Bislang dürfen Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 20 Tonnen über die Ziegelhäuser Brücke fahren. Das wird sich Mitte Februar ändern: Dann sind es maximal 3,5 Tonnen. Foto: Rothe
Heidelberg. (tt) Nach aktuellen Berechnungen soll die Ziegelhäuser Brücke über den Neckar noch zehn Jahre lang befahrbar sein. Das erklärte Baubürgermeister Jürgen Odszuck bei einem Vor-Ort-Termin, zu dem die CDU eingeladen hatte. Damit die Brücke aber tatsächlich noch so lange durchhält, muss sich die Verwaltung einiges einfallen lassen: So wird Mitte Februar das zulässige Gesamtgewicht für Fahrzeuge von 20 auf 3,5 Tonnen reduziert. Damit keine Lastwagen über die Brücke fahren, will die Stadt einen Blitzer aufstellen, der alle schweren Fahrzeuge erfasst. Außerdem sollen die Schwingungen, die der Brücke zusetzen, permanent elektronisch überwacht werden.
"Der Handlungsbedarf an der Brücke war uns klar", so Odszuck. Doch die Hiobsbotschaft, dass eine Sanierung nicht mehr möglich sei, habe ihn getroffen wie der Blitz. Noch im letzten Jahr hatte das Land zwei Millionen Euro für die Sanierung der 1954 eingeweihten Brücke bereit gestellt, nun machten die Statiker den Planern einen Strich durch die Rechnung: Wie bei der Salierbrücke über den Rhein bei Speyer handelt es sich um eine Spannbetonbrücke der ersten Generation. "Diese Brücken wurden damals sehr schlank konzipiert. Für die Statiker wurde zu wenig Bewehrungsstahl verwendet", erklärte Odszuck den rund 50 Interessierten.
Die herkömmlichen statischen Berechnungsverfahren könnten deshalb nicht mehr angewendet werden. Allerdings sei es nach dem Kanadischen Verfahren möglich, dass zum Beispiel Einsatzfahrzeuge die Brücke weiterhin nutzen dürfen. "Deshalb sind wir der Meinung, dass man den Bus weiterhin über die Brücke fahren lassen kann. Doch am Ende entscheidet das Regierungspräsidium", so Odszuck. Allerdings müsse ausgeschlossen werden, dass sich auf der Querung zwei Busse begegnen oder direkt hintereinander darüber fahren.
Den Schwerverkehr an der Überfahrt über die Brücke zu hindern, werde nicht leicht: "Da müssen wir mit harten Bandagen kämpfen", sagte Odszuck. So prüfe man gerade, ob alle Fahrzeuge, die ein bestimmtes Gewicht überschreiten, automatisch geblitzt werden können. Wer illegal über die Brücke fahre, müsse mit einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen, erklärte der Leiter des Tiefbauamtes, Jürgen Weber. Denn: "Bei der Hebelstraßenbrücke in der Weststadt haben wir kein Mittel gefunden, um den Schwerlastverkehr auszuschließen", so Odszuck. Dort hatte man die Fahrbahn mit Sperren verengt, die teilweise zur Seite gerammt wurden. Nachdem alles nichts half, sperrte die Verwaltung die Brücke vorzeitig komplett. Das wolle man zwischen Ziegelhausen und Schlierbach aber verhindern.
Marode ist laut Odszuck vor allem der Oberbau der Brücke. "Die Pfeiler sind in Ordnung", so der Baubürgermeister. Wie eine neue Brücke aussehen könnte und ob sie an der heutigen Stelle errichtet wird oder an einer anderen, müsse jetzt geprüft werden. "Das ist eine spannende Aufgabe. Wir brauchen eine städtebaulich vertretbare Lösung", so Odszuck. Primäres Ziel der Verwaltung sei, die Brücke auch während der Bauzeit offen zu halten. Neben der Planung und Genehmigung muss auch die Finanzierung geklärt werden: "Für die neue Brücke wird ein zweistelliger Millionenbetrag fällig. Und sie konkurriert in der mittelfristigen Finanzplanung mit anderen Projekten."
Trotz der bevorstehenden Einschränkungen zeigte sich CDU-Vorsitzender Alexander Föhr zufrieden: "Es ist wichtig, dass keine akute Vollsperrung droht." Er forderte, dass die Gewichtsbeschränkungen kontrolliert werden müssten und freute sich, dass die Brücke für Rettungskräfte und Busse offen bleiben soll.