Frauen und Männer gemeinsam zogen am Donnerstagnachmittag friedlich vom Bismarckplatz durch die Hauptstraße in Richtung Universitätsplatz. Mit kreativen Transparenten demonstrierten sie für mehr Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Foto: Rothe
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Schwedens Außenministerin Margot Wallström, Facebook-Chefin Sheryl Sandberg, Schauspielerin Uma Thurman - sie alle konnten und wollten nicht länger stumm bleiben. Im Rahmen der "Me too"-Bewegung brachen zahlreiche Frauen rund um den Planeten in den vergangenen Wochen und Monaten ihr Schweigen. Auch in Deutschland werden Frauen Tag für Tag Opfer von sexueller Gewalt. Um darauf aufmerksam zu machen, versammelten sich am gestrigen Weltfrauentag rund 200 Demonstranten auf dem Bismarckplatz.
"Viele Leute denken, dass das Thema Gleichberechtigung abgeschlossen ist. Wir wollen zeigen, dass das noch lange nicht der Fall ist", sagte Sahra Mirow (34) von der Linken, die den bunt gemischten Zug am Nachmittag durch die Hauptstraße bis zum Universitätsplatz begleitete. "Es gibt zwar bei uns eine legale Gleichstellung von Frau und Mann, aber gleichzeitig noch viele strukturelle Probleme, die es zu beheben gilt", betonte Kathrin Weinreuter (24) von der linken Hochschulgruppe Linke.SDS, die die Demo gemeinsam mit einem Bündnis aus lokalen Jugendgruppen und Frauenverbänden organisiert hatte.
Unter den Teilnehmern des Zuges waren an diesem Nachmittag auch besonders viele männliche Demonstranten. Etwa der 20-jährige Paul, Politikstudent aus Mannheim. Er forderte: "Ich will in einer Gesellschaft leben, in der es egal ist, ob man Mann oder Frau ist." Gerade, dass hierzulande und überall auf der Welt noch immer nach Geschlecht bezahlt werde, empfinde er als Unding.
Nicht allein um das Thema Bezahlung, sondern "das ganze Paket" geht es indes der 22-jährigen Rieke. "Jeder muss wissen, dass wir Frauen im Alltag täglich mit Sexismus zu tun haben. Das fängt beim gut gemeinten Spruch abends im Club an - und hört bei Themen wie zum Beispiel der Selbstbefriedigung auf."
Auch wenn das Thema Gleichberechtigung offensichtlich viele Unterstützer findet - nicht alle konnten dieser Form des Protests auf der Straße etwas abgewinnen. So fand eine Seniorin, die auf dem Heimweg vom Einkaufen zufällig am Bismarckplatz und an dem Demonstrationszug vorbeikam: "Ich glaube nicht, dass Veranstaltungen wie diese etwas bringen." Dafür sei das alte Mann-Frau-Schema noch immer zu sehr im Denken vieler Menschen verankert. "Ändern", so die Passantin, "wird sich erst etwas, wenn wir die Gleichstellung auch rechtlich geregelt bekommen. Freiwillig wird das nicht passieren."