Heidelberg. (rnz/mare) Es ist das Fest der Feste: Am Samstag wird in der Stadt der 49. Heidelberger Herbst gefeiert. Dann gibt es von 11 bis 23 Uhr in der Hauptstraße, den Seitengassen und auf den großen und kleinen Plätzen in der Altstadt nicht nur Live-Musik, sondern auch Kunsthandwerk, kulinarische Feinheiten und den beliebten Anwohner-Flohmarkt, der schon in den Morgenstunden startet.
Update: Hier sehen Sie einige Impressionen vom Samstag:
Heidelberger Herbst 2018 - Die FotogalerieHeidelberger Herbst 2018 - Die Abend-FotogalerieDas Programm ist umfang- und facettenreich, den Gesamtüberblick gibt's hier. Und das sind die ultimativen "Herbst"-Tipps aus der RNZ-Redaktion.
Die Empfehlungen der RNZ-Redaktion:
Manon Lorenz. Foto: privatManon Lorenz, 27, Volontärin: Das ganze Jahr über bin ich auf Flohmärkten unterwegs, ob Sommer oder Winter, drinnen oder draußen, mit Kleidern oder Trödel. Aber keinem fiebere ich so entgegen wie dem Altstadt-Flohmarkt zum "Herbst". Viele "Schätzchen" habe ich dort schon erstanden, darunter meinen grünen Lieblings-Parka.
Das wirklich Reizvolle ist aber: An keinem anderen Tag kann man so gut hinter die Fassaden der Altstadt blicken. Denn viele Altstädter öffnen zum "Herbst"-Samstag ihre Häuser und bieten dort ihre Trödel-Ware feil. Beim Stöbern in dunklen Hausfluren oder verwunschenen Innen- und Hinterhöfen gibt es Einblicke, die keine Stadtführung bietet.
Dieses Jahr ist der Flohmarkt sogar noch größer als sonst: Stände gibt es nun auch in Neu- und Sandgasse, in Landfried- und Karl-Ludwig-Straße, auf Montpellier- und Krahnenplatz, in Unterer Neckar- und Bienenstraße sowie in der Großen Mantelgasse.
Jonas Labrenz. Foto: privatJonas Labrenz, 28, Volontär: Was für den vinophilen Kurpfälzer der Neue Wein, ist für den norddeutschen Pilsliebhaber wohl das Kölsch: Verschenken würde man’s nicht, eine nette Abwechslung ist es trotzdem. Nun schenkt der Gehörlosen-Sportverband schon seit Jahren immer wieder das erfrischende Obergärige an seinem kleinen Stand direkt gegenüber von "C&A" auf Höhe der Hauptstraße 78 aus, wenn der "Herbst" Einzug in die Heidelberger Gassen hält.
Dort lässt sich gut noch einen Moment innehalten, bevor der Trouble losgeht. Zugegeben, ich bin selten in großen Menschenmassen anzutreffen, was wohl auf meine norddeutsche Herkunft zurückzuführen ist. Nach mittlerweile drei Jahren in Heidelberg mache ich aber gerne einige Ausnahmen. Die gelten für das Bier, die Feste, aber nicht für die Begrüßung auf der Straße: Da werde ich bei meinem norddeutschen "Moin" bleiben, denn das gilt auch ganz unabhängig von der Tageszeit.
Thomas Frenzel. Foto: privatThomas Frenzel, 62, Redakteur: Der Marstallhof ist mein Favorit, um den Heidelberger Herbst mit Frischluftmusik ausklingen zu lassen. Freilich: Zuvor darf das Gedränge am Heumarkt nicht fehlen. Dort pflastert "Dirty Deeds" nach ohrenpfeifenden Soundchecks irgendwann nach 19 Uhr den "Highway to Hell" mit AC/DC-Rock. Der unvermeidliche Körperkontakt mit schwankenden Bierbechern ist ein Heidelberger-Herbst-Muss.
Das Kontrastprogramm geht eine Straße weiter am Marstall über die Bühne. "The Wright Thing" ist dort angesagt, bis spät in den Abend. Dort beweist der Brite Jason Wright Jahr für Jahr und ganz ohne Eintritt, welch gutes Händchen er für Musiker hat - für gestandene genauso wie für Newcomer.
