Heidelberg. (mare) Schwächelt die Einkaufsstadt Heidelberg? Das fragte die RNZ, als bekannt wurde, dass mit "Esprit" und S.Oliver" zwei Markengeschäfte in der Hauptstraße schließen. Während die Stadtverwaltung keine Krise und weiterhin eine attraktive Einkaufsmeile sowie große Weiterentwicklung sieht, sehen das die RNZ-Leser weitaus kritischer. Der Tenor auf der RNZ-Homepage und bei Facebook lautet: Mannheim ist in Sachen Einkaufen vorn.
"Ich war immer in Heidelberg einkaufen. Doch in den letzten Jahren hat die Stadt so stark abgebaut. Läden wie Sportarena, Wollworth, Inda und ganz früher noch Bredl sind alle weg", schreibt eine Leserin. "Mittlerweile gehen wir nach Mannheim." Ähnlich äußert sich ein weiterer Leser: "Seit die Sportarena weg ist, fahre ich zum Einkaufen nur noch nach Mannheim." Seine Begründung: "Der Kaufhof allein reicht nicht, um Heidelberg attraktiv zu machen." Und auch eine weitere Meinung geht in diese Richtung: "Heidelberg ist als Einkaufsstadt uninteressant geworden." Lieber fahre er nach Heilbronn oder Mannheim. "Die meisten meiner Bekannten und ich selbst fahren zum Einkaufen nach Mannheim. Das Angebot ist dort vielfältiger", kommentiert ein Leser. Ein anderer Leser spitzt die Kritik zu: "Verglichen mit Mannheim: Provinziell!"
Das Bedauern über das Aus der Markenläden ist jedoch groß. "Schade", meint eine Nutzerin. "Wo ich doch letztlich immer bei S.Oliver noch etwas passendes gefunden habe, nachdem ich schon alle anderen Läden ernüchtert abgeklappert hatte. Nach Mannheim verlassen sie jetzt auch noch Heidelberg." Dass immer die guten Geschäfte "wie auch schon Bredel oder der große Spielwaren Knoblauch", bedauert eine andere Leserin. "Dafür siedeln sich Billigläden an, da die Ladenmiete auch sehr hoch ist", glaubt sie. Dem stimmt eine andere Leserin zu: "Bei diesen Mieten bleibt ja nur noch das Dichtmachen. Welche Firma kann sich das noch leisten?" Sie fordert: "Miettechnisch ist ein Umdenken angesagt."
Auch zu den Ursachen für die Schließungen haben sich die Leser Gedanken gemacht: "Eines der Probleme der Heidelberger Geschäfte ist die reziproke Relation von Ladenmiet- und Inneneinrichtungsniveauhöhe", schreibt ein Leser. "Das Parken ist einfach zu teuer", glaubt eine weitere Leserin. Ihr Fazit: "Ich gehe kaum noch in Innenstädte zum Shoppen."
"Große Flächen, austauschbares Design, durchschnittliche Qualität und un-hippess Auftreten", sieht ein weiterer Leser als das zentrale Problem. Er wünscht den Angestellten alles Gute. "Das alte Spiel", erkennt ein anderer Leser. "Angebot und Nachfrage mit einer Prise Gier bei allen Marktteilnehmern. Verbraucher wollen Schnäppchen, am Liebsten vom Sofa aus, Immobilienbesitzer wollen möglichst hohe Mieten, Händler möglichst große Margen. Hauptstraße in Heidelberg? War ich schon ewig nicht mehr." Die Kritik an der Einkaufsmeile Heidelbergs ist massiv: "Die Hauptstraße ist sehr austauschbar. Die spannenderen Läden sind in der Plöck und Seitenstraßen wie Märzgasse oder Ziegelgasse."
Keine Einzelhandelskrise, aber eine Krise der Ladengeschäfte macht ein Leser aus. Dabei spiele auch das Internet eine wichtige Rolle: "Es gibt nämlich immer mehr Menschen, die selbst Kleidung online kaufen", lautet seine Meinung. Die Geschäfte sollten von der Stadt bei dieser Entwicklung unterstützt werden: "Mit Pfeifen im Walde ist den Ladengeschäften nicht gedient."
Das Thema Online greift auch ein anderer Leser auf: "Heidelberg sollte sein touristisches Potential in der Innenstadt mehr ausschöpfen, Shopping ist in Online-Zeiten schwierig." Eine weitere Meinung: "Die Marken haben ihren Zenit überschritten." Aber es gebe Licht am Horizont: "Insgesamt wurde es in Heidelberg die letzten jahre eher wieder besser."
Das sehen nicht alle so. Eine andere Leserin meint: "Heidelberg schwächelt diesbezüglich und hat so langsam sein Flair verloren. Ich komme immer wieder dorthin, aber ..."