Was man bei der Antisemitismus-Prävention beachten muss
Die Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Baustein. Die RNZ hat nachgefragt beim Anne Frank Zentrum.
Mannheim. (oka) Zu den Einrichtungen, die bei der Präventionsarbeit gegen Antisemitismus große Erfahrung haben, zählt das Anne Frank Zentrum in Berlin, mit dem die Stadt Mannheim bereits zusammengearbeitet hat. Das Zentrum ist die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam und eine Einrichtung der historisch-politischen Bildung zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust. Diese Arbeit wird verknüpft mit dem Blick auf aktuelle Erscheinungsformen von Antisemitismus und jeglicher Form der Diskriminierung. Die RNZ hat nachgefragt, was bei der Prävention wichtig ist.
> Umfassende und spezifische Prävention: "In den letzten Jahren sind bundesweit viele Projekte entstanden, die speziell zum Thema Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen arbeiten und beispielsweise den spezifischen Zusammenhang von Antisemitismus und Verschwörungsdenken berücksichtigen", informiert Franziska Göpner, die Leiterin des Bereichs Wanderausstellungen.
Gleichzeitig sei man der Ansicht, dass Antisemitismus, Rassismus sowie andere Formen von Diskriminierung und Abwertungen häufig zusammen auftreten und gemeinsam bearbeitet werden müssen. "Zusammengefasst kann man sagen, dass Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und jegliche Form der Diskriminierung in ihrer jeweiligen Spezifik betrachtet, aber gemeinsam bearbeitet werden sollten. Dabei ist es wichtig, die Perspektiven der Betroffenen von Antisemitismus einzubeziehen."
> Die Vergangenheit zählt für die Gegenwart: Antisemitische Stereotype haben eine jahrhundertelange Geschichte, und viele sind noch immer wirksam oder werden in die Gegenwart transferiert. "Aus unserer Perspektive ist es wichtig, sich mit der langen Geschichte des Antisemitismus und speziell der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust zu beschäftigen, um Antisemitismus in der Gegenwart zu verstehen und antisemitische Stereotype decodieren zu können", sagt Franziska Göpner. Die Geschichte des Antisemitismus habe schließlich nicht 1945 aufgehört, sondern reiche bis in die Gegenwart. Deshalb strebt man im Anne Frank Zentrum an, neben dem Lernen über die Geschichte auch ein Nachdenken über aktuelle antisemitische und andere abwerten Ideologien zu fördern.
"Im Rahmen der Arbeit mit unseren Wanderausstellungen zur Geschichte Anne Franks, des Nationalsozialismus und des Holocaust stellen wir diese Bezüge aktiv her. Die Ausstellungen richten sich explizit an Jugendliche." Dabei wird mit dem Ansatz des biografischen Lernens gearbeitet. Dieser umfasst sowohl eine Auseinandersetzung mit der Geschichte Anne Franks, oder anderen historischen Personen, als auch das Nachdenken über die eigene Biografie, eigene Erfahrungen mit Diskriminierung und den eigenen Vorurteilen.
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> Erwachsene in den Fokus nehmen: Wenn es um Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen geht, dann spielt das Wissen der Erwachsenen eine tragende Rolle. "Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich nicht auf Jugendliche reduzieren lässt", weiß Göpner. Mit Blick auf eine nachhaltige Präventionsarbeit sei die Zielgruppe Lehrkräfte und Sozialarbeiter aus sehr wichtig. "Es geht darum, eigene antisemitische Stereotype aktiv zu verlernen und Handlungssicherheit im Umgang mit Antisemitismus zu gewinnen." Göpner rät: Es gibt verschiedene Angebote, die speziell für diese Zielgruppen entwickelt worden sind." Die könnten beispielsweise in die reguläre Aus- und Weiterbildung integriert werden.