Mannheim

Bei der Buga 2023 soll auch die Kreativ-Szene blühen

Derzeit laufen die Planungen für das Rahmenprogramm - "Kulturelles Wiedersehen"

03.06.2021 UPDATE: 04.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Vom Modell zur Wirklichkeit: Fabian Burstein zeigt, wo auf dem BUGA-Gelände die Hauptbühne platziert wird. Foto: Partner

Von Marco Partner

Mannheim. Es soll eine große Bühne für regionale Künstler und Akteure sein, ein Hoffnungsschimmer für eine besonders pandemiegeplagte Branche. Die Bundesgartenschau im Jahr 2023 (BUGA 23) möchte das kulturelle Angebot zu einem Leitthema machen, und neben der großen Blumenpracht auch die Mannheimer Kreativszene zum Blühen bringen. Das erste Rahmenprogramm ist schon gesteckt – und verspricht viel naturnahen Gesang, ein interaktives Theaterspiel über die Beziehung zwischen Mensch und Tier – sowie innovative Spaziergänge durch die Pflanzen- und Themenwelt.

Um den kulturellen Teppich über die Mega-Veranstaltung auszurollen, und mit den großen Inhalten wie Nachhaltigkeit und Ökologie zu verknüpfen, hat man sich in Mannheim ein bekanntes Gesicht zurückgeholt. Fabian Burstein leitete von 2013 bis 2016 das Jugendkulturzentrum "Forum" und im Anschluss das Kulturbüro in Ludwigshafen. Nun steckt der Wiener schon mitten in der Vorbereitung für das ab dem 14. April 2023 startende Großereignis. Mit rund 40 Kultureinrichtungen aus Mannheim und Umgebung steht er in Kontakt. "Wir wollen keine Acts von außen einkaufen, sondern wieder ein wenig Euphorie in der derzeit arg gebeutelten Kulturszene anzündeln", betont der 38-Jährige.

"Lebenskunst" – durchaus auch mit einem in Klammer vorgesetzten "Über"-Lebenskunst – hat man als Schlagwort für das Kulturprogramm der BUGA 23 auf dem Spinelli-Gelände gewählt. Ganz typisch Mannheim, soll die künstlerische Vielfalt der Region grund- und bodenständig abgebildet und in Szene gerückt werden. "Die Kultur soll hierbei ihren Elfenbeinturm verlassen, nicht nur ein eingeweihtes Publikum wie Theater- oder Museumsbesucher, sondern die gesamte Breite der Gesellschaft ansprechen und in ihrem Alltag abholen", betont Bur­stein. Wie das geht? Zum Beispiel mit einem performativen Spaziergang. "Plötzlich diese Schönheit" heißt ein Programmpunkt, der volle sechs Monate angeboten wird und die Sinne anregen soll. Unter der Regie des Mannheimer Theaterkünstlers Wolfgang Sauermeister sollen die Besucher sprichwörtlich an die Hand genommen werden, und die klassischen Wege der Gartenführung verlassen. Der inklusive Streifzug über das Gelände ist inspiriert durch Menschen mit Behinderung und will den Sinn und das Verständnis für außergewöhnliche Perspektiven schärfen. "Es wird ein Wahrnehmungsexperiment", so Burstein.

Eine gewisse Konfrontation mit dem eigenen Konsumverhalten erwartet das Publikum hingegen bei einer Theater-Installation des Nationaltheaters. Die Bratwurst bekommen die BUGA-Besucher nicht nur im Brötchen serviert, sondern ihre ambivalente Beziehung zum Schwein auf knapp 30 Bildschirmen vor Augen geführt. Metzger, Landwirte, ein Sternekoch, Veganer oder ein Imam kommen bei der animalischen Annäherung gleichermaßen zu Wort. Am Ende des interaktiven Schauspiels "Pigs of Europe" sollen die Zuschauer selbst über die Zukunft des Nutztiers beraten.

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Hier könnte die U-Halle mit ihrer "rohen Ästhetik" die richtige Kulisse sein. Aktuell wird die einstige Güterhalle zurückgebaut, halb geöffnet, und eine Durchzugsfläche geschaffen. "Es rückt kein Bulldozer an, es wird fein selektiert, die Fenster säuberlich entnommen, um später an anderer Stelle eingearbeitet zu werden", erläutert Burstein. Schon bei der Vorbereitung setzt man auf Nachhaltigkeit und einen schonenden Umgang mit Materialien. Messetypische Zelte und Pavillons wird es bei der BUGA weniger geben.

Weniger ökosozialkritisch, dafür höchst unterhaltsam verspricht der Programmpunkt "Our Voice For Our Planet" zu werden. Unter der Ägide des Dirigenten Tristan Meister sind insgesamt über 200 Chor-Auftritte geplant. Vom Kinder-Gruppengesang bis zur Seniorengruppe, von Hobbysängern bis zu Berufsmusikern sollen dem mehrstimmigen Gesang keine Grenzen gesetzt werden, und vor allem naturnahes Liedgut zum Klingen gebracht werden. 150 Chöre aus dem näheren Einzugsgebiet werden dabei vertreten sein.

Auch an einer vertrauten BUGA-Stätte gibt es ein kulturelles Wiedersehen. 1975 war der Luisen- neben dem Herzogenriedpark Schauplatz der Bundesgartenschau. Mit einer Seilbahn werden das Spinelli-Gelände und der Luisenpark zur BUGA 23 verbunden sein. Und auch die Seebühne, das Chinesische Teehaus oder die Freizeitwiese Bühne und Plattform für Kultur- und Freizeitprogramme sein. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. So viel kann Burstein schon verraten: "Es wird auch das ganz klassische Unterhaltungsprogramm mit Konzerten und Comedy-Auftritten geben. Wir bemühen uns um einige Zugpferde. Vor allem soll die BUGA 23 ein Schulterschluss mit regionalen Kulturträgern sein."

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