Bei dem Workshop in der Multihalle sollen moderne "Stadtmöbel" entstehen. Foto: Gerold
Mannheim. (mao) Die Multihalle im Herzogenriedpark feiert in diesen Tagen ein außergewöhnliches Comeback. Erst im Juli hatte der Mannheimer Gemeinderat die Sanierung des Gebäudes in zwei Bauabschnitten beschlossen. Vom 2. bis 17. August soll dort eine internationale Sommerakademie mit Architektur- und Designstudenten zum Thema "Zusammenleben in Städten" stattfinden.
Wie soll die Zukunft der Multihalle aussehen, die seit der Bundesgartenschau (Buga) 1975 im Zentrum des Herzogenriedparks steht? Der 2015 verstorbene Architekt Frei Otto schuf mit seiner Dachkonstruktion aus hölzernen Gitterschalen ein viel beachtetes Werk mit Pioniercharakter, dessen Restaurierung inzwischen finanziell gesichert ist. Bis zur nächsten BUGA 2023 in Mannheim soll die Sanierung des Gebäudes komplett abgeschlossen sein.
Die Investitionen dokumentieren den Willen, die lange Zeit fast ungenutzte Multihalle wieder zu einem Ort der Begegnung und Kommunikation zu machen. Sport-, Freizeit- und Kulturangebote sollen unter ihrem Dach florieren. Da passt es aus Sicht der Verantwortlichen ganz gut, dass mit dem Start der Sommerakademie am Freitag eine Kreativfabrik von internationalem Rang nach Mannheim kommt.
Unter dem Motto "Co-Creating Home" verwandeln Studierende aus aller Welt das Areal zwei Wochen lang in eine Werkstatt, in der modulare (Wohn-)Räume der Zukunft entstehen sollen. Durch experimentelles Bauen will man Konzepte finden, die den Ansprüchen einer modernen Stadtgesellschaft gerecht werden. Sogenannte "Stadtmöbel", die anschließend im Zuge des Projekts auch im öffentlichen Raum installiert und genutzt werden sollen.
Tatjana Dürr war als Referentin für Baukultur der Stadt Mannheim maßgeblich in die Vorbereitungen zur Sommerakademie involviert. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Thema Leben und Wohnen in der Gegenwart. Dürr ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Digitalisierung, Ökologie und sozialen Mindeststandards zu wahren. Mehr als sechzig Teilnehmer - unter anderem aus Israel, den Niederlanden und Lateinamerika - werden sich Gedanken machen und diese in Aktionen einfließen lassen.
Ein Großteil der Protagonisten, die das internationale Netzwerk aufgebaut haben, fand über das preisgekrönte Mannheimer Design-Build-Projekt "Gemeinschaftshaus Spinelli" zueinander. Auch die Sommerakademie Werkstatt Multihalle lebt von der Kooperation verschiedener Institutionen und Fachdisziplinen.
Begleitet wird das Projekt sowohl organisatorisch als auch inhaltlich von einem Team erfahrener Architektur-Professoren, zu denen unter anderem Prof. Kerstin Schulz von der Hochschule Darmstadt gehört. Ihr und ihren Kollegen liegen Fragen der experimentellen Stadtentwicklung am Herzen, mit denen sich die Studierenden bei der Konstruktion der Wohn- und Raummodule befassen sollen. Der Mensch und das Bauen für den Menschen, die humanistische Dimension der Architektur im Sinne von Frei Otto, stehen dabei im Fokus.
"Die mobilen Architekturen werden anschließend im freien Raum im Rahmen von künstlerisch-kreativen Interventionen zum Einsatz kommen", kündigte Matthias Rauch, Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung bei Startup Mannheim, der Dachmarke der Mannheimer Gründungsförderung, an. Demnach wird am Freitag ein Projekt lanciert, in dem viel Dynamik steckt. Keine Frage.
Info: Am Freitag, 9. August, 19 Uhr, findet unter dem Motto "Multi-Komm!" ein Bürgertreff mit Führungen auf dem Gelände der Kreativwerkstatt in und rund um die Multihalle statt.