Hans Hippelein, der Vorsitzende des Stadtteilvereins, zeigte die Filmsequenzen, in denen es um den Emmertsgrund geht. Foto: Popanda
Von Werner Popanda
Heidelberg-Emmertsgrund. Mit gleich zwei Wellen hatte der Jahresempfang des Stadtteilvereins zu kämpfen. Zum einen mit der Grippewelle, die bewirkte, dass weniger Gäste als sonst den Weg in den Treff 22 fanden. Zum anderen schwappte eine mittlere Empörungswelle durch den Raum - ausgelöst von einem Film, den der Vorsitzende Hans Hippelein zeigte.
Der von "Heidelberg-Marketing" vertriebene "Historische Dokumentarfilm" dauert rund 45 Minuten und ist in den Tourist-Infos in sechs Sprachen erhältlich. Er steht unter dem Motto "Heidelberg, die Stadt der Romantik, im Film entdecken!" und verspricht "Eine Zeitreise mit Filmaufnahmen aus 100 Jahren".
Doch was den Emmertsgrund anbelangt, dessen Entstehung auch eine kurze Sequenz gewidmet ist, kann von Romantik keinerlei Rede sein. Vielmehr schienen es die meisten Betrachter dieser wenigen Filmminuten kaum fassen zu können, wie der Stadtteil im Rückblick dargestellt wird. Aufgrund dieser Bestürzung musste der Film sogar ein weiteres Mal gezeigt werden. In ihm ist der Emmertsgrund ein Hort von Anonymität und Kriminalität, eine Betonwüste der trostlosen Hochhäuser.
Im Film kommt auch der Sozialpsychologe Alexander Mitscherlich zu Wort, der seinerzeit in der Gutachterkommission zur Errichtung der Großsiedlung am Hang über Rohrbach mitgewirkt hatte. Er zog sich 1975 wegen inhaltlicher Differenzen aus dem Gremium zurück - und findet in dem Film für den Emmertsgrund alles andere als freundliche Worte.
Sozusagen als Gegenentwurf zum Heidelberg-Film präsentierte Hippelein einen Imagefilm zum Jubiläum "1250 Jahre Bretten". Dort sind zwar auch Hochhäuser zu sehen, jedoch wird kein einzelner Stadtteil niedergemacht. Zugleich hielt er fest, dass der Stadtteilverein nur allzu gerne eine Fachfirma damit beauftragen würde, einen neuen Film über den Emmertsgrund zu drehen. Das würde gut 10.000 Euro kosten und nicht von der Stadt oder Heidelberg-Marketing finanziell unterstützt. Darum werde der Stadtteilverein ab jetzt Geld für dieses Projekt sammeln.
Bürgermeister Wolfgang Erichson sagte prompt zu, dass er mit Mathias Schiemer, dem Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft Heidelberg-Marketing, Kontakt aufnehmen und ihn bitten werde, sich mit dem Emmertsgrunder Stadtteilverein in Verbindung zu setzen. Aus seiner Sicht sei dies, so Erichson, "das Mindeste". Zugleich dankte er Hippelein und dessen Mitstreitern dafür, sich "unermüdlich für ihren Emmertsgrund zu engagieren".
Dann listete er die Erfolge des Bergstadtteils auf. Erichson nannte das 2010 über das Programm "Soziale Stadt" eingerichtete Stadtteilmanagement, das seine Arbeit erfolgreich fortgeführt habe oder das Medienzentrum, das sich vor allem in den Bereichen Neuer Medien zu einem "beliebten Treffpunkt aller Altersgruppen für Bildung, Austausch und Beratung etabliert" habe.
Nicht minder wichtig für den Stadtteil seien das gute Freizeit- und Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche sowie der Neubau einer Kindertagesstätte in der Otto-Hahn-Straße. Hinzu käme, so Erichson, eine Verbesserung im öffentlichen Nahverkehr: An der Bushaltestelle "Forum" werden jetzt die aktuellen Abfahrtszeiten angezeigt.
Gleichfalls lobte Erichson das Bürgerhaus, in dem im vergangenen Jahr über 270 Veranstaltungen stattgefunden hätten, darunter der Pfennigbasar, der den Emmertsgrund weit über die Grenzen Heidelbergs hinaus bekannt gemacht habe. - Nur böse Zungen hätten an dieser Stelle angemerkt, dass ein ganz bestimmter Film das auch tue.