Unter dem Motto „Fünf vor Zwölf“ machten am Freitag die Mitarbeiter der von einer Schließung betroffenen „Galeria Karstadt Kaufhof“-Filiale in N 7 mit einer Menschenkette auf ihr Schicksal aufmerksam. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Mit einer Mischung aus Wut, Enttäuschung aber auch einem kleinen Rest Hoffnung haben die Angestellten der "Galeria Karstadt Kaufhof"-Filiale im Quadrat N 7 am Freitag ihrem Ärger über die drohende Schließung Luft gemacht. "Stand heute ist der 17. Oktober unser letzter Verkaufstag", erklärte die Betriebsratsvorsitzende Sabine Jakoby im Namen der 75 Mitarbeiter, die eine Menschenkette um ihre Filiale gebildet hatten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.
"Das schlimme ist die Ungewissheit", so Jakoby. Denn obwohl die Konzernleitung in Essen bereits im Frühjahr verkündet hatte, "dass 80 von bundesweit 172 Filialen im Feuer stehen", wie Wolfgang Krüger, Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi es ausdrückte, wurde am 19. Juni bundesweit die Schließung von 62 Filialen angekündigt. Davon sind 21 in der Zwischenzeit nach Verhandlungen mit der Konzernleitung gerettet. Mannheim ist allerdings nicht dabei.
"Und dabei kennen wir noch nicht einmal die Gründe für die Schließung. Die Zahlen können es nicht sein", erklärte Sabine Jakoby, die deshalb wütend auf die Konzernleitung ist. "So geht man mit seinen Angestellten nicht um." Genau genommen 75 Angestellte, die es auf insgesamt 2012 Jahre der Betriebszugehörigkeit bringen. Der Versuch, diese Informationen durch eine Klage zu erhalten, wurde am Arbeitsgericht Essen abgeschmettert.
"Aber aufgeben ist keine Option", betonte Peter Zysik, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des Konzerns. Er hofft nach wie vor auf eine Einigung in letzter Minute und eine Perspektive für die Angestellten – 56 davon Frauen. "Mit dem Räumungsverkauf gibt es weder Respekt für die Ware noch für das Personal", beklagte Sabine Jakoby. Sie stellte bei der Kundgebung zudem eine Vermutung auf: "Wir sollen die Gründe gar nicht wissen." So habe Investor René Benko mit seiner Signa Holding zwar nach anderslautender Ankündigung Kaufhof-Filialen in Frankfurt, Berlin und Düsseldorf "gerettet", allerdings nur gegen Zusagen für zuvor umstrittene Bauvorhaben, monierte Verdi-Sprecher Krüger, für den der Ausverkauf "die hässliche Fratze des Kapitalismus" zeigt.
"Aus meiner Sicht steht das Ergebnis für Mannheim noch nicht fest", unterstrich Zysik, der ankündigte, "dass wir bis zur letzten Sekunde um diese Filiale kämpfen wollen." Auch weil Tradition verpflichtet. Der Standort N 7 verfügt über eine lange Kaufhaus-Historie, angefangen mit der Eröffnung des Kaufhauses Vetter im Jahr 1936. Patriarch Heinrich Vetter verkaufte 1976 an den Konzern von Helmut Horten, der vor 26 Jahren mit Galeria Kaufhof fusionierte.
Genau darin könnte allerdings das Probleme liegen, denn das Gebäude ist noch immer in Besitz der Familie Vetter. "Gerettet" wurden bislang lediglich Filialen, die im Konzernbesitz sind. Schlechte Aussichten also für die Angestellten, von denen laut Sabine Jakoby bislang nur einer ein neues Arbeitsverhältnis gefunden habe. "Alle anderen stehen in Kontakt zur Agentur für Arbeit." Auch da seien die Angebote des Konzerns wenig hilfreich gewesen. So habe es für Schwerbehinderte Jobangebote für München, Münster oder Erlangen gegeben, monierte Wolfgang Krüger. Er beklagte außerdem die Untätigkeit der Politik: "Für die ist der Einzelhandel längst nicht so aktiv wie die Industrie." Er geht deshalb von einer Schließung des Hauses zum 18. Oktober aus. Sabine Jakoby freute sich trotzdem: "Es ist ein schönes Zeichen der Solidarität, dass so viele Menschen gekommen sind" – auch wenn sich einige nur an den Demonstranten vorbei zu den Schnäppchen durchdrängeln wollten.