Im Rosengarten wurde drei Tage lang gefachsimpelt: Kein Wunder, bei über 150 Ausstellern war jede Menge Sachverstand anwesend. Foto: vaf
Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Wer auf Simon & Garfunkels Klassiker "The Sound of Silence" steht, hat beim Guitar Summit im Mannheimer Rosengarten so seine Probleme: vom "Klang der Stille" keine Spur. Warum auch? Bei Europas größtem Festival der Saiteninstrumente brummen alle Etagen des Musentempels. Über 150 Aussteller aus der ganzen Welt haben ihre vier-, sechs- und zwölfsaitigen "Schönheiten" mitgebracht, um sie vom heimischen und internationalen Publikum testen zu lassen.
Obwohl ausreichend Verstärker mit Kopfhörern den Geräuschpegel dämpfen sollen, lässt sich nicht ganz verhindern, dass ausbaufähige Talente mit unendlicher Energie immer wieder das Intro zu "Smoke on the Water" öffentlich zum Besten geben. Der Stimmung tut’s keinen Abbruch. Und die Begeisterung hält drei Tage an. Novizen der Ukuleletechnik, Folkmusikzupfer à la Dylan und Jazzfans mit Vorliebe für schräge Harmonien sorgen für pulsierende Klangkulisse auf den Gängen.
Und was wären die modernen "Langhalslauten" aus Holz oder Kunststoff ohne das passende Zubehör. Elektropedale mit allen möglichen und unmöglichen Effekten oder Amps, die Kathedralen erschüttern können, zählen zum Sortiment. Ob nun die Platzhirsche Fender, Gretsch und Ibanez oder feine Nischenprodukte wie Gitarren aus schrill-buntem Acryl oder Eichenholzfässern, das Publikum prüft die Stücke, bis Hornhaut auf den Fingerkuppen wächst. Das Beste am ersten Gitarrengipfel: Die Instrumente können auch gleich gekauft werden.
Dank Internet blüht auch eine andere Form des Handels. Die Homepage "Reverb" aus den USA bietet an ihrem Stand virtuell rund 30.000 gebrauchte Instrumente an. Jeder kann sein Instrument mit Bild zu einem bestimmten Preis einstellen. Beim Verkauf kassiert "Reverb" 3,5 Prozent Provision. Selbst die Abbey Road Studios London sind in Mannheim mit von der Partie. Das Institut wirbt für theoretische und praktische Studioausbildung angehender Produzenten und möchte mit seiner Filiale in Frankfurt der Popakademie Konkurrenz machen.
Als gute Idee des Veranstalters erweist sich auch der Flohmarkt vor dem Haus, wo Mannheimer Rocklegenden wie Hans Frauenschuh gute Gitarren zum kleinen Preis unters Volk bringen. Partystimmung herrscht dann abends, wenn klassische und Stromgitarren mit Kammermusik, Funk und Rock zeigen, was Profis mit ihrem Handwerkszeug anstellen können.
Pascal König von der Music Commission Mannheim, dem Ansprechpartner für Musikwirtschaft in der Stadt, ist fest davon überzeugt, dass es eine Neuauflage des Festivals im kommenden Jahr geben wird.
"Wir haben unsere Zielmarke von 3000 zahlenden Besuchern weit übertroffen", freut er sich am Sonntagmorgen. König und Mitorganisator Stefan Killermann von der Zeitschrift "Gitarre und Bass" haben vier Jahre an der Idee herumgebastelt und können jetzt die Ernte einfahren.
"Wir wollten keine übliche Musikmesse, wo die Händler unter sich bleiben, sondern einen Treff für jeden Interessenten etablieren. Ich glaube, das ist mehr als gelungen. Nicht zuletzt, weil unsere sehr zahlreichen Gäste aus der ganzen Welt vom Feeling in der Kurpfalzmetropole hellauf begeistert sind", zieht der Macher seine Schlussbilanz.