Wolfgang Mangold (links) und Roland Epple beim Brückenkaffee auf der Konrad-Adenauer-Brücke. Foto: zg
Von Heike Warlich-Zink
"Jetzt ist mir klar, warum die Radfahrer heute alle ein Lächeln im Gesicht haben. Sonst gucken die eher muffig", antwortet Wolfgang Mangold auf die Frage, welches Feedback sich ihm im Zusammenhang mit der Aktion "Brückenkaffee" besonders eingeprägt hat. Mit Roland Epple hat Mangold im März 2017 in die Tat umgesetzt, was ihm schon länger im Kopf herumspukte: "Einfach mal diejenigen belohnen, die morgens mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz, an die Uni oder in die Schule fahren. Danke sagen, weil sie weder einen Stau noch den damit verbundenen Dreck und Lärm produzieren."
Auch Fußgänger werden jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 7 Uhr mit Gebäck, Kuchen, Obst und Kaffee belohnt – auch in Coronazeiten. Nur im April fiel das Brückenkaffee auf der Konrad-Adenauer-Brücke einmal aus. Der nächste Termin steht mit dem 9. Dezember bereits fest. "Selbstverständlich coronakonform", betont Mangold. Die beiden Mittfünfziger haben mit einer Handvoll Unterstützer zu speziellen Anlässen auch schon Sonder-Brückenkaffees angeboten, zur Sperrung der Hochstraße-Süd beispielsweise oder am jährlichen "Winter Bike-to-Work Day". Beim November-Brückenkaffee verteilten die Fahrradpendler kürzlich passend zum Termin Martinsgänse aus Quark-Öl-Teig. "Die vorbereiteten 93 Stück reichten von 7 bis etwa 8.20 Uhr", erzählt Mangold, der diese Ausgabe aufgrund der Corona-Auflagen allein betreute.
Die Idee hat er sich aus den USA abgeschaut und wollte sie zunächst in Mannheim umsetzen. Nachdem die Sache nicht richtig Fahrt aufnehmen wollte, begegnete er Roland Epple, der die Rheinbrücke auf der Höhe des S-Bahnhaltepunkts Ludwigshafen-Mitte vorschlug. "Die Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen erschien uns dabei als durchaus symbolträchtige Verbindung", berichtet Mangold. Als Dankeschön an diejenigen, die das Auto zugunsten des Fahrrads stehen lassen, wurden Muffins und Kaffee verteilt. "Als wir anfingen, haben wir gerade einmal 25 Muffins verschenkt. Zwischenzeitlich waren wir schon bei 200", sagt Epple, der als selbstständiger Fahrradkurier tätig ist.
Neben denjenigen, die generell mit dem Fahrrad unterwegs sind, gebe es auch Leute, die sich extra am zweiten Mittwoch im Monat in den Sattel schwingen, nur um beim Brückenkaffee dabei zu sein. Die Kosten werden vom Brückenkaffee-Team privat getragen. Manchmal steuern die Besucher auch selbst etwas zum "Frühstücksbuffet" bei oder spenden ein paar Euro. Das Geld wird in Equipment wie Tische, Plakate oder ein Marktschirm investiert.
Aufgrund der modernen Pedelecs würden auch immer wieder Menschen aus Speyer oder Neustadt an der Weinstraße auf ihrem Weg nach Mannheim oder Heidelberg einen Zwischenstopp einlegen, um sich zu stärken oder mit einem Kaffee aufzuwärmen. "Coronabedingt läuft unsere Aktion derzeit zwar nur im Sparmodus, aber immerhin", sagt Mangold.
Mit 18 Jahren hat er wie die meisten seinen Führerschein gemacht. Dennoch blieb das Rad weiterhin ein wichtiges Fortbewegungsmittel für ihn. Selbst in einem Haushalt ohne Auto aufgewachsen, diente ihm später ein Privatwagen nur für Fahrten mit der Familie. Für den Weg zur Arbeit schwang er sich weiterhin auf den Drahtesel. "Vor vier Jahren gab ich das Auto komplett auf. Seither mache ich alles per Rad, Bahn und Bus, oder multimodal in Kombination", erzählt Mangold, der mittlerweile in einem Fahrradgeschäft arbeitet.
Dass sie als Ludwigshafener für ihre städteverbindende Idee beim Mannheimer Neujahrsempfang von Oberbürgermeister Peter Kurz ausgezeichnet wurden, freut sie natürlich. Doch auch Ludwigshafens Stadtoberhaupt Jutta Steinruck ist aufmerksam geworden und hat schon beim Verteilen von Gebäck, Obst und Heißgetränken geholfen. "Wir freuen uns über jeden und alles, was dazu beiträgt, das Brückenkaffee bekannt zu machen und es im besten Fall sogar nachzuahmen. So wie zurzeit regelmäßig in Karlsruhe, Frankfurt und Bamberg – als Aufmerksamkeit am morgendlichen Radweg", erklärt Roland Epple.
Info: Weitere Artikel aus dieser Serie gibt es unter www.rnz.de/ma-engagiert