Foto: Facebook Mannheim Zero/Screenshot: RNZonline
Von Manfred Ofer
Mannheim. 1,5. Scheinbar nur eine Zahl, die jedoch für eins der zentralen Probleme der Menschheit steht. Sie definiert das mit dem Pariser Klimaabkommen verbundene Ziel, den Anstieg der Erderwärmung in den nächsten zehn Jahren auf eben jene 1,5 Grad zu begrenzen. Die Klimaschutzorganisation German Zero vertritt den Standpunkt, dass das nur durch eine Reduzierung der Treibhausemissionen auf faktisch null möglich ist. Die Ortsgruppe Mannheim Zero hat jetzt eine Unterschriftensammlung für einen Bürgerantrag gestartet, der die Klimaneutralität der Stadt ab 2030 fordert. Die hatte erst vor Kurzem eine Energierahmenstudie präsentiert, in der die Klimaneutralität für 2050 angestrebt wird.
Bei einer virtuellen Info-Veranstaltung stellten die Umweltschützer zudem einen Klima-Stadt-Plan für Mannheim vor. Auf der Grundlage der darin enthaltenen Empfehlungen soll die Stadt schon in knapp zehn Jahren klimaneutral werden. In dem Maßnahmenpaket sind Schritte in den Bereichen Strom, Gebäude, Wärme, Verkehr und Industrie enthalten. Djamila Klöfer, Joachim Lyschik und Berta Chlond von "Mannheim Zero" erläuterten, man wolle sich bei den Bürgerinnen und Bürgern um Unterstützung und möglichst viele Unterschriften für den Antrag bemühen. "Wenn wir so weiter machen wie bisher, wird unsere Welt, wenn ich 50 Jahre alt bin, buchstäblich in Flammen aufgehen", erklärte die 20-jährige Djamila Klöfer eindringlich ihre Motivation. "Nicht nur, weil sich Waldbrände verbreiten, sondern sich immer mehr Regionen um die knapper werdenden Ressourcen streiten werden."
Die Kommunen hätten einen erheblichen Einfluss auf klimarelevante Bereiche in privaten Haushalten, Verkehr und Gewerbe, erklärte der aus Osnabrück zugeschaltete Referent Peter Moser von der Bundesstiftung Umwelt. Diese Ziele seien vielerorts schon beschlossen. Auch für Mannheim lohne es sich, den skizzierten Weg zu beschreiten, da er neben dem Nutzen für die Umwelt auch noch mit Wertschöpfungsprozessen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze verknüpft sei.
"Wir wollen unsere Stadt dazu bewegen, Verantwortung zu übernehmen und unseren Teil des Pariser Klimaabkommens einzuhalten", so Joachim Lyschik über die im Klima-Stadt-Plan definierten Ziele. Das Maßnahmenpaket für den aktiven CO2-Entzug sei auf der Grundlage wissenschaftlicher Verfahren entwickelt worden. Zu den Eckpunkten gehört neben dem dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien im Strom- und Gebäudesektor auch die Abschaltung des Großkraftwerks Mannheim.
Im Bereich Verkehr setzt man auf den konsequenten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Radwege, die Umstellung auf alternative Antriebe und die Nutzung regenerativer Energie in der Industrie. Ein zusätzlicher Baustein ist die nachhaltige Bewirtschaftung der vorhandenen Stadtwälder und die Förderung kohlenstoffbindender Humusaufbauquellen mit Blick auf das CO2. Um das zu erreichen, sei Einflussnahme über den Einwohnerantrag nötig.
Die Stadt soll dazu bewegt werden, ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Klimaaktionsplans zu beauftragen, um die Klimaneutralität in dem gesteckten Rahmen zu erreichen. "Für einen erfolgreichen Antrag sind 2500 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern notwendig, die zur Kommunalwahl berechtigt sind", erklärte Klöfer. Die zu beschaffen, sei aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens eine Herausforderung, der man mit kreativen Ideen begegnen will.
German Zero wächst. Wöchentlich, so Peter Moser, kämen bis zu 20 Ortsgruppen hinzu – wie jene, die sich im Sommer in Mannheim gegründet hat. Immer mehr lokale Gruppen wie Mannheim Kohlefrei, Scientists for Future Mannheim und das Stadtmobil Rhein-Neckar unterstützen die Initiative.