Lokale, wie hier "Joe Molese" in der Altstadt, bedienen keine Flusstouristen mehr. Foto: Rothe
Heidelberg. (hö) Dieses Jahr könnte ein Rekordjahr im Tourismus werden: Die Bilanz von Januar bis Mai weist ein Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf, insgesamt wurden 540.000 Übernachtungen gezählt. Im Schnitt bleiben die Gäste 1,95 Tage - deutlich vom Ziel von drei Tagen entfernt, das sich Heidelberg-Marketing selbst gesteckt hat.
Zwei Drittel all derer, die in Hotels einchecken, sind Deutsche (358.000 Übernachtungen). Danach folgen jeweils mit leichten Verlusten die Amerikaner (27.000 ) und die Schweizer (13.000 ), wohingegen es bei den Briten ein Plus von sieben Prozent gibt (12.000 ) - trotz des schwachen Pfunds.
Aber es gibt auch Schatten: Einstige Wachstumsmärkte, die Golfstaaten und China, geben um zwölf beziehungsweise 15 Prozent nach (9300 bzw. 8500), doch Heidelberg-Marketing-Chef Mathias Schiemer ist sich sicher: "Die Chinesen kommen im zweiten Halbjahr wieder."
Dass er sich über die Zahlen freut, hat einen Grund: "Für uns sind vor allem die Übernachtungszahlen wichtig, um den Tagestourismus einzudämmen." Denn das Ziel seiner stadteigenen Tourismusgesellschaft sind "nicht mehr Touristen, sondern eine längere Aufenthaltsdauer".
Insofern teilt er die Klage einiger Gastronomen, die sich mittlerweile weigern, Flusstouristen zu bewirten, denn auch Schiemer findet: "Deren Verweildauer ist nur sehr kurz. Die gehen nach dem Frühstück aufs Schloss und sind bis zum Mittagessen zurück - ist ja alles inklusive." Eine solche Art von Tourismus verändere spürbar das Klima in der Stadt - Hektik statt Wohlfühlatmosphäre. "Diesen Unternehmen ist letztlich Heidelberg egal - und über solche Probleme klagen fast alle Tourismusstädte an Flüssen."
Aber könnte man denn nicht den Flusskreuzfahrtschiffen das Anlegen in Heidelberg verbieten? Theoretisch ja, aber die meisten großen Schiffe halten gar nicht in Heidelberg, sondern in Mannheim. Stattdessen setzt Schiemer auf anderes: Die Busse der großen Schifffahrtsfirmen dürfen jetzt nicht mehr über den Uniplatz fahren, um eine Abkürzung zum Schloss zu nehmen. Schiemers Credo: "Eine Stadt darf nicht missbraucht werden von Unternehmen, die noch nicht einmal mit uns kommunizieren."