Mannheim. (RNZ/mare) Der Polizeieinsatz gegen SV Waldhof-Fans in der Nacht auf Sonntag in der Mannheimer Innenstadt wirkt nach. Nachdem sich Shane B. bei der RNZ meldete und schwere Vorwürfe gegen die Beamten erhob, meldeten sich noch weitere Augenzeugen per Facebook bei uns. Und auch sie sagen: Der Einsatz sei völlig überzogen gewesen. Die Polizei hält aber dagegen und richtet eine Ermittlungsgruppe ein.
Wie auch Shane B., so schrieb ein Leser, dass auch der zweite Verletzte, der im Rettungswagen behandelt werden musste, kein Randalierer sei. "Das waren unschuldige Partygäste", sagt der Augenzeuge. Er berichtet, dass Feiernde im Hof von Beamten beleidigt und ihnen mit dem Schlagstock gedroht wurde. Ein Handyvideo, das Shane B. gemacht hat und das der RNZ vorliegt, belegt zumindest, dass Polizisten in der Tat beleidigend aufgetreten sind und Partygäste beschimpft haben.
Als man die Beamten schließlich nach der Dienstnummer gefragt habe, so schreibt der Leser weiter, haben diese eine Antwort verweigert.
Noch ausführlicher berichtet ein weiterer Leser über den Vorfall: "Ich kann die Angaben von Shane B. ebenfalls bestätigen", sagt er. Ihm schlägt vor allen Dingen der Einsatz von Pfefferspray übel auf. "Das ganze Pub war voll damit", klagt er. Er und seine Begleiter hätten gerade gehen wollen, als ihnen am Ausgangstor "eine deftige Wolke Pfefferspray entgegen kam, es war eine Unmenge von diesem Zeug". Daraufhin seien die meisten Leute, die zu dem Zeitpunkt draußen waren, nach drinnen gegangen. "Ich persönlich habe alle in den Pub gezogen." Und auch den schwerer verletzten Mann, der später neben Shane B. im Krankenwagen behandelt wurde, mit hineingenommen. "Er kollabierte mir fast auf dem Weg zur Toilette", sagt er.
Unter den zahlreichen Partygästen, die augenscheinlich keine Waldhof-Fans gewesen seien, seien auch zwei schwangere Frauen gewesen, die unter dem Einsatz des Pfeffersprays gelitten haben.
Doch damit nicht genug: Als die Gäste dann den Pub verlassen durften - "umstellt von Polizisten" - habe er gefragt, wie es hier nun weiter gehe. Daraufhin hätten ihn die Polizisten angeschrien. "Ein extrem übertriebenes Verhalten." Er sei schließlich noch fotografiert worden, seine Personalien wurden aufgenommen und er erhielt einen Platzverweis. Darüber schüttelt er den Kopf. Seine Erklärung: "Alles zu unrecht, nur weil ich ein Trikot anhatte als Fan."
Wie der Vorfall begonnen hat, könne der Waldhof-Anhänger nicht sagen, da er zu dem Zeitpunkt drinnen war. Er habe nur mitbekommen, dass die Pub-Besitzerin mehrfach nach draußen gegangen war, um für Ruhe zu sorgen. "Wegen der Nachbarn, wie sie sagte", so der Leser.
Die Polizei hat indessen auf die zahlreichen Meldungen von Augenzeugen und die RNZ-Nachfrage reagiert: Die Beamten haben nun eigens eine Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg eingerichtet.
Diese werde die Vorwürfe, die vor allen Dingen Shane B. vorgebracht hat, untersuchen. Die Beschwerden, so heißt es in einer Pressemitteilung am Dienstagnachmittag, "gegen die eingesetzten Polizeibeamten und deren Maßnahmen bestätigten sich bislang nicht". Doch man werde dem weiter nachgehen.
Die Beamten bleiben in der Stellungnahme aber dabei, selbst mit Pfefferspray attackiert worden zu sein. "Die Polizei setzte nicht, wie behauptet, nur ihrerseits Pfefferspray ein", so ein Polizeisprecher.
Zu dem Einsatz am Samstag ergänzt die Polizei am Dienstag, dass auch ein Polizeihund eingesetzt worden war. Dieser habe zwei Verdächtige verfolgt, die aus dem Pub geflohen seien. Er trug dabei keinen Maulkorb. Die beiden Männer wurden von dem Tier gestellt. "Der Hund biss keinen der Flüchtigen", heißt es. Ein 28-jähriger Mann wurde dabei festgenommen. Zunächst war von einem 18-Jährigen berichtet worden.
Ob Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, werde sich in den kommenden Tagen entscheiden. Darüber könnten auch weitere Aussagen von Zeugen entscheiden. So wird eine Junggesellinnengruppe, aber auch andere Partygäste, die an dem Abend dabei waren, gebeten, sich zu melden. Und zwar unter der Rufnummer 0621/1744444.