So steht es um die Mannheimer Bäder
Auch das Carl-Benz-Bad soll umgewandelt werden - Innensanierung des Herschelbads kostet circa 54,5 Millionen Euro - Kombibad Herzogenried hat freie Bahn

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Der Bau zweier Kombibäder und Unstimmigkeiten beim Herschelbad und dem Hallenbad Vogelstang: Zum Jahresende war die Mannheimer Bäderkonzeption noch einmal Thema in Ausschüssen und dem Gemeinderat. Die RNZ gibt einen Überblick:
> Kombibad Herzogenried: Das Herzogenried-Freibad ist Mannheims größtes Freibad. 150.000 Gäste kommen pro Saison, bilanziert die Stadtverwaltung. Damit ist es das besucherstärkste Bad der Stadt. Schon vor Jahren hat der Gemeinderat beschlossen, daraus ein Kombibad zu machen, also ein Mix aus Hallen- und Freibad. In der letzten Sitzung des Jahres haben die Stadträte den Bau einstimmig genehmigt. Zum Sieger des Architektenwettbewerbs kürte eine Jury bestehend aus Architekten, Stadträten, Verwaltungsmitarbeitern und sachkundigen Einwohnern, dem Entwurf von Hascher Jehle Design in Kooperation mit Weidinger Landschaftsarchitekten aus Berlin.
Das neu gebaute Hallenbad soll das ganze Jahr über geöffnet sein, es ist aber weiterhin möglich, im Sommer nur das Freibad zu nutzen. Hallenbadbesucher können das Freibad gegen einen höheren Eintrittspreis mitbenutzen. Anzahl und Größe der Becken ist so angelegt, dass Privatleute, Schulklassen und Wassersportler das Bad gleichzeitig nutzen können. Dafür steht das Herschelbad dann Schulklassen und Vereinen nicht mehr zur Verfügung, das Hallenbad in Seckenheim wird geschlossen. Neben Schwimm-, Sprung- und Lehrschwimmbecken verfügt das Kombibad unter anderem über ein Kinderplanschbecken, einen Whirlpool, ein Außenbecken und eine 80 Meter lange Röhrenrutsche.
Insgesamt wird das Bauvorhaben knapp 50 Millionen Euro kosten. Im ersten Quartal 2021 soll die Baugenehmigung beantragt werden, Baubeginn könnte dann im vierten Quartal 2021 sein. Wenn alles klappt, könnte das Kombibad dann Anfang 2024 eröffnet werden. "Während der Bauzeit werden wir jedoch den Betrieb des Freibads größtmöglich aufrechterhalten.", so Fachbereichsleiter Uwe Kaliske.
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> Kombibad Carl-Benz-Bad: Noch am Anfang der Planungen ist das Kombibad Carl-Benz-Bad in der Gartenstadt entstehen soll. Im Ausschuss für Sport und Freizeit wurde die Machbarkeitsstudie vorgestellt, die von der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG mit dem Architektenbüro 4a Architekten und dem Ingenieurbüro Kurz und Fischer erstellt wurde. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Errichtung eines Kombibads mit einer entsprechenden Neugestaltung des Freibadbereiches angesichts der vorliegenden baurechtlichen Anforderungen möglich wäre. Im Bereich des Hallenbads wurden als Wasserflächen ein 25-Meter-Becken mit acht Bahnen, eine Sprunganlage mit separatem Becken, ein Lehrschwimmbecken mit 150 Quadratmetern, ein Kursbecken mit 100 Quadratmetern und ein Kinderplanschbecken mit circa 30 Quadratmetern eingeplant. Die Ergebnisse eines Bürgerbeteiligungsprozesses mit einem Workshop gingen in die Planungen für die Wasserflächen und Nutzungen des Freibadbereichs ein. Daraus ergab sich ein 50-Meter-Schwimmbecken mit acht Bahnen, ein Sprungbecken mit wettkampfgerechtem Zehn-Meter-Sprungturm, ein Nichtschwimmerbecken mit circa 800 Quadratmetern und ein circa 150 Quadratmeter großes Kinderbecken, das stärker verschattet wird und fest installierte Sitzmöglichkeiten für die Eltern bietet. Für die Erweiterung des Carl-Benz-Bads sind 55,7 Millionen Euro veranschlagt. Es gehe allerdings erst einmal darum, die begonnenen Planungen weiter zu führen, so Quast. Vor 2030 sei an das Projekt sowieso nicht zu denken, erklärte CDU-Fraktionschef Claudius Kranz.
> Kleinschwimmbecken Vogelstang: Da das Kombi-Bad Carl Benz vor allem die Nachfrage des Mannheimer Nordens befriedigen soll, besagt das Bäderkonzept, das dann das Hallenbad Vogelstang geschlossen wird. Stattdessen soll ein Kleinschwimmbecken entstehen, das für Schulschwimmen, Schwimmkurse und Wassergymnastik genutzt werden soll. Ein möglicher Standort ist am Neubau der Geschwister-Schill-Schulen. Ein Gutachten beziffert die Kosten auf sieben Millionen Euro. Holger Schmid (Mannheimer Liste) und Claudius Kranz monierten indes im Ausschuss für Sport und Freizeit die Dimensionen von 13,4 mal 15 Metern und nannten es ein "Planschbecken". Fachbereichsleiter Uwe Kaliske hielt entgegen, dass die Stadträte das Konzept mit eben diesen Beckenmaßen in Auftrag gegeben hätten. Der Ausschuss nahm die Kostenschätzung mit einer Gegenstimme zur Kenntnis.
> Herschelbad: Ein "erholungsorientiertes Bad in historischem Ambiente für die breite Öffentlichkeit" – das soll aus dem Herschelbad in U3 werden. Doch die Innensanierung mit neuen Schwimmbecken, einem Wellnessbereich und moderner Haustechnik ist nicht billig. Circa 54,5 Millionen Euro würde das laut einem Gutachten kosten. Deshalb betonte Holger Schmid, man müsse beim Herschelbad "die Notbremse ziehen". Auch die CDU-Vertreter äußerten Bedenken, vor allem in Hinblick auf die anderen Bäderprojekte. Baubürgermeister Lothar Quast hob allerdings die stadtgeschichtliche Bedeutung des denkmalgeschützten Jugendstilbads hervor. Mit einer Gegenstimmung nahm der Ausschuss die Kostenbetrachtung zur Kenntnis.