Noch ist der "Fall Julia B." nicht gelöst. Die Polizei ist aber zuversichtlich, nach Auswertung der jetzt gefundenen Spuren das Gewaltverbrechen aufklären zu können. Foto: Priebe
Von Peter Wiest
Heidelberg/Zwingenberg. Seit gestern steht es definitiv fest: Bei der Frauenleiche, die am vergangenen Freitag in unmittelbarer Nähe der Autobahn-Anschlussstelle Zwingenberg an der Bergstraße gefunden wurde, handelt es sich um die seit drei Wochen vermisste Heidelbergerin Julia B. Dies teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Die 26-Jährige sei zweifelsfrei identifiziert worden, hieß es weiter.
Wie ein Polizeisprecher gegenüber der RNZ bestätigte, hatte ein Suchtrupp das Gebiet abgesucht und war dabei auf die Frauenleiche gestoßen. Eigentlich hätte die Suche erst in dieser Woche großflächig durchgeführt werden sollen, nachdem Ermittlungen ergeben hatten, dass die Örtlichkeit für die eventuelle Ablage einer Leiche in Frage komme. Zur Sichtung und Sondierung des Gebiets waren allerdings bereits am Freitag Ermittler in der Gegend unterwegs gewesen und hatten dabei die grausige Entdeckung gemacht. Der Fundort liegt etwa 50 Kilometer von Heidelberg entfernt. Gefunden worden war der Leichnam offenbar im Gebüsch am Rande eines Feldwegs, gut 100 Meter von der Autobahn A 5 entfernt.
Wie der Polizeisprecher weiter sagte, gehe man von einem Tötungsdelikt aus. Selbstverständlich müsse man aber vorsichtig sein mit Vorverurteilungen; bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, könne sich das Ganze noch in alle Richtungen entwickeln.
Die Obduktion der Leiche erfolgte am Institut für Rechtsmedizin in Heidelberg. Dessen Untersuchungen seien mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Identität der Frau feststehe, hieß es in einer weiteren Mitteilung des Polizeipräsidiums Mannheim. Die Arbeit am Fundort sei zwischenzeitlich beendet; alle Spuren seien gesammelt und würden jetzt ausgewertet. Man habe "einen ganzen Berg an Spuren" am Leichenfundort gesichert, so Polizei-Pressesprecher Markus Winter. Weitere Details könne man auch aus ermittlungstechnischen Gründen derzeit keine nennen; die weiteren Ermittlungen lägen bei der Staatsanwaltschaft. "Wir sind aber zuversichtlich", so Winter gegenüber der RNZ, "dass wir mit allen Spuren, die wir jetzt haben, gut aufklären können, was sich zugetragen hat, nachdem Julia B. am 12. August zuletzt gesehen wurde".
Die junge Heidelbergerin aus dem Stadtteil Emmertsgrund war bereits seit dem 13. August vermisst worden (wir berichteten mehrmals). Von Anfang an war befürchtet worden, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Die 26-Jährige hatte vor ihrem Verschwinden offenbar einen heftigen Streit mit ihrem Lebensgefährten gehabt. Der 34-jährige Johann N. sitzt mittlerweile in einer Justizvollzuganstalt in Untersuchungshaft; er steht unter "dringendem Tatverdacht", wie es in einer Stellungnahme der Ermittlungsbehörden hieß. Diese hatten zudem von Anfang an auch von "Hinweisen auf das Vorliegen einer Straftat" gesprochen.
Johann N. hatte nach seiner Verhaftung eingeräumt, mit seiner Freundin kurz vor deren Verschwinden in der gemeinsamen Wohnung in Heidelberg einen heftigen Streit gehabt zu haben. Weitergehende Geständnisse hatte er allerdings keine gemacht. Nach dem Verschwinden der jungen Frau war deren Auto zunächst zwei Tage später in der Mannheimer Innenstadt gefunden worden; eine Durchsuchung der Umgebung dort brachte dann jedoch keine weiteren Ergebnisse. Verdacht erregende Spuren hatten die Ermittler bereits danach allerdings im Auto von Johann N. gefunden.