Bietet Platz für circa 100 Menschen: das Gebäude 1586 auf dem Spinelli-Areal. Foto: vaf
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Etwas mehr als ein Jahr nach der Schließung der Unterkunft für Geflüchtete auf dem ehemaligen Militärgelände Spinelli bei Feudenheim, sollen dort jetzt wieder Geflüchtete untergebracht werden. Das Gebäude 1586 wird von der Stadt gemietet und als Gemeinschaftsunterkunft betrieben. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen. Das wird nötig, weil die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in der Industriestraße derzeit leer steht und bald saniert werden soll.
Das Land Baden-Württemberg hatte im Juni 2020 die LEA geschlossen, weil die Wohnsituation in dem in die Jahre gekommenen Industriekomplex in der Neckarstadt immer prekärer wurde – vor allem in der Corona-Krise. Derzeit stehen dem Land keine Ersatzunterkünfte für die Erstaufnahme von Geflüchteten in der Stadt zur Verfügung. Die Vereinbarung zwischen Land und Stadt über die Befreiung der Aufnahme von Flüchtlingen – das sogenannte LEA-Privileg – bleibt zunächst bis zum Abschluss der Renovierungsarbeiten ausgesetzt. Dann soll das Gebäude wieder als LEA genutzt werden.
Das heißt, dass die Stadt Mannheim ab Januar vorübergehend Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung aufnehmen muss. Die ersten sind bereits da: 300 Menschen haben ihr Quartier in den Kasernengebäuden auf dem Columbus-Areal bei Käfertal bezogen. Das sei aber nur eine zeitlich befriste Lösung, sodass neue Gemeinschaftsunterkünfte im Stadtgebiet geschaffen werden müssten, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. "Bei der Gemeinschaftsunterkunft auf Spinelli handelt es sich um ein anzumietendes Gebäude, das dann länger als Gemeinschaftsunterkunft für die Stadt nutzbar ist."
Bis 2019 wurde das Gebäude 1586 als LEA genutzt. "Sowohl der Standort als auch das Gebäude haben sich daher als geeignet zur Unterbringung von geflüchteten Personen erwiesen", heißt es dazu aus dem Rathaus. Etwa 100 Personen können dort untergebracht werden. Die einzelnen Wohneinheiten sind so gestaltet, dass sich kleine und größere Familien sowie Einzelpersonen weitgehend selbstständig versorgen können. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG ist Eigentümerin des Gebäudes und wird es bezugsfertig herrichten.
"Unabhängig vom LEA-Privileg bleibt die Stadt Mannheim immer in einer Unterbringungsverpflichtung, zum Beispiel für Familienangehörige, volljährig gewordene, unbegleitete minderjährige Antragsteller, Geflüchtete aus Resettlement-Programmen und Personen, die im Rahmen des Bündnisses ,Sicherer Hafen’ aufgenommen werden", erklärt Oberbürgermeister Peter Kurz. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass 2021 rund 300 Personen aufgenommen werden.
Auf dem Spinelli-Gelände laufen derzeit die Arbeiten für die Bundesgartenschau (Buga). Die würden aber nicht tangiert, erklärte die Stadtsprecherin: "Es handelt sich um ein Bestandsgebäude, das ähnlich umgebaut wird wie das gegenüberliegende Gebäude, in dem Auszubildende wohnen werden." Der städtische Fachbereich für Arbeit und Soziales betreibt die Unterkunft und beteiligt sich mit dem Thema Zuwanderung an den Buga-Aktivitäten.