Ralf Eisenhauer. Foto: vaf
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Es ist schon ein wenig paradox: Da interessiert sich einer für eine gut bezahlte Stelle – und noch bevor er seine Unterlagen einreicht, ist ihm der Job praktisch schon sicher. Die Rede ist von Ralf Eisenhauer, studierter Geologe und Wirtschaftsingenieur, SPD-Fraktionschef im Mannheimer Gemeinderat und im Hauptberuf (noch) Projektleiter bei der städtischen Tochtergesellschaft MWSP.
Läuft alles nach Plan, wird der Genosse neuer Bürgermeister für Bauen, Verkehr und Sport. Und seinen Parteifreund Lothar Quast beerben, dessen Amtszeit im Dezember endet und der – dann 65 Jahre alt – nicht wieder antritt.
Die SPD hat nach einer Vereinbarung mit den Grünen und der CDU das Vorschlagsrecht für den Posten, die Wahl ihres Bewerbers im Gemeinderat gilt deshalb als sicher. Und Eisenhauer hat die Rückendeckung seiner Partei, auch wenn er im Juli noch formal nominiert werden muss. Dennoch beschleiche ihn ein demütiges Gefühl, sagt der 51-Jährige im Gespräch mit der RNZ. Schließlich stimmten die 48 Stadträte und Oberbürgermeister Peter Kurz (ebenfalls SPD) in geheimer Wahl über den neuen Dezernenten ab.
Fakt ist: Eisenhauer bringt viele gute Voraussetzungen mit. Aktuell leitet er das Bauteam der MWSP, das die ehemaligen Flächen der US-Armee in der Stadt entwickelt. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Rückbau und dem damit verbundenen Thema Schadstoffe. Er ist der Mann, der die Grundstücke – von denen im neuen Quartier Franklin bereits alle verkauft sind – nach der Erschließung mit Wasser, Strom und Fernwärme an die überwiegend gewerblichen Investoren übergibt.
Wegen seines Jobs musste er sich bei vielen Beratungen und Abstimmungen über Bauprojekte für befangen erklären. Andererseits profitieren seine MWSP-Kollegen von Eisenhauers kommunalpolitischer Erfahrung. Sollte er gewählt werden, sieht der passionierte Radfahrer und Hobby-Musiker keinen Interessenskonflikt mit Blick auf seine aktuelle Beschäftigung. "Viele externe Unternehmen freuen sich, dass jemand aus der Praxis Baubürgermeister werden will", erzählt Eisenhauer. Er wisse aber auch, dass "sogenannte Schreibtischleute" im Technischen Rathaus ebenfalls viel Ahnung hätten. Auf der Kommandobrücke meine man immer, das sei immer so einfach, sagt der SPD-Mann. "Ich komme eher aus dem Maschinenraum."
Die Konversion sei bei der MWSP in guten Händen, auch wenn vor der Stadt noch ein "großes Stück" liege, ehe die neuen Quartiere bebaut sind. Eisenhauer, dessen Amtszeit zunächst acht Jahre betragen würde, denkt aber weiter in die Zukunft. Und darüber nach, wie die Stadt umweltgerecht und ressourcenschonend weiter wachsen kann und attraktiv bleibt. Er spricht sich dagegen aus, weitere Flächen zu versiegeln – aber für sozial durchmischte Quartiere, in denen Schwächere wie Wohlhabendere gemeinsam lebten, so wie es auf Franklin einmal sein soll.
Als Verkehrsdezernent will Eisenhauer die Mobilitätswende hin zu mehr Radverkehr und öffentlichem Nahverkehr weiter vorantreiben. Die Innenstadt soll mit dem Pkw erreichbar bleiben, aber insgesamt "autoärmer" werden. Dafür gebe es inzwischen eine breite Mehrheit im Gemeinderat. Eisenhauers Wunsch: Anstatt mit dem Wagen eine Viertelstunde lang in der City nach einem Parkplatz suchen, lieber Bus, Bahn oder das Rad nehmen. Wobei er überzeugen will. Eisenhauer hält nichts von Verboten oder höheren Gebühren. "Es ist jedoch klar, dass niemand mehr jedes Quadrat von allen vier Seiten anfahren kann."
Die Corona-Pandemie veranlasst mehr Menschen dazu, aufs Rad zu steigen. Für Eisenhauer erfreulich. "Es zeigt sich allerdings, dass der Platz in der Stadt begrenzt ist. Deshalb werden wir Flächen neu aufteilen müssen", ist der Bürgermeister in spe überzeugt. Als Sozialdemokrat will er sich für einen günstigen Nahverkehr einsetzen. Zumindest aber sollen Bus- und Bahnangebote für sozial Schwächere durch ein Sonderticket oder nach dem Einkommen gestaffelte Tarife bezahlbar bleiben. Dazu braucht es Fördermittel von Bund und Land.