Ist ab Juli wieder geöffnet: die Mannheimer Hütte im Brandner Gletscher. Foto: zg
Von Marco Partner
Vorarlberg. Hoch oben, auf 2679 Metern, liegt sie inmitten der österreichischen Gletscher- und Gipfelwelt: Die Mannheimer Hütte gilt als die höchst gelegene Unterkunft des Vorarlbergs. Doch nicht wegen Corona, sondern aufgrund der Schneelage ist das Schutzhaus des Deutschen Alpenvereins (DAV) derzeit noch geschlossen. Im Sommer aber sollen nicht nur wieder Wanderfreunde begrüßt, sondern die Berghütte der Mannheimer Sektion einer aufwendigen Sanierung unterzogen werden. Rund 800.000 Euro nimmt man für das Großprojekt in die Hand, gleichzeitig jedoch rechnen die Betreiber aufgrund der Pandemie-Vorlagen nur mit einer maximal 50-prozentigen Belegung.
Die Grenze nach Österreich ist zwar wieder offen, doch der Mannheimer DAV geht verhalten voran. "Bis Ende Juni wurden alle Touren abgesagt, erst ab Juli können wir wieder mit kleineren Touren beginnen", erklärt der Vorsitzende Peter Welk. Ab Juli können die von der Sektion verpachtete Oberzalimhütte sowie die Mannheimer Hütte wieder Bergfreunde empfangen. Die beiden Schutzhäuser in Österreich stellen zwei wichtige Einnahmequellen dar. "Von den Öffnungszeiten sind wir nicht betroffen, aber den Hüttenwirten und uns geht aufgrund von Corona wahrscheinlich kräftig Geld verloren", betont Welk.
In den Zimmern und Matratzenlagern der Mannheimer Hütte können für gewöhnlich bis zu 150 Gäste nächtigen. Jetzt wird aufgrund der Abstandsregeln mit maximal 70 Personen pro Nacht gerechnet. Und auch die Hygienevorschriften sind oberhalb der Baumgrenze schwer umsetzbar. "Decken und Kissen nach jedem Gast zu waschen, ist dort nicht möglich. Es gibt gar nicht so viel Wasser da oben", erklärt Welk. Daher müssen die Gäste in dieser Saison selbst für ihr warmes Nachtlager sorgen.
Der Mangel an Wasser ist auch der Hauptgrund für die Hütten-Sanierung. Der Brandner Gletscher, in welchem die Gebirgsherberge eingebettet ist, schmilzt unaufhörlich. Deshalb wird die Wasserversorgung neu ausgerichtet, das Regenwasser künftig über ein neues Edelstahldach aufgefangen und in Tanks geleitet. Zudem wird die Hütte mit Trockentoiletten sowie einer Fotovoltaikanlage ausgestattet. Handwerker und Materialien müssen per Seilbahn und Hubschrauber nach oben gebracht werden. Da nur im Hochsommer eine Sanierungsarbeit möglich ist, rechnet man mit einer Bauzeit von zwei Jahren. "Ein Großteil der Kosten kann hoffentlich trotz Corona über Zuschüsse gedeckt werden", so Welk.
Auch in der Quadratestadt wird gebaut. Nachdem der Alpenverein im vergangenen Sommer nach einem Vermieterwechsel die Kletterhalle "Extrem" verließ, stand die Sektion zunächst ohne Indoor-Kletter-Möglichkeit sowie Seminar- und Jugendräume da. Neben dem Boulderhaus im Quartier Franklin soll ein olympiatauglicher Kletterturm mit Speedwand entstehen und eine Kooperation mit den Kraxel-Nachbarn angestrebt werden. Zum Jahresbeginn zählte die Mannheimer Sektion rund 3900 Mitglieder. "Jährlich sind es rund 300 Mitglieder, die kündigen. Dafür haben wir allein letztes Jahr fast 600 Neumitglieder gewonnen", so Welk. Diesmal jedoch wurden an den wanderstarken Beitrittsmonaten April und Mai kaum Neuanmeldungen verzeichnet.
Peter Welk selbst war zuletzt im Januar zum Skifahren im Montafon. Ein unerwartetes halbes Jahr Alpen-Entzug: eine lange Zeit für einen Bergliebhaber. Ob in der Pfalz oder im Odenwald: Derzeit lernt der Vorsitzende jeden Hügel in der Umgebung lieben und schätzen. Welk: "Aber ich vermisse nicht nur die Berge, es ist ja gerade das Gesellige, das Gruppengefühl, das verloren geht."