In dieser Unterführung wurde der Junge mit Tritten und Schlägen traktiert. Foto: Gerold
Von Anna Manceron
Mannheim-Waldhof. Für einen Jugendlichen aus dem Stadtteil Waldhof begann die Woche mit einem Albtraum: Der 14-Jährige ist am Montagabend von mehreren Jugendlichen angriffen und zusammengeschlagen worden. Laut Polizei ereignete sich der Vorfall kurz nach 18 Uhr in der Unterführung zwischen Taunusplatz und Schienenstraße. Die Jugendlichen beschimpften den 14-Jährigen, brachten ihn zu Boden und traktierten ihn mit Tritten. Wie viele Personen an dem Angriff beteiligt waren, konnte ein Polizeisprecher auf Nachfrage nicht sagen.
Der 21-jährige Bruder des Jungen war so schockiert, dass er noch am selben Abend einen Facebook-Post veröffentlichte. Darin erzählt er haargenau, was seinem jüngeren Bruder widerfahren ist. Der Beitrag hat viele Mannheimer interessiert.
Etwa acht Jugendliche mit Sturmhauben und Bandanas hätten seinem Bruder in der Unterführung aufgelauert, berichtet der 21-Jährige im Gespräch mit der RNZ. "Er hat die Typen erst gar nicht bemerkt, weil er Kopfhörer drin hatte und Musik hörte", erzählt der Student. Als ihn die anderen dann mit "Opfer" und "Schwuchtel" beschimpften, habe er angefangen, zu joggen.
"Da sind die Jungs losgesprintet und haben ihn eingeholt." Mit einem Tritt gegen den Oberschenkel habe ihn einer der Angreifer zu Fall gebracht. "Und dann haben auch die anderen grundlos auf ihn eingetreten", so der 21-Jährige. Sein jüngerer Bruder berichtet von Tritten gegen Kopf, Rippen und Hüfte. Dabei seien seine Brille und die feste Zahnspange zerstört worden.
Mehrmals habe der Junge die Jugendlichen gebeten, aufzuhören. "Als mein Bruder dann kraftlos am Boden lag und sich nicht mehr gerührt hat, sind sie in Richtung Bahnhof abgehauen", berichtet der ältere Bruder. Anfangs habe sich der 14-Jährige kaum bewegen können. Mehrere Minuten lang lag der Junge reglos am Boden. "Dann ist er zur Treppe am Ende der Unterführung gekrabbelt und hinauf gerobbt", so der 21-Jährige. "So bescheuert sich das für ihn auch anfühlte." Von dort aus schleppte sich der Junge mehrere hundert Meter bis zum Geschäft seines Vaters. "Unser Vater und ein anderer Bruder sind gleich auf die Straße gelaufen, um zu sehen, ob die Jugendlichen noch in der Nähe sind", erzählt der 21-Jährige. "Aber die waren längst über alle Berge."
Sein kleiner Bruder wurde im Krankenhaus behandelt, ist inzwischen aber wieder entlassen worden. Bisher könne er nur mit Krücken laufen. Laut einem ärztlichen Befund erlitt der Junge eine Schädelprellung sowie Prellungen an Schienbein und Rippen. "Er hat auch Kopfschmerzen und kann nicht richtig kauen, weil seine Zahnspange kaputt ist", erzählt der große Bruder. Polizeisprecher Christoph Kunkel kann diese Verletzungen am heutigen Mittwoch jedoch nicht offiziell bestätigen. "Die Kollegen vor Ort haben bei dem Jungen keine augenscheinlichen Verletzungen festgestellt", sagt er.
Für den 21-Jährigen steht jedenfalls fest: Die Jugendlichen haben seinen Bruder willkürlich als Opfer ausgewählt. "Er kannte weder die Stimmen der Täter, noch fiel sein eigener Name", berichtet er. Dem Jungen sei auch nichts gestohlen worden. "Die Jugendlichen hatten einfach Spaß daran, ihn leiden zu sehen", so der Bruder. Leider könne der Junge die Täter nicht beschreiben.
Die Polizei ermittelt nun in dem Fall wegen gefährlicher Körperverletzung. Wer den Vorfall beobachtet hat, kann sich beim Polizeirevier Mannheim-Sandhofen unter der Telefonnummer 0621 / 77 76 90 melden.
Update: Mittwoch, 13. November 2019, 20.20 Uhr