Maximilian Hartlieb hält in seinen Händen eine Krippe, die aus einer Kokosnussschale geschnitzt wurde. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Von der kleinsten, in eine Nussschale eingelassene, Krippe bis hin zu dem fast 1,50 Meter hohen, mit Figuren reich ausgestatteten und fast einhundert Jahre alten Krippenberg aus Böhmen, erfreuen sich die Besucher an der Ausstellung in der St.-Franziskus-Kirche. Sie stehen schmunzelnd vor der Lebkuchenkrippe oder betrachten nachdenklich eine aus Liberia stammende Darstellung der Geburt Christi - geformt aus leeren Patronenhülsen.
In der katholischen Kirche im Stadtteil Waldhof erzählen bis einschließlich 8. Januar mehr als einhundert Krippen aus über 50 Ländern das Weihnachtsevangelium nach Lukas - eine Geschichte ausschließlich in Bildern und gänzlich ohne Worte, die Krippenkünstler überall auf der Welt aufgreifen und in diese Darstellung die für ihre Kultur typischen Bräuche und Gegenstände einfließen lassen.
Mal schlicht, mal sehr bunt
Der 16-jährige Maximilian Hartlieb, der die Ausstellung vorbereitet hat, ist schon früh mit dem Thema internationaler Krippenkultur in Berührung gekommen, da seine Eltern seit 15 Jahren Exponate aus aller Herren Länder sammeln. Viele davon haben sie direkt von sozialen Projekten erworben und können daher etwas über die Entstehung der Stücke und die Krippenbauer berichten.
Die Ausstellung soll laut Maximilian dazu beitragen, die Begeisterung für die Weihnachtsbotschaft in die Familien zu transportieren. Eine über 2000 Jahre alte Botschaft, die direkt ans Hier und Jetzt anknüpft, thematisiert sie doch Themen wie Flucht und den Verlust von Heimat, Fremdsein und Armut ebenso wie Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit.
Eine Botschaft, die Maximilian, der die elfte Klasse des Ursulinen-Gymnasiums in Mannheim besucht, aufgenommen hat. "Die Krippenausstellung ist Teil meines Leseprojektes mit Flüchtlingen an der Justus-von-Liebig Schule, das ich im Rahmen meiner Seminararbeit seit November durchführe", sagt er. An der Berufsfachschule vermittelt er Flüchtlingen aus Gambia, Senegal, Nigeria, Afghanistan oder dem Irak neben der deutschen Sprache auch die deutsche Kultur und die dazugehörigen Bräuche.
Die Menschen, die ihm dabei gegenübersitzen sind oft nur unwesentlich älter als er selbst. Manche von ihnen waren mehrere Monate oder Jahre auf der Flucht. An der Justus-von-Liebig-Schule bereiten sie sich auf eine Ausbildung im Berufsfeld der Ernährung und Gastronomie vor. Alle Spenden, die im Rahmen der Krippenausstellung zusammenkommen, wird Maximilian zur Anschaffung von Schulmaterial und Büchern sowie zur Mitfinanzierung von Arbeitskleidung zur Verfügung stellen.
Monika und Bernd Hartlieb unterstützen das Anliegen ihres Sohnes tatkräftig. Ebenso wie er erklären sie bei den Führungen die ausgestellten, sehr unterschiedlichen Krippen. "Viele Krippen stammen aus afrikanischen Ländern", sagt Maximilian und erklärt, dass diese durch die Vielfalt der verwendeten Materialien wie Ebenholz, Jacaranda-, Mango- oder Birkenholz gekennzeichnet seien. Meist greifen die Krippenbauer zu dem, was ihnen gerade zur Verfügung steht. Neben Holz auch Gips, Ton, Papyrusgras, Bananenstroh oder Metall. Manche Krippen sind in der Farbgebung und Ausgestaltung zurückhaltend, andere bunt bemalt und sehr detailverliebt. So erscheint die Szene im Stall zu Bethlehem dem Betrachter immer wieder neu und doch so vertraut.
Auch der Blick auf die Figuren offenbart Unterschiedliches: In Peru beispielsweise wird Maria mit langen Zöpfen und in landestypischer Kleidung dargestellt. Der Gymnasiast freut sich, dass die Ausstellung auf solch großes Interesse stößt. "Bis aus dem Odenwald kommen die Besucher." Vielen Kindergartengruppen und Schulklassen und die von ihm betreuten Flüchtlinge hat er mittlerweile bei Sonderführungen die Vielfalt der Krippenkultur gezeigt.
Zu den regulären Öffnungszeiten ist Maximilian ebenfalls in der Kirche auf dem Waldhof, Speckweg 1, anzutreffen. Diese sind am zweiten Weihnachtsfeiertag, am 6. und 8. Januar von 15 bis 16.30 Uhr sowie nach den Gottesdiensten. Unter Tel. 0173/6216294 können Sondertermine für Gruppen vereinbart werden.