Animals Rights Watch will die Schließung aller Schlachthäuser
Über 150 Demonstranten aus der Region haben erstmals gemeinsam gegen das Leid der Tiere ihre Stimme erhoben

Rund 150 Demonstranten und Hunderte Schaulustige waren am Samstag zur Demo gegen Schlachthäuser an den Mannheimer Hauptbahnhof gekommen. Sie kämpfen für ein Deutschland ohne Massentierhaltung. Foto: Gerold
Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. "Ich kriege richtig Gänsehaut", flüstert die junge Frau vom Infostand der Tierretter am Paradeplatz. Sie sieht gerade einen Demonstrationszug vom Schloss über die Breite Straße ziehen. Angesichts der ersten Großkundgebung gegen Deutschlands Schlachthäuser kommen auch Hunderte Mannheimer Passanten nicht aus dem Staunen heraus. Am Schluss zeigt sich auch die Organisation von "Animal Rights Watch" mit der Premiere vollauf zufrieden.
Über 150 Demonstranten aus der Region haben erstmals gemeinsam gegen das Leid der Tiere und für die Schließung aller Schlachthäuser ihre Stimme erhoben. Sprechchöre und Transparente sollten darauf aufmerksam machen, dass Tiere empfindungsfähige Lebewesen sind und die Art ihrer Betäubung sowie Tötung respektlos und barbarisch gegenüber der Schöpfung ist. Das gelte sowohl für die westliche Massentiertötung als auch für Riten des "grausamen Schächtens aus angeblich religiösen Gründen", wie die Veranstalter deutlich machten.
Anne-Rose Funk von der Albert-Schweitzer-Stiftung erläutert die Hintergründe der Aktion in Mannheims City: "Es geht mit diesem Marsch nicht um die Demonstration eines ,Plans’, wie er notwendig wird, wenn große Konzerne Werke schließen. Die konkrete Abwicklung muss Sache von Politik und Wirtschaft sein. Mit der Demonstration für die Tiere soll vielmehr kundgetan werden, dass hier etwas als zutiefst als falsch Erkanntes auf der Stelle beendet werden muss." Schlachthäuser seien das "letzte und brutalste Glied in unserem industriellen Fleischversorgungssystem".
Das Ende der Schlachthäuser würde natürlich auch das Ende der Tierhaltung bedeuten. Industrien müssten umdenken und sich neue Märkte erobern, auf Pflanzen und Erfindungen setzen. Auf diesem neuen Sektor würden dann wieder Arbeitsplätze in der neuen Nahrungsmittelindustrie entstehen, erklärt Funk. "Allerdings sind die meisten Beschäftigten in Schlachthäusern ohnehin Billigarbeiter aus dem Ausland, für die wir keinerlei Verpflichtung zur Erhaltung ihres Jobs haben", so die Veganerin weiter. Sobald Schlachthäuser schließen, sei das Zeichen unmissverständlich: Schluss mit den Milliarden von Tiertötungen und dem medizinisch bedenklichen Fleisch. Das vom Mannheimer Gemeinderat beschlossene Ende des Schlachthofes (wir berichteten) sei ein positives Signal, sagt Funk.
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Mitorganisator Jochen Villain aus Frankenthal erklärt, warum er sich hier engagiert: "Das Leid, das tagtäglich hinter den verschlossenen Türen in den Schlachthöfen stattfindet, ist für uns unerträglich. Ungeachtet der Schließung des Schlachtbetriebs in Mannheim zum Oktober richtet sich die Demonstration gegen alle Schlachtbetriebe weltweit." In diesem Jahr seien bereits Bürger in 32 Städten weltweit auf die Straßen gegangen. Sie haben sich George Bernhard Shaws Zitat auf die Fahnen geschrieben: "Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben."