Ursula Jünger (2.v.r.) und ihr Team von der Grünen Schule haben einen „Garten für Insekten“ angelegt. Foto: Luisenpark
Mannheim. (RNZ) Gleich vier Preise gab es 2020 für die Grüne Schule des Mannheimer Luisenparks: UN-Dekaden-Auszeichnungen für zwei Projekte, ein zweiter Platz beim bundesweiten Pflanzwettbewerb "Wir tun was für Bienen" und ein Sonderpreis im Rahmen des Mannheimer Umweltpreises. Die Arbeit von Ursula Jünger, Leiterin der Grünen Schule, mit ihrem Team rund um den Heilpflanzengarten als "Natur-Apotheke inmitten der Großstadt" wurde bei der UN-Dekade "Biologische Vielfalt" ebenso gewürdigt wie die Aktivitäten rund um den "Insekten-Hotspot Luisenpark". Das Projekt "Ein Garten für Insekten" war bei "Wir tun was für Bienen" in der Kategorie "Firmen-, Institutions- und Vereinsgärten" erfolgreich.
"Mit dem ‚Garten für Insekten‘ wollten wir zeigen, dass man schon bei einer Fläche in der Größe eines Vorstadtgartens unheimlich viel umsetzen kann, das den Insekten und anderen Tieren hilft", erklärt Ursula Jünger. Tatsächlich könnte jeder Gärtner zum Beispiel mit bestimmten Pflanzen, Trockenmauern, Komposthaufen, Sandlinsen, Nisthilfen, Käferburgen und Wasserstellen vielen Insekten, aber auch Vierbeinern wie Eidechsen und Igeln das Leben erheblich erleichtern und dazu beitragen, diesen Tieren neuen Lebensraum oder Flächen zur Eiablage zu bieten.
Ein Blick in den "Garten für Insekten" zeigt, dass dazu keine großen Anstrengungen notwendig sind. "Schon nach kurzer Zeit haben sich erste Erfolge eingestellt", so Jünger. Es dauerte nicht lange, bis Insekten die angebotenen Nischen nutzten, um dort Nester zu bauen. In der Sommerzeit sei ein regelrechtes Stelldichein mit Insekten-Gästen aus der ganzen Umgebung entstanden.
Beim Anlegen des "Gartens für Insekten" stieß Ursula Jünger auf ein weiteres Problem, das zunächst nahezu unsichtbar ist, aber ebenfalls zu einem großen Problem für Mensch und Tier werden kann: Plastik.
Schon kleine Änderungen helfen den Insekten
"Auch in aufgeräumten Privatgärten oder im öffentlichen Grün wird Plastik im großen Stil verwendet", sagt Jünger. Als Beispiele nennt sie Ernteverfrühungsvliese, Winterschutzvliese, Tomatenreifehauben oder Maulwurfschutznetze. Plastikfolien kämen viel zu gern zum Einsatz – etwa, um den Wuchs von Unkraut zu vermeiden.
Durch die Verwendung von plastikhaltigen Gegenständen entstehen in deren näherer Umgebung Mikroplastikpartikel, die von Menschen, Tieren und Pflanzen wieder aufgenommen werden, also in den Nahrungskreislauf zurückkehren. Ursula Jünger und ihr Team starteten einen Versuch, der ihnen einen Sonderpreis beim Umweltpreis der Stadt Mannheim einbrachte. Sie begannen, mit alternativen Naturmaterialien zu experimentieren, die anstelle von Plastik als mögliches Mittel zur Unkrautverhinderung in Frage kommen könnten. Die Versuchsfläche liegt in der ersten Etage des Gartens am Bienenhügel. Zum Einsatz kamen unter anderem Baumwollnesselstoff, Jutevlies, Kokosmatte oder Jutegewebe. Ursula Jünger besorget zudem biologisch abbaubare Vliese, deren Wirksamkeit nun ebenfalls "unter Aufsicht" stehen. Sie und ihr Team hoffen, im Frühjahr erste Beobachtungsergebnisse verbuchen zu können.
Ein neues Grüne-Schule-Projekt ist bereits in der Umsetzungsphase: Mit "Flowers for Future" hat die Grüne Schule schon im Jahr 2019 ein Begrünungskonzept für verödete und versiegelte Flächen entwickelt. Auf einer Fläche im Luisenpark wurden über 60 Pflanzenarten auf ihre Eignung, Gärten in farbenfrohe Blühoasen für Biene & Co. umzugestalten, erprobt. Das Besondere daran: Ohne großen Pflegeaufwand können mit dieser Pflanzenauswahl sonnenexponierte, trockene Gartenbereiche von Frühjahr bis Herbst in blumige Insektenparadiese verwandelt werden.
Gedacht ist das Projekt zur Aufwertung von öffentlichen Flächen, etwa für Kindergärten oder Schulen, denn die besondere Art der Bepflanzung kann unter vielen Aspekten in den Unterricht einbezogen werden.