Schandfleck weicht Stadthotel
Eröffnung des "Premier Inn" nahe des Neckartors um zwei Jahre verschoben - Stillstand beim Postgebäude am Paradeplatz

Von Marco Partner
Mannheim. Hotelbauten in der Schwebe: In der Innenstadt sollten in diesem Jahr eigentlich gleich zwei große Hotel-Vorhaben Form und Gestalt annehmen. In der ehemaligen Hauptstelle der Post am Paradeplatz gilt die Hotelkette "Motel One" schon lange als heißer Kandidat. Das einstige Woolworth-Gebäude an der Breiten Straße soll sich zudem in ein "Premier Inn"-Hotel verwandeln. Allerdings wird sich wohl an beiden prominenten – aber mittlerweile unansehnlichen – Stellen in der City so schnell nichts tun.
Das Telekom-Logo prangt auf dem Dach des granitgrauen Gebäudes mit den blauen Mosaikfliesen und den grünen Stahlfenstern. Die Fassade ziert ein Post-Adler. Doch die Post hat sich im Lauf der Jahre verkleinert, nutzt große Teile des Gebäudes nicht mehr. Die Ladenzeilen im Erdgeschoss sind ebenfalls leer. Spätestens nach dem Umzug des Fontanella-Cafés ins Einkaufszentrum Q 6/Q 7 ist es am Postgebäude ziemlich ruhig geworden. Auch der Dönerladen ist verschwunden. Mittlerweile ist diese Seite des Paradeplatzes zur Schmuddelecke avanciert, es stinkt nach Urin und Abfall. Die Hotelkette "Motel One" soll bereits 2018 einen Vertrag für das 1957 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Post-Gebäude unterzeichnet haben. Da jedoch nach wie vor keine Baugenehmigung vorliege, können sich weder Stadt noch potenzieller Betreiber zur weiteren Entwicklung äußern. Die Verhandlungen liefen aber weiter, heißt es.

Am ehemaligen Woolworth-Gebäude zieren mit Graffiti besprühte Spanplatten die heruntergekommene Fassade. Im vergangenen Jahr kündigte die britische Hotelmarke "Premier Inn" noch die Eröffnung für 2021 an. Nun werden die Pläne um zwei Jahre verschoben. "Wir halten nach wie vor an der Realisierung des Projekts fest. Die Baugenehmigung liegt mittlerweile vor, die Eröffnung ist für das Jahr 2023 geplant", informiert PR-Sprecherin Vanessa Anttinen. Das geplante siebengeschossige Hotel am Neckartor soll insgesamt 195 Zimmer bieten. Auffällig sind im Siegerentwurf die helle Natursteinfassade sowie die abgerundeten Ecken und Fenster. Im Erdgeschoss ist neben einem Coffee-Shop eine "Premier Inn"-typische Lounge vorgesehen.
Hintergrund
> Im ersten Halbjahr 2020 erreichte Mannheim 53,3 Prozent der Übernachtungen des Vorjahreszeitraums (- 46,7 Prozent) und liegt damit leicht über dem Landesdurchschnitt und einigen weiteren Städten Baden-Württembergs wie Stuttgart (- 54,9 Prozent) oder Heidelberg (- 54,8
> Im ersten Halbjahr 2020 erreichte Mannheim 53,3 Prozent der Übernachtungen des Vorjahreszeitraums (- 46,7 Prozent) und liegt damit leicht über dem Landesdurchschnitt und einigen weiteren Städten Baden-Württembergs wie Stuttgart (- 54,9 Prozent) oder Heidelberg (- 54,8 Prozent). 2019 zählten die Mannheimer Hotels und Beherbergungsbetriebe 1,62 Millionen Gäste, 2018 waren es rund 1,46 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Die Hotelauslastung gemessen an den Betten ist laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg im vergangenen Jahr mit 47,8 Prozent leicht zurückgegangen. Der Grund: das wachsende Bettenangebot. Allein 2019 stieg die Zahl an Übernachtungsmöglichkeiten in der Quadratestadt um knapp 20 Prozent. Bis 2022 könnten weitere 1000 Betten hinzukommen. mpt
Insgesamt erlebt die Tourismusbranche wieder ein leichtes Aufatmen nach dem Shutdown. "Die Corona-Pandemie hat Mannheim auch im Bereich Hotellerie und Tourismus hart getroffen", erklärt Karmen Strahonja, Leiterin des Stadtmarketings. Aufgrund der Einschränkung des Reiseverkehrs sowie der Schließung von Hotels seien die Übernachtungszahlen im März um knapp 50 Prozent zurückgegangen. Im April und im Mai erreichten die Übernachtungszahlen gerade einmal 20 Prozent des Vorjahresniveaus. Weniger den Einbruch des Tourismus, sondern das Fortbleiben anderer Gäste bekam man zu spüren. "Großveranstaltungen, Kongresse sind praktisch weggefallen", so Strahonja.
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Nun mache sich der Anstieg des Inlandstourismus bemerkbar. Vor allem Touren wie "Stadt.Wand.Kunst" oder die Kostümführungen mit dem Nachtwächter und Bertha Benz seien beliebt. Auch bei den Übernachtungen zeichnet sich ein kleiner Aufschwung ab. Im Juni sei man wieder bei 39 Prozent des Vorjahresniveaus angelangt. Allerdings ist die Konkurrenz in der Hotellerie stark gewachsen. Weit über zehn neue Beherbergungspaläste wurden seit 2018 errichtet. Am Hauptbahnhof und im Glücksstein-Quartier sind weitere Hotelbauten geplant.