Die neuen und nicht mehr ganz so neuen Hits kommen in frischen Arrangements daher, wandern grundsätzlich in die Beine, verwandeln die Hofwiese in einen gut gelaunten Tanzboden. Dass der eine oder andere auf der Bühne meint, Publikumschöre einfordern zu müssen - sei’s drum. Nicht jeder muss ja seine Kehle strapazieren.
Philipp Neumayr. Foto: privatPhilipp Neumayr, 27, Volontär: Zugegeben: So wahnsinnig oft war ich bisher noch nicht auf dem "Herbst". Wenn es mich an diesem Wochenende in die Altstadt zieht, dann aber nur auf den Theaterplatz. Hier gibt’s bestes Essen aus Foodtrucks und jede Menge gute DJ-Mucke von lokalen Künstlern. Okay, die Baustelle nebenan passt nicht ganz ins Bild, aber dafür hat man hier seine Ruhe vor all den Herbst-ist-nur-einmal-im-Jahr-schallalla-Touristen.
Während überall sonst am Samstagabend schon um 23 Uhr Feierabend ist, machen die Breidenbach Studios einfach weiter: Vom "Herbstrummel" geht es direkt auf den "Rummelplatz" in die Hebelstraße, wo bis zum Morgengrauen getanzt wird. Und während ich dabei dann an meiner Gin-Mate nuckele, frage mich manchmal: "Herbst, warum gibt es dich eigentlich nur einmal im Jahr?"
Anica Edinger. Foto: RotheAnica Edinger, 29, Redakteurin, Heidelberg: "HDHerbst" stand es schon vor bestimmt 15 Jahren in meinem Schulterminkalender. Damals zog es mich mit all meinen Freunden stets am Abend in die Altstadt direkt hinein in die Massen. Heute ist das anders. Da ist es mir am Abend und in der Nacht schlicht zu voll, zu eng, zu stressig.
Stattdessen gehe ich inzwischen tagsüber auf den "Herbst". Am besten schon am frühen Vormittag. Rund um den Marktplatz und in den Seitengässchen gönne ich mir dann Neuen oder eben nicht neuen Wein, Zwiebelkuchen, Crêpes und ähnliches. Auch schön: Das Treiben von einem kleinen Café aus zu beobachten.
Sebastian Riemer. Foto: HentschelSebastian Riemer, 34, Redakteur: Es gibt ja dieses leicht übertriebene Gerücht, dass unter den mindestens 100.000 Menschen, die jedes Jahr zum "Herbst" strömen, stets nur so etwa fünf oder sechs Heidelberger sind. Ein Funken Wahrheit steckt drin: Viele Heidelberger meiden die Altstadt am "Herbst"-Samstag großräumig.
Wer den Massenauflauf nicht mag, sollte einfach am Sonntag kommen. Zum "Familienherbst" haben die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr offen, der Mittelaltermarkt auf dem Uniplatz steht noch und auf einigen Bühnen gibt es Programm. Die Altstadt ist dann belebt, platzt aber nicht aus allen Nähten. Und das Beste ist: Die ganzen Volltrunkenen sind auch nicht mehr da.
Heidelberger Herbst - Flyer-ÜbersichtÖPNV und Parken
Die rund 100.000 Menschen, die am Wochenende zum Herbst erwartet werden, kommen am besten nicht mit dem Auto in die Stadt. Stattdessen empfiehlt sich der Umstieg auf Bus und Bahn: Vom Hauptbahnhof aus fahren zahlreiche Linien in Richtung Altstadt. Vom S-Bahnhof Altstadt ist das Veranstaltungsgebiet zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Wer doch mit dem Auto kommt, sollte auf dem Messplatz am Kirchheimer Weg parken. Das kostet nichts und von dort fahren Straßenbahn und Bus regelmäßig in die Altstadt.
Am Messplatz können auch Anwohner der Altstadt kostenlos parken. Dort fallen nämlich ab Samstagmorgen zahlreiche Parkplätze weg, da die Plöck sowie alle Gassen, die zur Hauptstraße führen, als Rettungswege freigehalten werden müssen. Am kompletten Samstag ist außerdem der Veranstaltungsbereich für den Verkehr gesperrt: die Hauptstraße von Sofienstraße bis Karlsplatz mit angrenzenden Seitenstraßen und Plätzen, sowie Ingrimstraße und Merianstraße, Untere Straße, Steingasse und der südliche Brückenkopf der Alten Brücke.
Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) an beiden Tagen zahlreiche Zusatzfahrten an:
Straßenbahn: Am Samstag fährt die Linie 5 von 19 bis 1.50 Uhr im 15-Minutentakt zwischen Heidelberg Betriebshof und Schriesheim Bahnhof. Auch am Sonntag fahren die Bahnen auf dieser Strecke zwischen 11.45 und 19.30 Uhr in diesem Takt. Die Linie 22 fährt am Samstag von 21 bis 1 Uhr sowie am Sonntag von 12 Uhr bis 20.30 Uhr im 15-Minutentakt zwischen Bismarckplatz und Eppelheim. Die Linie 23 fährt zwischen Leimen und Handschuhsheim am Samstag von 20.30 bis 1 Uhr und am Sonntag von 12 bis 20.30 Uhr im 15-Minutentakt. Die Linie 26 ist zwischen Kirchheim und Bismarckplatz am Samstag von 20.30 bis 0.45 Uhr im 15-Minutentakt unterwegs, am Sonntag von 12 bis 20.30 Uhr.
Busse: Am Samstag gibt es auf der Linie 32 zusätzliche Fahrten von 20.20 bis 0.15 Uhr zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. Die Linie 33 wird am Samstag von 21 bis 1.40 Uhr mit Zusatzbussen zwischen Rohrbach-Süd und Emmertsgrund verstärkt, am Sonntag von 12 bis 20.40 Uhr. Zwischen Bismarckplatz und Ziegelhausen Heidebuckelweg fährt die Linie 34 am Samstag im 15-Minutentakt von 20.30 bis 0 Uhr. Auf der Linie 35 gibt es außerdem am Samstag zwischen Bismarckplatz und Neckargemünd Bildungszentrum einen 30-Minutentakt von 21 bis 0.40 Uhr.
Sicherheit
Angesichts der guten Wetterprognose schließt Joe Schwarz vom Veranstalter "Heidelberg Marketing" auch einen neuen Besucherrekord nicht aus. Für die Polizei und Rettungskräfte bedeuten so viel Menschen in der Stadt vor allem eines: erhöhte Alarmbereitschaft. Die Sicherheitsvorkehrungen laufen auf Hochtouren.
Christian Zacherle. Archivfoto: Philipp Rothe
Das sichtbarste Zeichen werden wieder die Betonsperren im vorderen Bereich der Hauptstraße sein - eine Lehre aus den Terroranschlägen mit Lastwagen in Berlin und Nizza. Wie auch in den letzten Jahren werde die Polizei wieder mit verstärkten Kräften vor Ort sein, berichtet Christian Zacherle. Es ist sein letzter Einsatz als Leiter des Reviers Mitte, bevor er als Chef des Führungs- und Lagezentrums nach Mannheim wechselt.
In Heidelberg hat er unterdessen extra für den "Herbst" sein eigenes Lagezentrum aufgebaut: Feuerwehr, Rettungsdienste, privater Sicherheitsdienst und Polizei sind für die Dauer der Großveranstaltung im Heidelberger Rathaus untergebracht. Im Falle eines Einsatzes können sie sich direkt miteinander absprechen.
Wie im letzten Jahr wird die Hauptstraße auch dieses Jahr verengt. Foto: Rothe
Da das Handy-Netz bei solchen großen Menschenansammlungen oft überlastet ist, sind die Ordnungshüter und Rettungskräfte mit einer eigenen Funkfrequenz untereinander verbunden. Die Funkgeräte stellt "Heidelberg Marketing" zur Verfügung.
Auch Bereitschaftspolizei aus Bruchsal wird zum "Herbst" in Heidelberg sein, allerdings keine Reiterstaffel - dafür wäre es in der Altstadt doch zu eng. Während am Vormittag und am frühen Nachmittag vor allem Fußstreifen unterwegs sind, um Taschendiebstähle zu verhindern, müssen die Ordnungshüter zu späterer Stunde erfahrungsgemäß öfters mal eingreifen, wenn alkoholisierte Gruppen miteinander in Streit geraten und dabei auch handgreiflich werden.
Auch die Verkehrspolizei wird viel zu tun haben, vor allem wegen der Großbaustelle am Heidelberger Hauptbahnhof rechnet Zacherle für seine Kollegen mit viel Arbeit. Er fordert die Gäste auf, den Umleitungsschildern zu folgen. Die Baustelle in der Plöck muss für die Dauer des Volksfestes pausieren. Sie dient als Rettungsweg. Danach laufen die Arbeiten aber weiter und die Gasse wird wieder gesperrt.