerten Kulissen und Requisiten. Letzte Station waren die Garderoben. Sie verfügen zwar über Tageslicht, sehen aber ansonsten ziemlich schäbig aus - mit verfärbten Wände und verschlissene Liegen. "Da muss man aber schon eine wahre Frohnatur sein, um sich da wohl zu fühlen", urteilte Theka Walker. "Diese Räume nutzen auch die Gastschauspieler", gab Marcus Augsburger zu bedenken. Kaum vorstellbar, dass Schauspielgrößen und Opernstars sich hier auf ihren Auftritt vorbereiten sollen.
"Die Sanierung ist dringend notwendig", betonte Thekla Walker nach der etwa einstündigen Führung. Man sei sich der Bedeutung des kommunalen Vier-Sparten-Theaters durchaus bewusst, deshalb habe man sich entschlossen, die 40 Millionen Euro zuzuschießen. "Jetzt haben wir uns vor Ort die Planungen angeschaut und gesehen: Das Geld wird dringend benötigt. Denn nicht nur beim Brandschutz, auch bei den Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und der technischen Modernisierung gibt es viel zu tun. Die Generalsanierung im Bestand ist dafür der richtige Weg."