Verlassen Ende August ihre Räume im Atelierhaus: Andreas Diener (von links), Thomas Frosch, Simone Müller-Frosch, Dina Kröner, Uwe Rappl und Wolfgang Leusch. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Das Mannheimer Rocktheater feiert 25-jähriges Bestehen. Der Verein blickt auf ein Vierteljahrhundert zurück, in dem erfolgreiche Musicals wie "Brückenkarl" oder "Mannemer Dreck" entstanden sind. Weil sich der Musikstil zu mittelalterlicher Rockmusik hingewandt hat, wurde der Bandname zwar in "Musicum Theatrum" geändert, der Verein existiert jedoch weiter als Organisation im Hintergrund und unterstützt junge Musiker in der Region.
Schon der Name zeigt, dass die Mitglieder sich der Quadratestadt zugehörig fühlen. Doch von der fühlen sie sich im Stich gelassen, und nach einer Jubiläumsfeier ist ihnen derzeit nicht zumute. Denn die Musiker gehören zu den Künstlern, die ihre Räume im Atelierhaus an der Boveristraße hatten. Der Besitzer hat ihnen wie allen anderen gekündigt, und sie waren gezwungen, sich eine neue Bleibe zu suchen.
"Brückenkarl" und "Mannemer Dreck" waren große Erfolge
"Das war schon eine bittere Pille", erzählt der Ilvesheimer Thomas Frosch, der Leiter des Mannheimer Rocktheaters. "Wir haben vor drei Monaten erfahren, dass wir eine Kündigung bekommen werden, weil der Besitzer umfassende Brandschutzmaßnahmen vornehmen muss. Das mag gerechtfertigt sein." Allerdings vermutet er, dass die Künstler das Atelierhaus auf dem ehemaligen ABB-Gelände in Käfertal räumen müssen, weil das Nationaltheater an den Räumlichkeiten interessiert ist. Diese Vermutung äußerte bereits der ebenfalls im Atelierhaus ansässige Künstler Manfred Bitzer gegenüber der RNZ.
Der Rocktheater-Chef denkt, dass die Idee dazu schon vor mehr als zwei Jahren geboren wurde, als bekannt wurde, dass das Nationaltheater saniert wird. Im benachbarten Trafowerk hätten schon Veranstaltungen des Nationaltheaters stattgefunden. Und nahe des Atelierhauses befindet sich das Tanzhaus Käfertal des Nationaltheaters. "Das Atelierhaus dürfte also der Theaterleitung gut bekannt sein", sagt Frosch.
Er vermutet, dass das Künstlerhaus schnell als passende Ausweichmöglichkeit in den Fokus rückte. Anders als Manfred Bitzer hat er dafür sogar ein wenig Verständnis: "Das ist eine strategische Entscheidung des Vermieters und wahrscheinlich auch ein gutes Geschäft. Das ist zu 100 Prozent nachvollziehbar und nichts Negatives."
Die Mitglieder des Rocktheaters waren zwar enttäuscht, dass sie ihr Domizil nach sieben Jahren räumen müssen, blickten jedoch gleich nach vorne. Man suchte neue Räumlichkeiten und hoffte dabei auf tatkräftige Unterstützung des Kulturamts.
Genau das hatte Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses versprochen. Denn nicht wenige Gemeinderäte forderten für die betroffenen Künstler Unterstützung und monierten, dass Kulturschaffende ausgerechnet vom Nationaltheater verdrängt werden könnten. Grötsch bestätigte, dass es Verhandlungen zwischen dem Nationaltheater und dem Besitzer des Atelierhauses gibt. Mehr Informationen, beispielsweise von wem die Initiative ausging, wollten weder er noch der Geschäftsführende Intendant, Marc Stefan Sickel, geben.
"Wir haben also Kontakt zum Kulturamt aufgenommen", erzählt Thomas Frosch. "Dort bekamen wir die Information, dass wir uns an den Ansprechpartner für Musik, wenden sollen. Das haben wir getan, unsere Situation geschildert und dann nie mehr etwas gehört." Mittlerweile hat das Mannheimer Rocktheater einen neuen Raum – in Ludwigshafen. Momentan packen die Musiker ihre Sachen, Ende August verlassen sie das Atelierhaus. "Wir werden alle Brücken abbrechen", erklärt Frosch.
Verein löst sich nach 25 Jahren künstlerischen Schaffens auf
"Das Ganze ist dermaßen frustrierend für uns, dass wir uns entschlossen haben, diesen kleinen Verein, an dem 25 Jahre unser Herz hing, aufzulösen."
Nach über 30 Jahren kulturellem Schaffen in Mannheim habe man vor allem in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass sich das Kulturamt für die Kleinkunst in Mannheim nicht mehr wirklich interessiere. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung erklärte, das Anliegen des Rocktheaters sei bekannt. "In einem Gespräch hat das Kulturamt Unterstützung bei der Suche nach Proberäumen angeboten, jedoch auch signalisiert, dass die Bearbeitung Zeit in Anspruch nehmen könne. Leider führte die Unterstützung bei der Suche aktuell nicht zum gewünschten Erfolg."