Salvadori-Weißohrsittiche lieben Obst. Trotzdem haben sie ihren ganz eigenen Kopf und weigerten sich beim ersten Fotoshooting beharrlich, sich vor der Kamera zu zeigen. Beim zweiten Besuch wurden sie angesichts dieser Leckerei aber doch schwach. Foto: Philipp Rothe
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Stille Mäuschen, schräge Vögel, Rampensäue – Tiere haben ihren ganz eigenen Charakter. Und wo lässt sich das besser beobachten als im Zoo? Leider ist der Heidelberger Zoo geschlossen. Damit die Tiere nicht in Vergessenheit geraten, stellt die RNZ im Rahmen der Serie "Tierisch spannend" einige Zoobewohner und ihre Charaktereigenschaften vor. Dabei soll es nicht nur um jene Tiere gehen, die sonst im Rampenlicht stehen, sondern auch um die stillen Stars, die man oft erst auf den zweiten Blick entdeckt. Vogelkurator Eric Diener hat der RNZ Hintergrundwissen zu einer gefiederten Gang in der Vogelvoliere vermittelt.
Wer seid ihr denn? Fünf Salvadori-Weißohrsittiche leben seit vergangenem Jahr in der für Besucher begehbaren Vogelvoliere beim Elefantenhaus. Eigentlich sind sie mit ihrem grün-bunten Gefieder echte Hingucker, aber beim Besuch der Voliere fällt der Blick meist erstmal auf die Enten, deren Tauchmanöver sich im kleinen Teich auch unter Wasser so herrlich beobachten lassen.
Was macht euch besonders? Dabei ist das gefiederte Quintett eine echte Rowdy-Gang und gibt in der Voliere gern den Ton an. Einer der Vögel stammt aus dem Vogelpark Marlow, die anderen vier kamen aus Belgien nach Heidelberg. Kaum angekommen, nagten die Vögel erstmal alles an, was nicht niet- und nagelfest war. Sogar ein Loch im Mittelpfeiler der Voliere geht auf ihre Kappe. Vogelkurator Diener hat das überrascht. "Wir hatten früher mal ein Einzeltier, das ursprünglich beschlagnahmt worden war und bei uns unterkam. Das war aber eher schüchtern." Nun sind Weißohrsittiche allerdings gesellige Tiere und vielleicht drehen sie erst mit Kumpels richtig auf. Auch in Sachen Essen müssen die Mitbewohner schnell sein, seit das Quintett in Heidelberg wohnt – die Sittiche gehen an jedes Futter.
Was fresst ihr gerne? Besonders gerne fressen Weißohrsittiche Obst – und deshalb war Eric Diener auch ganz sicher, dass sich die gefiederte Gang mit einem geschickt platzierten Apfel problemlos vor die Linse des RNZ-Fotografen locken lässt. Von wegen. Fürs Vogel-Fotoshooting war ein Zweitbesuch notwendig. Ob das nun an der Dickköpfigkeit der rund zwei Jahre alten Tiere lag oder einfach daran, dass sie gerade keinen Hunger hatten – das lässt sich nur mutmaßen.
Was macht ihr sonst so? Weißohrsittiche haben jedenfalls einen strikt geregelten Tagesablauf. Morgens wird gefressen, mittags wird geputzt, dann ist Mittagsruhe, nachmittags steht nochmal Fressen auf dem Programm, und da die Vögel im Dunkeln nicht richtig sehen können, gehts früh ins Bett. All das macht das Quintett, dessen Mitglieder alle gleich aussehen, immer gemeinsam. Dazu gehört auch das Bad im Teich und zwar ausschließlich von einem ganz bestimmten Stein aus. Und da nicht alle gemeinsam auf den Stein passen, gibt es dann auch untereinander regelmäßig rowdymäßiges Gerangel und Geschubse.
Was man über euch noch wissen sollte? Der natürliche Lebensraum der Heidelberger Weißohrsittiche liegt im Osten Brasiliens in feuchten Bergwäldern – die Vögel sind bedroht, weil viele der alten Wälder abgeholzt werden, um Landwirtschaft zu betreiben. Weißohrsittiche brauchen aber alte Bäume mit Löchern zum Brüten. Besondere Artenschutzprojekte wie die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP), an denen sich auch der Zoo Heidelberg beteiligt, sollen dabei helfen, das Überleben der Tiere zu sichern.
Info: Wer den Zoo Heidelberg dabei unterstützen möchte, kann spenden an: Sparkasse Heidelberg, BIC: SOLADES1HDB, IBAN: DE 65.6725.0020.0000.0159 11.