Biergarten-Atmosphäre im Neuenheimer Feld: Das Café Botanik ist bei Studenten sehr beliebt. Hinter der Fassade brodelt es jedoch gewaltig. Die Geschäftsführung des Studierendenwerks will die Zahl der studentischen Mitarbeiter massiv senken, die fühlen sich hintergangen. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Es herrscht dicke Luft beim Studierendenwerk: Zwischen der Geschäftsleitung und vielen studentischen Mitarbeitern ist das Tischtuch zerschnitten - weil rund 70 Aushilfen nicht weiter beschäftigt werden. Auch der Personalrat der Anstalt öffentlichen Rechts wurde heftig attackiert: Die Arbeitnehmervertretung komme ihrer Aufgabe nicht nach, kritisierten studentische Mitarbeiter. Der Studierendenrat der Uni geht noch weiter: Der Personalrat scheine sich nur für die Interessen der nichtstudentischen Angestellten einzusetzen - und unterstütze die Geschäftsführung sogar dabei, "die Studierenden auszubeuten und zu drangsalieren".
Bei den neun ehrenamtlichen Mitgliedern des Personalrates kann man diese Kritik nicht nachvollziehen: "Die Formulierung war wie ein Schlag ins Gesicht", erklärte eine Rätin im Gespräch mit der RNZ. Da das Gremium Entscheidungen gemeinsam treffe, wollen die Mitglieder nicht einzeln zitiert werden. "Aber wir wollen das öffentlich nicht mehr hinnehmen." Schließlich fühle man sich seit Jahren für die Studenten verantwortlich - obwohl diese bis April bei einer Tochterfirma angestellt waren. Seitdem arbeiten sie direkt beim Studierendenwerk, der Personalrat ist jetzt auch offiziell zuständig. "Sie sind faktisch Mitarbeiter und gesetzlich gleich. Das wissen die auch. Die rufen mich ja auch an, wenn sie ein Problem haben", betonte eine weitere Rätin.
Bei dem aktuellen Streit - das Studierendenwerk lässt bei rund einem Drittel der etwa 210 studentischen Aushilfen befristete Verträge auslaufen - sei man jedoch machtlos. "Das entspricht geltendem Recht. Wir können da nur moralische Hinweise geben." Denn, anders als teilweise behauptet, handele es sich nicht um eine "Kündigungs- oder Entlassungswelle", da die Verträge auslaufen. "Sonst hätten wir das Recht auf eine Anhörung. Aber so haben wir null rechtliche Möglichkeiten."
Dass die Zahl der studentischen Mitarbeiter reduziert werde, sei zudem keine große Überraschung. Schon lange gebe es Pläne für eine Umstrukturierung: Langfristig sollen in den Mensen keine Studenten arbeiten, nur in den Cafés. Schließlich sei in den Küchen eine lange Anlernzeit nötig - und in der Regel blieben Studenten nicht lange.
Für den Personalrat ist jedoch unverständlich, dass gleich so viele Studenten gehen sollen. Denn bislang gebe es kaum Bewerber auf die Stellen, mit denen diese ersetzt werden sollen. "Und ein vollkommener Verzicht auf Studenten ist ohnehin unmöglich." Entsprechend habe man kürzlich neue Verträge für rund 150 studentische Mitarbeiter bewilligt. Von den 70 Aushilfen, deren Verträge nicht verlängert wurden, seien zudem rund 30 freiwillig gegangen.
Dass sich unter den 40 Studenten, die offenbar unfreiwillig gehen, auch diejenigen befinden, die sich in den letzten Monaten kritisch über die Geschäftsführung des Studierendenwerkes geäußert hatten, will der Personalrat nicht ausschließen: "Das kann durchaus so sein. Das würde anderen befristeten Beschäftigten aber auch so gehen", so ein Mitglied. Zudem hätten einige Studenten selbst dazu beigetragen: Einer habe etwa zum Boykott einer Schichtvergabe in einem Café aufgerufen. "Eine äußerst unglückliche Aktion." Aber auch das Vorgehen der Geschäftsführung kritisierten die Personalräte: "Ich kann die Kriterien nicht nachvollziehen, wer von den Aushilfen gehen muss und wer nicht."