Sahin Karaaslan will mit seinem Projekt auch dazu beitragen, dass sich der Ruf dieses Abschnitts der Breiten Straße bessert. Foto: Gerold
Von Marco Partner
Mannheim. Ein großer Supermarkt, und darüber: ein Hotel. In der Breiten Straße startet in wenigen Monaten wieder ein großes Bauprojekt. Der Heidelberger Unternehmer Sahin Karaaslan hat das Haus J1, 6-8 in der Fußgängerzone erworben, in dem derzeit ein Bekleidungsgeschäft, ein Backshop und ein Gemischtwarenhandel betrieben werden. Der Geschäftsmann, der bereits Rewe-Märkte in Heidelberg und seit November auch in Käfertal leitet, möchte damit seinen Teil zur Aufwertung der nördlichen Einkaufspassage beitragen. Und er verlässt sich bei der Entscheidung auch auf sein Bauchgefühl.
"Ich sehe in Mannheim viel Potenzial, meine Einschätzungen haben mir bisher immer recht gegeben", betont Sahin Karaaslan, der acht Millionen Euro in den Komplex investiert. Bereits im Jahre 2016 habe er das Eckhaus gegenüber des heutigen K 1-Karree erworben. Doch erst jetzt scheint ihm die Zeit reif für einen großen Umbau. Das Gebäude soll nicht nur um zwei Stockwerke erweitert werden, sondern dank eines Anbaus auch in seiner Fläche wachsen und künftig eine Linie mit den angrenzenden Geschäftshäusern bilden. Die Umbauphase wird im Frühjahr 2021 eingeläutet. Bis dahin sollen die aktuellen Mieter erhalten bleiben. Eineinhalb Jahre werden laut Karaaslan, der für die Grünen im Heidelberger Stadtrat sitzt, aller Voraussicht nach für die Generalüberholung ins Land ziehen. Im Herbst 2022 soll das Bauprojekt vollendet sein.
Dass das Gebäude bis 2009 einen Beate-Uhse-Sexshop beherbergt hat, der sogar für juristische Streitigkeiten zwischen Stadt und Unternehmen gesorgt hat, sei ihm beim Kauf gar nicht bewusst gewesen. "Das war vor meiner Zeit", sagt Karaaslan, der als Zehnjähriger aus der Türkei nach Deutschland kam. Aber ihm sei durchaus bewusst, dass das gen Neckar blickende Ende der Breiten Straße seit Jahrzehnten nicht den besten Ruf genießt. "Es ist als Sorgenkind bekannt, aber mein Eindruck ist: Es tut sich was, die Stadt ist dran. Einige Ecken wurden schon aufgebessert", sagt der Unternehmer mit Blick auf das K 1-Karree samt Fitnessstudio und dem kommunalen Kino "Cinema Quadrat".
"Ich weiß auch, dass es dort für viele Leute zu viele türkische Läden gibt. Ein deutscher Supermarkt tut der Ecke also gut", betont er. Mit dem Wegfall des Kaufhof-Lebensmittelabteilung am Paradeplatz sei eine Lücke entstanden, weiß Karaaslan, der 2003 im Heidelberger Kaufhof am Bismarckplatz (damals noch Horten) einen Döner-Imbiss eröffnete, und diesen nach und nach in einen Feinschmeckerladen verwandelte.
Und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Hotel. Eine weitere optische Aufwertung erfährt die Breite Straße durch die Umgestaltung des alten Woolworth-Gebäudes im T 1, direkt gegenüber vom J 1-Eckhaus. Dort möchte die britische Hotelkette "Premier Inn" nach dem Abriss ein siebenstöckiges Übernachtungsdomizil errichten. Laut einer Sprecherin liege die Baugenehmigung vor, die Eröffnung sei für das Jahr 2023 geplant. Doch vor Konkurrenz in unmittelbarer Nachbarschaft schreckt der 41-Jährige nicht zurück. Auch die Corona-Pandemie habe ihn nicht von dem Plan abbringen können.
"Es gibt interessierte Betreiber, und sie rücken auch in der Krise nicht ab", so Karaaslan. Geplant sei ein Drei-Sterne-Hotel mit 66 Zimmern und drei Suiten. "Natürlich raten mir viele Leute davon ab, aber ich bin anderer Meinung", fügt er hinzu. Die Innenstadtlage mit Restaurants, Cafés und Geschäfte in der Nähe sei ein begehrtes Pflaster. "Corona wird ja auch irgendwann mal vorbei sein. Der Verstand denkt schon mit", sagt er lachend. "Am Ende verlasse ich mich aber auf mein Bauchgefühl." Und das habe ihn noch nie im Stich gelassen.